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13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan

13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan

Titel: 13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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wohl durch den Kopf geschossen – und das andere sprang wiehernd in langen Sätzen über die Ebene dahin. Von den Kugeln der beiden Kurden aber hatten wir nichts gespürt.
    „Wenn dies so fortgeht, Sihdi“, lachte Halef, „so haben sie sehr bald keine Pferde mehr und tragen das Sattelzeug selbst nach Hause. Siehst du, wie sie zurücklaufen zu den andern? Sag' diesen doch, daß auch sie sich zu nahe herangewagt haben!“
    „Eine Warnung sollen sie allerdings haben.“
    Sie hielten wieder beisammen, und einige Schritte vor ihnen befand sich der Nezanum, welcher eifrig mit ihnen sprach. Sie hatten wohl noch kein Gewehr gekannt, dessen Kugel eine solche Strecke, wie die zwischen uns liegende, zu durchfliegen vermochte, und hielten sich also für vollständig sicher. Sie sahen daher auch erstaunt nach mir, als ich hinter meinem Pferd hervortrat und die Büchse anlegte. Ein Knall – und im nächsten Moment lag der Nezanum am Boden, und sein Pferd wälzte sich über ihm. Ich zielte etwas weiter nach rechts und traf auch das nächste Pferd. Die Kurden jagten nun mit einem lauten Geschrei weit zurück, und die pferdelosen Reiter sprangen unter Verwünschungen hinter ihnen drein. Diese Leute hatten von gestern her zu viel Respekt vor unsern Waffen, sonst wären wir doch verloren gewesen.
    Jetzt ließen sie uns Muße, eine Furt zu suchen, die wir auch bald fanden. Wir gingen über den Bach und eilten dann so schnell vorwärts, als das Pferd Amads laufen konnte.
    Das Tal von Berwari wird durch viele Flüßchen bewässert, welche von dem Gebirge herabströmen und sich mit einem Arm des Khabur vereinigen, der in den großen Zab mündet. Diese Wasserläufe sind mit Gebüsch umsäumt und die zwischen ihnen liegenden Ebenen von zahlreichen Eichen, Pappeln und anderen Laubbäumen bestanden. Bewohnt wird das Tal teils von Berwari-Kurden, teils von nestorianischen Christen; doch sind die Dörfer der letzteren meist verlassen.
    Wir hatten die Verfolger aus dem Gesicht verloren und kamen zu einigen Dörfern, die wir aber in einem möglichst weiten Bogen umritten, da wir nicht wissen konnten, wie man uns begegnen werde. Einige einzelne Männer, welche im Freien beschäftigt waren, bemerkten uns aber doch. Wir ritten rasch weiter.
    Leider kannten wir den Weg nicht genau, welchen wir einzuschlagen hatten. Ich wußte nur, daß Gumri im Norden liege; dies war die einzige Kenntnis, die uns als Führer dienen konnte. Die vielen Wasserläufe, welche wir passierten, hielten uns auf und nötigten uns zu manchem Umweg. Endlich gelangten wir an ein Dorf, welches nur aus einigen Häusern bestand. Es war nicht gut zu umreiten, weil es auf der einen Seite an das tiefe Bett eines Baches und auf der andern Seite an ein ziemlich dichtes Gehölz stieß. Das Dorf schien ganz verödet zu sein, und wir ritten völlig unbesorgt darauf los.
    Schon waren wir an dem ersten Haus vorbei, da krachten Schüsse. Sie kamen aus den Fensteröffnungen der Häuser. –
    „Zounds!“ rief der Engländer und griff sich an den linken Oberarm.
    Eine Kugel hatte ihn getroffen. Ich selbst lag am Boden, und mein Pferd rannte im Galopp davon. Ich stand auf, eilte ihm nach und kam glücklich zum Dorf hinaus, obgleich auch aus den anderen Häusern mehrere Schüsse auf mich fielen. Eine Blutspur zeigte mir, daß mein Rappe verwundet worden sei. Da dachte ich nicht mehr an die Gefährten; ohne umzublicken, rannte ich vorwärts und fand das Pferd an dem Rand jenes Gehölzes, wo es stehen geblieben war. Die Kugel hatte es hart hinter dem Genick am oberen Hals gestreift und eine zwar nicht gefährliche, aber doch schmerzhafte Wunde gerissen. Ich war noch mit der Untersuchung derselben beschäftigt, als die Gefährten mich erreichten. Sie hatten einige unnütze Kugeln verschossen und waren mir dann gefolgt, ohne weiteren Schaden zu erleiden. Der Engländer blutete am Oberarm.
    „Ist's gefährlich, Sir?“ fragte ich ihn.
    „Nein. Ging nur ins Fleisch. Wißt ihr, wer es war? Der Nezanum!“
    „Nicht möglich!“
    „Schoß vom Dach herab. Habe ihn deutlich gesehen!“
    „So haben sie uns den Weg abgeschnitten und uns in diesem verlassenen Dorf einen Hinterhalt gelegt. Ein Glück für uns, daß sie sich nicht alle auf die Dächer postierten! Wir wären verloren gewesen. Aus den Fensterspalten aber kann man auf Vorüberreitende keinen sicheren Schuß haben.“
    „Seid schön heruntergeflogen, Master!“ neckte er mich. „War sehr interessant, als man Euch dem Gaul nachlaufen

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