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13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan

13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan

Titel: 13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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gefährlicher sei als der Anschluß an die Streiter.
    „Wo ist Ifra?“ fragte Halef noch.
    „Er schläft auf der Plattform.“
    „Er ist eine Schlafmütze, Sihdi, und darum wird ihm sein Hauptmann den Esel gegeben haben, welcher die ganze Nacht hindurch schreit. Weiß er bereits etwas von dem, was geschehen wird?“
    „Ich glaube nicht. Er soll auch nicht wissen, wie weit wir dabei beteiligt waren; verstehst du?“
    Da kam Ali Bey noch einmal zurück, um sein Pferd zu holen. Er machte mir noch allerlei Vorstellungen, die aber nichts fruchteten, und so war er gezwungen, mich zu verlassen. Er tat dies mit dem herzlichsten Wunsch, daß mir nichts Böses geschehen möge, und versicherte wiederholt, er würde alle fünfzehnhundert Türken niederschießen lassen, wenn ich von ihnen ein Leid erdulden müsse. Zuletzt bat er mich, das große weiße Tuch, das in der Stube hing, auf die Plattform des Hauses, die er von der Höhe ganz gut überblicken konnte, zu legen, zum Zeichen, daß ich mich wohl befinde. Sollte das Tuch fortgenommen werden, so werde er schließen, daß ich mich in Gefahr befinde, und werde sofort dem gemäß handeln.
    Nun stieg er auf und ritt davon, der letzte von all den Seinen.
    Der Tag begann zu grauen; der Himmel lichtete sich, und wenn man zu ihm emporblickte, vermochte man bereits die einzelnen Äste der Bäume zu unterscheiden. Droben an der gegenüberliegenden Talwand verhallten die Hufschläge von Ali Beys Pferd. Ich war nun, da auch mein Dolmetscher mich verlassen mußte, mit den beiden Dienern ganz allein in jenem viel besprochenen Tal eines geheimnisvollen und auch jetzt mir noch rätselhaften Kultus. Allein? Ganz allein? War es wirklich so, oder hörte ich nicht Schritte dort in dem kleinen, el Schems geweihten Haus?
    Eine lange, weiße Gestalt trat hervor und blickte sich um. Da sah sie mich und kam auf mich zu. Ein langer schwarzer Bart hing ihr über die Brust herab, während das Haupthaar schneeweiß über den Rücken wallte. Es war Pir Kamek; ich erkannte ihn jetzt.
    „Du noch hier?“ fragte er, als er vor mir stand, mit beinahe harter Stimme. „Wann folgst du den andern nach?“
    „Ich bleibe hier.“
    „Du bleibst? Warum?“
    „Weil ich euch hier mehr nützen kann als auf andere Weise.“
    „Das ist möglich, Emir; aber dennoch solltet ihr gehen!“
    „Ich richte dieselbe Frage an dich: Wann gehst du den andern nach?“
    „Ich bleibe.“
    „Warum?“
    „Hast du dort den Scheiterhaufen nicht gesehen?“ antwortete er finster. „Er hält mich zurück.“
    „Warum er?“
    „Weil es nun an der Zeit ist, das Opfer zu bringen, wegen dessen ich ihn errichten ließ.“
    „Die Türken werden dich ja stören!“
    „Sie werden mir sogar das Opfer bringen, und ich werde heute den wichtigsten Tag meines Lebens feiern.“
    Fast wollte es mir unheimlich werden bei dem Klange dieser hohlen, tiefen Stimme. Ich überwand jedoch dieses Gefühl und fragte:
    „Wolltest du nicht heute noch mit mir über dein Buch sprechen, welches mir Ali Bey geliehen hatte?“
    „Kann es dir Freude machen und Nutzen bringen?“
    „Gewiß!“
    „Emir, ich bin ein armer Priester; nur dreierlei gehört mir: mein Leben, mein Kleid und das Buch, von dem du redest. Mein Leben bringe ich dem Reinen, dem Mächtigen, dem Erbarmenden zurück, der mir es geliehen hat; mein Kleid überlasse ich dem Element, in welchem auch mein Leib begraben wird, und das Buch schenke ich dir, damit dein Geist mit dem meinigen sprechen könne, wenn Zeiten, Länder, Meere und Welten uns voneinander trennen.“
    War dies nur eine blumige, orientalische Ausdrucksweise, oder sprach aus ihm wirklich die Ahnung eines nahen Todes? Es überlief mich ein Schauder, den ich nicht abschütteln konnte.
    „Pir Kamek, deine Gabe ist groß; fast kann ich sie nicht annehmen!“
    „Emir, ich liebe dich. Du wirst das Buch erhalten, und wenn dein Blick auf die Worte fällt, die meine Hand geschrieben hat, so denke an das letzte Wort, welches diese Hand schreiben wird in das Buch, darinnen verzeichnet steht die blutige Geschichte der Dschesidi, der Verachteten und Verfolgten.“
    Ich konnte nicht anders, ich mußte ihn umarmen.
    „Ich danke dir, Pir Kamek! Auch ich liebe dich, und wenn ich dein Buch öffne, so wird vor mich treten deine Gestalt, und ich werde hören alle Worte deines Mundes, die du zu mir gesprochen hast. Jetzt aber solltest du Scheik Adi verlassen, denn noch ist es nicht zu spät!“
    „Sieh dort das Heiligtum, in welchem der

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