Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1301 - Eirenes Spur

Titel: 1301 - Eirenes Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Kijito überrannten, flüchteten Männer, Frauen und Kinder schreiend in die Häuser.
    Ich sah Fiload, der mit flatternden Flügeln auf mich zukam und dann in den Turm hinaufkletterte.
    „Midaouk", kreischte er. „Walte deines Amtes!"
    Die Angreifer stürmten die Pfade herunter, und plötzlich wurde mir klar, daß ich mich ebenfalls in höchster Gefahr befand. Ich hatte keinen Grund anzunehmen, daß sie mich schonen würden. Erschrocken wich ich bis an die Brüstung der Terrasse zurück.
    Wenn ich doch wenigstens eine Waffe hätte!
    „Midaouk", schrie Fiload. „Worauf wartest du denn? Meister der Falle, erfülle deine Pflicht."
    Ich wußte nicht, wen der Anführer der Ussadi aus Kijito meinte. Bisher hatte ich noch nicht von einem Meister der Falle gehört. Immerhin begriff ich, daß die Kijitoner durchaus mit einem derartigen Angriff gerechnet und sich darauf vorbereitet hatten.
    Plötzlich schlug der Meister der Falle zu.
    Die Trampelpfade zwischen den Hütten sackten weg, und tiefe Gräben taten sich auf.
    Die Angreifer stürzten hinein und gerieten damit auf Rutschbahnen, auf denen sie keinen Halt fanden. Ich lachte unwillkürlich, als ich sah, wie sie in den Gräben entlangglitten und vergeblich versuchten, sich irgendwo festzuhalten. Doch das Lachen verging mir, als die ersten Angreifer unter mir und der Terrasse hindurchschossen und in hohem Bogen in den Fluß flogen. Das Wasser begann zu brodeln. Der eben noch träge dahinfließende Strom schäumte und gischtete. Ich sah verzweifelte Gelbhelme, die mit aller Kraft versuchten, zum Ufer zu kommen.
    Keiner von ihnen schaffte es. Einer nach dem anderen versank in den Fluten, und das Wasser färbte sich rot. Von allen Seiten stürmten Raubfische heran und machten Beute.
    Ich stand wie gelähmt auf der Terrasse und konnte meine Blicke nicht abwenden.
    Schließlich aber wandte ich mich ab und flüchtete entsetzt in das Haus Filoads.
    Die Ussadi hatten mir gezeigt, daß mit ihnen nicht zu spaßen war und daß sie in einem unvorstellbaren Maß grausam sein konnten. Ich erfaßte, daß der Kampf um das Strandgut kein Spiel, sondern blutiger Ernst war, und daß ich die Ussadi weit unterschätzt hatte.
    Wenn es um Strandgut ging, verteidigten sich die Ussadi von Kijito mit aller Wucht, und dann kannten sie keinen Pardon.
    Durch eine Luke im Dach des Hauses blickte ich zum Turm hinauf. Ich sah Fiload, wie er beide Fäuste ballte und drohend gegen den Fluß erhob, in dem alle Angreifer den Tod gefunden hatten.
    Er hatte sein Strandgut verteidigt.
    Ich wurde mir dessen bewußt, daß er um mich ähnlich kämpfen würde.
    Ich fühlte, wie es mich eiskalt überlief.
    Ich hatte Angst. Zum erstenmal seit ich auf diesem Planeten war, hatte ich wirklich Angst.
    Es kam nicht darauf an, Zeit zu gewinnen, sondern vor allem darauf zu überleben.
    Ich bereute, daß ich auf das Werben des Priesters eingegangen war.
    Die Ussadi brauchten drei Tage, um die Siedlung wieder so herzurichten, daß die Spuren des Kampfes nicht mehr zu sehen waren. Da mir die Zeit zu lang wurde, und da ich mich ablenken wollte, beteiligte ich mich an den Arbeiten. Ich griff zur Schaufel und half, die Trampelpfade wieder aufzuschütten und damit gleichzeitig die Fallen wieder aufzubauen, die darunter verborgen waren.
    Ussadom-Meister Agaquat überwachte die Arbeiten. Er lebte in unglaublicher Weise auf.
    Er schien innerhalb weniger Stunden deutlich schlanker zu werden und um einige Zentimeter zu wachsen. Ständig putzte er seine Brille oder schob sie auf dem Schnabel hin und her. Ich hatte den Eindruck, daß er weder sehen konnte, wenn sie weit vorn auf der Schnabelspitze saß, noch wenn er sie unmittelbar vor seinen bläulich schimmernden Augen hatte, die durch das Glas der Brille erheblich vergrößert erschienen.
    Er streichelte mir anerkennend den Arm, als er sah, wie ich mich mit der Schaufel abmühte.
    „Es war großartig, nicht wahr?" krächzte er. „Wir haben die Angreifer besiegt, ohne selbst einen einzigen Blutstropfen zu vergießen."
    „Sie sind alle tot", erwiderte ich betroffen.
    „Ich sprach von Blut", stellte er richtig und stolzierte davon. Die anderen Ussadi schienen ihn nicht zu interessieren.
    Auch die anderen Würdenträger von Kijito verloren kein Wort über das Schicksal der Angreifer. Fiload blickte mich nur verwundert an, als ich die Sprache darauf brachte, daß sie alle den Tod gefunden hatten. Der Schamane kramte allerlei Schächtelchen und Dosen aus seinen Sachen hervor und

Weitere Kostenlose Bücher