1304 - Das Gericht der Elfahder
verschwinden wir."
„Hoffentlich auf Nimmerwiedersehen!" schrillte ein tentakelbewehrtes Kugelwesen ganz in der Nähe. „Toshins ziehen immer eine Horde Aasjäger hinter sich her. Wir wollen auf Muantok unsere Ruhe!"
Ich grinste unmerklich. Das Kugelwesen schien nicht besonders viel von sich und Seinesgleichen zu halten, wenn es auf Aasjäger anspielte. Es meinte damit die Kodextreuen, die sich einen Spaß daraus machten, einen Vogelfreien wie mich zu jagen.
Der Fleischberg mit dem unaussprechlichen Namen gab die Treppe frei. Er zog sich auf seinen Stuhl zurück.
„Ich habe euch gewarnt", murmelte er, während wir an ihm vorbeigingen. „Noch habt ihr Zeit umzukehren!"
Hinten am Tresen stand ein Humanoider und reckte uns sein neugieriges Gesicht entgegen. Als wir an der Treppe zur obersten Ebene zauderten, winkte er uns heran.
„Die Gamtsaka-Brüder halten sich nicht in Ymhala auf", verkündete er ohne lange Vorrede. „Wenn ihr sie sucht, dann bedient euch meiner Verbindungen. Ich bin in der Lage, einen Kontakt herzustellen."
Der Mentor der EXPLORER musterte die anderen Wesen hinter der Theke. Eines davon war durch eine Tür verschwunden und kehrte nicht zurück.
„Was möchtet ihr trinken?" fragte der Humanoide. „Bevor ich es vergesse, ich bin Gnaschoratz, der Inhaber dieser Kneipe."
„Fruchtsaft der Kategorie 11-7 CG", sagte ich. Das Zeug gab es auf vielen Planeten. Es war ein Standardgetränk für Humanoide wie uns Vironauten. Wenn man es trank, konnte man wenigstens sicher sein, daß man sich nicht vergiftete.
„Zweimal", fügte Stronker hinzu. Gnaschoratz zog sich zurück, und wir ließen uns auf unförmigen Hockern nieder und musterten den Saal hinter uns. Noch immer war nicht viel mehr zu hören als Geflüster. Die Wesen unterschiedlichster Herkunft trauten uns nicht.
Sie wollten so wenig wie möglich mit einem Toshin zu tun haben, und ich konnte es ihnen nicht verdenken. Sie alle hatten Dreck am Stecken und mußten sich bemühen, nicht mit den Kodextreuen in Konflikt zu kommen.
Keine Minute später erhielten wir unser Getränk. Es wurde in hohen, durchsichtigen Stangen aus Plastik serviert. Es war gekühlt, und wir nahmen einen großen Schluck. Das Zeug schmeckte tatsächlich fruchtig und erfrischend und prickelte auf der Zunge. Die Farbe variierte zwischen Knallrot und Giftgrün mit Schattierungen von Ultramarin und Zitronengelb.
Aus unsichtbaren Lautsprechern begann Musik zu säuseln. Es waren jene nicht beschreibbaren sphärischen Klänge, die einen entspannen und zum Verweilen verleiten. Sie wirkten einschläfernd, und wir hatten alle Mühe, uns auf unsere Umgebung zu konzentrieren. Das Zeitgefühl ging verloren, und ein Blick auf eine zitternde Wanduhr mit der hiesigen Planetenzeit brachte wenig Aufschluß. Nach einer Weile erkundigte sich Stronker bei seinem SERUN nach der Bordzeit. Wir stellten fest, daß wir uns beinahe eine Stunde in der Spelunke aufhielten. Ich wurde ungeduldig. Ich fragte nach Gnaschoratz. Der Wirt ließ sich entschuldigen. Er hatte zu tun. Vermutlich zog er Erkundigungen über die Gamtsaka-Brüder ein.
Endlich tat sich etwas. Ein Uniformierter betrat den Saal und kam zielstrebig auf uns zu.
„Abeneger schickt mich", sagte er knapp. „Folgt mir!"
Wir bezahlten die Getränke und verließen die Kneipe. Draußen wartete ein Gleiter auf uns. Wir stiegen ein. Der Ordnungshüter brachte uns an das obere Ende Ymhalas, dort, wo die aufragenden Bergwände den Gebäuden am nächsten standen. Der Gleiter kam über einem Hof mit einer hohen Einfriedung zur Ruhe.
„Aussteigen!" hörten wir den Uniformierten sagen. Der Ausstieg öffnete sich. Wir aktivierten die SERUNS und ließen uns langsam hinabsinken. Über uns donnerte der Gleiter davon.
Dicht über dem Boden reagierten die SERUNS. Ihre Schutzschirme bauten sich auf und schützten uns. Wir erkannten, daß jemand mit einem Fesselfeld nach uns griff. Wir wurden auf eine dunkle Stelle zugezogen, die sich im Boden bildete.
„Eine Falle", knurrte Stronker. „Wir hätten es wissen müssen!"
„Abwarten!" sagte ich. „Bisher ist es eine reine Vorsichtsmaßnahme!"
Die Gamtsaka-Brüder mußten viel Dreck am Stecken haben, wenn sie sich solcher Vorsichtsmaßnahmen bedienten.
*
Das leuchtende Feld stellte ohne Zweifel einen Transmitter dar. Wir hatten es durchquert. Vor uns lag eine Maschinenhalle, und der Transmitter war in einer Nische an der Wand untergebracht. Bedient wurde er von zwei
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