129 - Im Vorhof der Hölle
daß du zurückkommst!" sagte sie schroff und trieb den Rattenpsycho vor sich her. Trigemus trottete wie ein geprügelter Hund vor ihr her. Coco fragte sich, wie lange er sich diese Behandlung noch gefallen lassen würde. Sie glaubte nämlich nicht, daß er in Wirklichkeit gar so kriecherisch war, wie er tat. Er hätte sie mit einem einzigen Schwanzstich töten können; und das wußte er. Vielleicht verstellte er sich nur, weil er ein bestimmtes Ziel erreichen wollte.
Coco kam mit Trigemus zurück, und sie setzten gemeinsam ihren Weg fort.
„Wir müssen auf bestimmte Zeichen achten", erklärte Parker. „Es ist nämlich nicht möglich, daß wir schnurstracks zum Padma gehen."
„Was soll dieser Humbug, Jeff?" fragte Dorian unwillig. „Wir haben nicht die Zeit für solche Kindereien."
„Du solltest am besten wissen, daß es keine Kindereien sind", erwiderte Parker. „Wir können die Padmas nicht brutal aus ihrer Meditation reißen. Das könnte schwere psychische Schäden hervorrufen."
„Akzeptiert", knurrte Dorian.
Der Dämonenkiller blieb plötzlich stehen und lauschte.
„Was war das?" fragte er. „Es hat sich wie Schreien angehört."
Parker nickte. „Komm mit!"
Sie bogen ab. Parker führte sie zu einem Holztor, das keine Klinke besaß. Er stellte sich davor auf, schloß die Augen und konzentrierte sich. Kurz darauf schwang das Tor wie von Geisterhand bewegt nach innen auf.
„Hast du das allein kraft deines Geistes bewerkstelligt?" erkundigte sich Dorian.
„Nein." Parker lächelte. „Ich bin noch nicht so weit, um Dinge telekinetisch bewegen zu können - zumindest nicht aus eigener Kraft. Ich brauche noch die Unterstützung anderer. Als ich euch gerufen habe, wurde ich ebenfalls von den anderen Padmas unterstützt, die meine Gedanken verstärkten."
Durch die offene Tür war das Schreien und Stöhnen lauter zu hören. Dorian zuckte zusammen, als er den Raum dahinter sah. Er meinte, in eine Folterkammer zu blicken.
Dorian sah Padmaschüler, die sich auspeitschten; andere lagen auf Nagelbrettern oder hatten diese mit Gewichten beschwert und auf ihren Körpern liegen. Ein Schüler war in Ketten gelegt und an den Armen hochgezogen worden.
„Muß das denn sein?" fragte Dorian entsetzt.
„Manche Schüler sehen keinen anderen Ausweg, als ihre Körper schmerzunempfindlich zu machen, um dadurch den Geist zu schärfen", erklärte Parker.
„Das ist mir schon klar, Jeff', sagte Dorian, „nur halte ich diese Selbstquälerei für überflüssig. Diese Tortur fördert nur die Erschaffung von Psychos."
„Von dieser Warte aus hat die Geißelung und Askese bestimmt noch niemand betrachtet", erwiderte Parker mit leichtem Spott.
Dorian wich einige Schritte beiseite, als ein nur mit einem Lendenschurz bekleideter Schüler vorbeikam, dessen Körper mit langen Nadeln durchstochen war, auf denen er ein schweres Gestell und zusätzlich Gewichte hängen hatte. Es handelte sich um einen jungen Mann von vielleicht zwanzig Jahren. Er schenkte Dorian ein höfliches Lächeln, senkte vor Coco leicht das Haupt und wanderte mit seiner ungewöhnlichen Last weiter.
„Gehen wir!" verlangte Dorian.
Aber Parker rührte sich nicht vom Fleck. Er stand mit geschlossenen Augen da und machte einen entrückten Eindruck. Seine Lippen bewegten sich stumm, als wiederholte er etwas für sich selbst, das er in seinem Geist gehört hatte.
„Was ist, Jeff?" fragte Unga ungeduldig.
Parker öffnete die Augen.
„Die Dämonen und Janusköpfe dringen immer weiter in die Festung vor", erklärte er. „Aber der Lotosgeborene ist noch Herr der Situation. Nur…"
„Sage ja nicht, daß er unseren Besuch nicht wünscht!" drohte Dorian.
„Und doch ist es so. Wir dürfen im Augenblick nicht zu ihm vordringen. Er muß seine ganze Kraft aufbieten, um den Belagerern Widerstand leisten zu können. Du mußt Vernunft annehmen, Dorian. Hab etwas Geduld! Warten wir, bis sich die Lage beruhigt hat. In einigen Stunden wird alles ganz anders aussehen."
Dorian wollte etwas erwidern, aber Coco berührte seinen Arm und schüttelte den Kopf.
„Also gut." Dorian gab nach. „Nachdem so viel Zeit verstrichen ist, kommt es auf ein paar Stunden auch nicht mehr an."
„Vertreiben wir uns doch die Zeit mit der Jagd nach Janusköpfen", schlug Trigemus vor.
Aber niemand ging auf seinen Vorschlag ein.
Parker führte sie in einen anderen Raum, vor dem zwei Padmas in tiefer Trance in der Luft schwebten. Der Raum war leer. Nur eine Wand zierte eine
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