1286 - Comanzataras Träume
Weihe ihres Heraldischen Tores einen Einschnitt in ihrer geschichtlichen Entwicklung, den ihr noch nicht ganz verstehen könnt. Dem ersten Antrag der Hohen Führung von Pailliar habe ich bereits entsprochen. Ihr und eure Gefolgschaft, die ihr Vironauten nennt, werdet es sein, die als erste durch das Tor gehen dürfen. Noch ist Zeit, denn die Tormeister aus dem Volk der Nakken müssen erst die psionischhyperphysikalischen Aufgaben meistern, die mit der Feinjustierung eines Heraldischen Tores verbunden sind. Ich weiß, daß die Nakken es schaffen werden, denn sie schaffen es immer. ESTARTU beschäftigt in ihren Reihen keine Untauglichen. Und das gilt auch für euch."
„Du sprachst von einem ersten Antrag", meldete sich Jennifer Thyron zu Wort, die bis dahin, wie Demeter, aus guten Gründen geschwiegen hatte. Der Kodexwahrer warf ihr nur einen kurzen Blick zu.
„Wessen geistige Konkubine hat da gesprochen?" fragte er dann überheblich.
„Meine!" Die Antwort Tekeners fiel hart aus, aber der Kodexwahrer schien das nicht zu bemerken. Jedenfalls reagierte er trotz der Unruhe, die er verbreitete, relativ sachlich.
„Ist das auch deine Frage, Ronald Tekener?"
„Natürlich. Warum, glaubst du, habe ich sie mitgebracht? Es gibt also noch einen oder weitere Anträge der Regierenden von Pailliar. Welche sind das?"
„Es existiert in der Tat ein zweiter Antrag der Hohen Führung von Pailliar. Er stellt eine besondere Ehrung dar, wenn ich ihm zustimme. Ich hatte Zweifel, aber die Permitträger haben Gehorsam und Stärke im Sinn des Gebots des Kampfes bewiesen. Ich werde euch diese Ehre gewähren, die die Pailliaren gewünscht haben."
Dokroed hob seine knochige rechte Hand.
Im Raum entstand das Bild eines gewaltigen Monuments.
Die winzigen Figuren am Fuß des Bauwerks ließen auf die Größe des Heraldischen Tores schließen. Es bedeckte auf der Planetenoberfläche ein Quadrat von gut 1000 mal 1000 Metern und ragte 2000 Meter in den Himmel Pailliars. Kantige Mauern formierten sich zu einem eindrucksvollen Bild der Stärke. Die unteren drei Viertel bildeten einen geschlossenen Block. Roi und Tek konnten sich nur in der Phantasie vorstellen, was sich an technischen Anlagen, Transmitterplattformen und ähnlichen Einrichtungen hier befand.
Augenfälliger war der Kopf des Monuments, das wie aus Stein wirkte, aber bestimmt aus einen widerstandsfähigeren Material war.
Dokroed bemerkte die Blicke seiner Zuhörer.
„Die Heraldischen Siegel mit dem ESTARTU-Symbol des wahren Dritten Weges", erklärte er bereitwillig. „Dort befindet sich der Kommandostand des Tores, in dem jetzt noch die Nakken arbeiten. Ihr werdet dem Tormeister begegnen und mehr von ihm erfahren."
„Nicht schlecht", gab Tek zu. „Auch ziemlich eindrucksvoll. Wie du sicher weißt, schleusen die Vironauten bereits aus. Wir sind einverstanden.
Aber du mußt noch die Frage meines Paladins beantworten. Wie lautet der zweite Antrag der Pailliaren?"
„Das Heraldische Tor soll einen Namen im Sinn der Ehre des Kodex bekommen. Es handelt sich um das jüngste und damit auch um das modernste Tor von Siom Som. Es wird in die Geschichte der Pailliaren eingehen, aber auch in die Geschichte ESTARTUS, die mit diesem Tor ein weiteres geistiges und materielles Manifest des Dritten Weges ins Leben ruft."
Der Kodexwahrer reckte seine beiden dünnen und gefiederten Arme dem Bild des Heraldischen Tores entgegen. Er stolzierte mit wenigen Schritten darauf zu und verneigte sich ehrfürchtig.
„Du wirst in wenigen Dutzend Tagen geweiht werden, oh Tor! Du wirst dem Ewigen Geist des Kodex dienen, oh Tor! Du wirst eine würdevolle Weihe durch diese Permitträger erhalten, die von einem Ort kommen, der so weit entfernt ist, daß du ihn nie erreichen kannst, oh Tor. Du sollst ihren Namen tragen. Du wirst auf ihren Namen geweiht und getauft werden...
... TERRANER-TOR!"
*
Comanzatara schwieg.
Ihre Blüte erlosch.
Sie rollte die Blütenblätter nach innen und neigte sich leicht zur Seite. Sie wirkte frisch, aber sie war doch mit einem Mal so abwesend, wie seit langem nicht mehr.
Jizi Huzzel erkannte die Bedeutung dieses Verhaltens nur ungefähr. Die weibliche Pflanze hatte es angekündigt. Es folgten keine Träume mehr.
Die Nacht war fast zu Ende, und die Müdigkeit zerrte an den Gliedern und dem Geist der Siganesin. Sie dachte noch über das Gehörte nach, aber sie brachte ihre Überlegungen zu keinem Ende. Das Schlafbedürfnis holte sie ein, bevor sie den Sessel
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