1304 - Das Gericht der Elfahder
der Kopf nach unten.
Bonifazio Slutch, seines Zeichens Adjutant des EXPLORER-Kommandanten, legte den letzten Rest seiner Selbstsicherheit ab und schloß die Augen.
„Hilfe!" seufzte er unterdrückt. „So eilt doch endlich zu Hilfe! Wollt ihr einen armen, alten Terraner seinem Schicksal überlassen? OHeilige Mutter Erde, warum hast du es nur zugelassen, daß dein vielversprechender Sohn deinen Schoß verließ, um sich der Ungewißheit der Virenschiffe anzuvertrauen?"
Ein Kichern klang auf. Es kam von überall, und er riß die Augen auf und versuchte, seinen Ursprung zu erkennen. Noch immer scheuerte der Sand auf seinem SERUN.
„Potea!" sagte eine grollende Stimme auf Sothalk. „Popotea!"
Potea bedeutete „Verlorengehen", und die Reduplikation Popotea war eine Bekräftigung im Sinn von „Für immer Verlorengehen!"
„Nein", schrie Fazzy in höchster Not. „Ich bin Bonifazio Slutch, Vironaut und Terraner.
Ich bin Besatzungsmitglied eines Virenschiffs!"
„Toshin!" grollte die Stimme. Ein Ruck riß den Körper des Terraners vorwärts. Er überschlug sich ein paarmal und schoß dann schräg zum Boden zurück. Mit der linken Schulter grub er eine deutliche Spur in den weichen, brüchigen Untergrund.
Fazzy stöhnte. Die fremde Stimme gluckste und veränderte sich zu einem unregelmäßigen Murmeln, um dann erneut mit dem Wort aufzuwarten, bei dem der Vorwurf unüberhörbar war.
„Toshin!"
Der im Normalzustand 1,68m große Mann versuchte, sich so klein und unauffällig zu machen, wie es nur möglich war. Eine unwiderstehliche Kraft zog ihn davon, immer der Oberfläche des Planeten entlang. Der Weg schien unendlich weit zu sein, und Fazzys Gedanken schlugen Purzelbäume. Er versuchte, seine Sinne abzublocken. Es gelang ihm nur teilweise. Sein Gleichgewichtssinn geriet aus dem Häuschen, und nach unbestimmbarer Zeit wußte er nicht mehr, wo oben und unten war. Manchmal kam es ihm vor, als rutschte er unter einer sandigen Zimmerdecke entlang, gegen die ihn etwas preßte. Dann glaubte er wieder, an einer senkrechten Wand abwärts zu rasen. Sein Martyrium schien kein Ende zu nehmen. Obwohl der SERUN ihn vor körperlichen Schäden schützte, fühlte er sich wie in einer altertümlichen Druckerpresse, die ihm die Luft aus dem Körper drückte.
Und dann war plötzlich alles still. Der Druck auf seinen Körper verschwand, der Sandwirbel fiel in sich zusammen und verteilte sich als kleiner Hügelkamm um ihn herum. Müde und zusammengekrümmt lag er am Boden und dachte, daß er jetzt tot war und nie mehr in den Genuß von Pfifferlingen kommen würde. Eigentlich schade, fand er.
Im nächsten Augenblick stellte er fest, daß er noch lebte. Wieder stieg mit Vehemenz die Angst in ihm auf und belehrte ihn, daß noch längst nicht alles ausgestanden sein konnte. Er war nicht in der Lage, sich Fragen nach dem Wie und Warum zu stellen. Er beobachtete nur sich selbst und stellte erleichtert fest, daß er in Ordnung war. Nur die Verwirrung wollte nicht von ihm weichen. Er holte tief Luft.
„Popotea!" grollte die fremde Stimme. Fazzy versuchte sich zu orientieren. Er lag mit dem Gesicht im Sand, nur durch die Helmscheibe getrennt. Langsam wandte er den Kopf und starrte auf die unterschiedlichen Gliedmaßen, die in unmittelbarer Nähe den Boden berührten. Es waren insgesamt neun Stück, und sie gehörten zu zwei unterschiedlichen Wesen.
„Barnuckel, du hast den Falschen erwischt", sagte eine helle, fiepende Stimme. „Das ist nicht der Toshin. Das ist ein anderer Angehöriger seiner Rasse!"
„Überlappungschaos und Sternenkarambolage!" grollte die bekannte Stimme. „Du hast recht, Xantittos. Es kommt davon. Ich wußte von Anfang an, daß Muantok uns nur Unglück bringen würde!"
Die beinähnlichen Gliedmaßen begannen sich zu bewegen und entfernten sich langsam aus dem Gesichtsfeld des Terraners. Slutch drehte den Kopf ein Stück weiter und sah jetzt die beiden fremdartigen Gestalten in ihrer vollen Größe. Es waren Nichthumanoide, und sie wandten ihm bereits die Rücken zu und entfernten sich.
Fazzy stützte sich auf die Ellenbogen und richtete den Oberkörper auf. Er kniete im rötlichen Sand, und um ihn herum ragten die windschiefen Gebäude der Stadt auf, die er unter dem Namen Ymhala kannte. Daß es Ymhala war, sah er an den schroffen, steil aufsteigenden Felsmassiven, die das weite Tal umgaben, in dem die Stadt und die Werft gleichen Namens lagen. Hastig blickte er in die entgegengesetzte Richtung. Er befand
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