1304 - Das Gericht der Elfahder
darauf warten, daß meine Begleiter Fazzy Slutch gefunden haben. Er ist entführt worden. Ihr habt von da oben den Sandwirbel gesehen. Das war doch keine Naturerscheinung!"
„Natürlich nicht. Wir werden tun, was uns möglich ist. Erwarte nicht zuviel, Toshin. Geht zunächst in eine Unterkunft!"
Er wandte sich abrupt um und kehrte mit seinen Begleitern in den Gleiter zurück. Das Fahrzeug hob mit hellem Singen ab und schoß in den fahlgelben Himmel des Planeten hinein. Es zog eine Schleife über der Stadt und flog in Richtung der Werft davon.
„Welch schöner Willkommensgruß", sagte Stronker sarkastisch. Der Mentor der EXPLORER sah mich fragend an. „Was tun wir?"
„Umkehren, was sonst", erwiderte ich scheinheilig. Ich bemerkte sein bestürztes Gesicht und lachte los.
„Hast du dir so gedacht", schmunzelte ich. „Los, suchen wir uns ein Hotel in dieser gastlichen Gegend!"
Wir aktivierten die Flugaggregate der Viren-SERUNS und strebten der Stadt entgegen.
Sie wirkte baufällig und machte insgesamt den Eindruck, als sei sie nur ein Notbehelf, eine Art Siedlung für Bauarbeiter. Sie bestand deutlich erkennbar aus lauter Fertigteilen, die manchmal mehr schlecht als recht zusammengesteckt waren. Wir erreichten die ersten der Gebäude und entdeckten eine Leuchtschrift, die uns einen Weg zum Fremdenhaus wies. Es lag in der Mitte der Stadt, und wir beschlossen, den Rest der Strecke zu Fuß zurückzulegen. Die Stadt war wie ausgestorben. Kein Wesen begegnete uns, und wir erreichten das Fremdenhaus und traten ein. Ein Funkimpuls vom Beiboot traf ein, der uns sagte, daß dort alles in Ordnung war. Niemand hatte versucht, in das Boot einzudringen oder es zu entfernen.
Die Tür quietschte, als ich sie aufstieß. Halbdunkel empfing uns. Im Schein einer trüben Wandlampe erkannten wir eine Art Galerie, auf der mehrere Statuen unterschiedlicher Wesen aufgestellt waren. Sie waren bunt gekleidet, und in ihren Gesichtern entdeckte ich Spuren von Leben. Eine der Statuen begann sich zu bewegen.
Es waren keine Standbilder, sondern Angestellte des Fremdenhauses oder Bewohner.
Sie drehten ihre Köpfe und musterten uns. Ihre Blicke ruhten lange auf mir. Sie sahen mir nicht in die Augen, sondern auf meine Stirn, wo das rote Mal leuchtete.
„Keine Zimmer frei", knarrte der Humanoide, der sich auf uns zubewegte. Dicht vor mir blieb er stehen. „Niemand hier will Ärger!"
„Anweisung vom obersten Ordnungshüter!" sagte ich. „Wir bekommen vier Zimmer!"
„Ihr seid nur zu dritt!"
„Wir sind zu viert!"
„Wo?"
„Willst du Ärger?" drohte ich. Hastig wich der Humanoide zurück.
„Nein", versicherte er. „Nur keinen Ärger!"
„Also?"
„Gut, vier Zimmer. Folgt mir. Ich führe euch!"
Er führte uns bis ans Ende der Galerie. Ein dunkles Loch gähnte uns entgegen, das Treppenhaus. Die Treppe war in drei Bahnen getrennt mit unterschiedlichen Stufen für die unterschiedlichsten Wesen. Wir benutzten den mittleren Teil, der es uns einigermaßen ermöglichte, die oberen Stockwerke zu erklimmen, ohne uns die Beine zu brechen.
Unter dem Dach hielt unser Begleiter an und deutete auf eine windschiefe Metalltür.
„Dahinter befinden sich vier Kammern. Zu bezahlen ist im voraus."
Stronker Keen baute sich vor dem Wesen auf.
„Willst du Ärger?" brüllte der sonst ausgeglichene Vironaut.
Der Humanoide machte einen Satz zur Seite und schaute zu, daß er zur Treppe kam.
Wir hörten, wie er die Stufen hinabrumpelte.
Stronker lachte leise.
„Ich glaube, ich weiß jetzt, wie das mit dem Ärger auf Muantok funktioniert", meinte er.
„Die Warnung des obersten Ordnungshüters war unnötig!"
Ich schaute Parlan an. Der Vironaut machte eine Geste der Zustimmung. Ich gab ihm zu verstehen, daß er eintreten solle. Er öffnete die Metalltür. Wir gelangten in eine Wohnung, die aus vier kleinen Schlafkammern und einem Aufenthaltsraum bestand. Die Möbel waren recht zierlich und die Betten kurz. Sie bestanden aus einer Anhäufung von Polstern auf einem Rost. Ich entschied mich für die erste Kammer und warf mich probeweise auf die Polster. Sie waren weich, und ich legte die Hände unter den Kopf. Ich überlegte. Wir hatten den Ordnungshütern gegenüber von den Gamtsaka-Brüdern gesprochen, aber sie hatten nicht reagiert. Wir mußten ihren Aufenthalt in Erfahrung bringen, aber zunächst war es unsere Pflicht, uns um Fazzy Slutch zu kümmern. Jemand hatte ihn entführt, das stand für mich fest. Dieser Jemand konnte uns nicht gerade
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