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1328 - Die Harmonie des Todes

Titel: 1328 - Die Harmonie des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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gesangliche Perfektion nun auch mit beträchtlicher Durchschlagskraft gepaart zu haben. Die Honorare stiegen - bald konnte er es sich leisten, feste Engagements abzuwarten.
    Neben aller Mühsal bereitete ihm die Arbeit sehr viel Freude. Er suchte und fand neue Talente unter den jungen Ophalern, und auf Mardakaan galt sein Wort vielen Singlehrern immer noch genug, den angehenden Sängern einen Platz in deren Schule zu vermitteln.
    Eines Tages führte ihn der Weg zufällig nach Zaatur zurück. Er bestieg irgendwo einen der gerüstähnlichen Enerpsiraumer, wie sie im ophalischen Sternenreich die Regel waren.
    Einen Tag später langte er am Ziel an. Sein Kreditwürfel zeigte genügend Währungseinheiten, um für zwei, drei Wochen ein bequemes Leben zu garantieren. Das hieß: Er würde wie gewöhnlich in den lokalen Schulen auf Talentsuche gehen und mit etwas Glück auch fündig werden. In den Nächten konnte er Vorstellungen geben, weil ihm sein Ruf volle Häuser garantierte.
    Aber zuallererst wollte er seinem alten Haushalt einen Besuch abstatten. Dort würde man stolz auf ihn sein, so dachte Salaam Siin; hatte er nicht schon jetzt mehr fertiggebracht, als den meisten Ophalern im ganzen Leben gelingen würde?
    Er besann sich mühelos auf die kleine Ortschaft am Rand der zaaturischen Wüsten, auf die Verkehrswege dorthin, die schmalen Straßen und antiquierten Wegweiser ... Mit einem gemieteten Personengleiter fand Salaam Siin schließlich ans Ziel. Das Haus, worin er einen Großteil seiner Jugend verbracht hatte, lag verlassen da. Zuerst dachte er, daß sein Erzeuger und die übrigen Mitglieder des Haushalts im Innern des Gebäudes weilten.
    Dann allerdings kam ihm eine schlimme Ahnung.
    Salaam Siin stürmte mit klopfendem Herzen durch einen der leeren Flure und machte erst im größten Wohnraum des Hauses halt. Er mußte sich damit abfinden: Sein Erzeuger und die anderen lebten nicht mehr hier.
    Enttäuscht ließ er das Gebäude hinter sich zurück. Wer konnte weiterführende Auskunft geben? Örtliche Behörden oder Computer, die für derlei Fälle zuständig waren, gab es auf Zaatur nicht. Am Ende wandte sich Salaam Siin zum Dom der Harmonie. Dort wollte er nachfragen, weil die Singlehrer eines Ortes gewöhnlich informiert waren, was ihre Einwohner anging.
    Er fand das Gebäude im zweiten Anlauf. Ein nostalgisches Gefühl durchströmte den Sänger - immerhin war es das erste Mal seit drei Mardakaan-Jahren, daß er diese Stätte seines ersten großen Erfolges betrat. Verwundert betrachtete er die Spuren von Zerstörung, die an allen Wänden von einem kürzlich stattgefundenen Kampf zeugten.
    „Ist hier jemand?" sang er lauthals.
    Ein paar Sekunden lang kam als Antwort lediglich das Echo der Gänge und Räume.
    Dann aber antwortete eine Stimme: „Ich bin schon auf dem Weg. Einen Augenblick Geduld!"
    Salaam Siin mußte fast zwei Minuten warten. Dann erschien in einer der Türöffnungen ein sonderbar verunstalteter Ophaler. Er war fast ebenso klein wie Kaleng Proo, und außerdem wies seine rechte Seite statt des flammenden Rots, wie man es von den meisten Ophalern gewöhnt war, einen bläulichen Ton auf. Außerdem besaß er nur vier Armpaare.
    „Ondech!" rief Salaam Siin. „Du bist Ondech ..."
    Der andere musterte ihn genauer; dann glitt Erkennen über sein Gesicht, und er rief gleichfalls: „Salaam Siin! Wir dachten nicht, daß du je wieder nach Zaatur zurückkehren würdest! Du hast Karriere gemacht."
    „Nun, mein Weg hat zu vielen Sternen geführt, und zu guter Letzt also auch hierher. - Aber, was ich fragen wollte ... Wo kann ich meinen Erzeuger und den Haushalt finden?
    Ich fand alles verlassen vor."
    Ondech gab einen tiefen Baßlaut der Trauer von sich. „Das ist eine schlimme Geschichte, Salaam Siin", sang er. „Sie alle sind tot, ebenso wie viele andere."
    Salaam Siin beschlich ein lähmendes Gefühl. „Berichte! Was ist geschehen?"
    „Vor einiger Zeit besuchte der zaaturische Kodexwahrer auch unseren Ort. Es war reiner Zufall, hieß es. Was sollten wir tun? Also fiel die Entscheidung, zu Ehren des Kodexwahrers einen Gesang zu intonieren - und wir hatten keine andere Wahl, als es mit dem Gesang der Taten Ijarkors zu versuchen ..."
    Salaam Siin ahnte mit einemmal, was geschehen war. Ein solcher Gesang mußte die Möglichkeiten der kleinen Lokalschule weit überstiegen haben.
    „Alles kam, wie es wohl kommen mußte. In unserem Chor standen alle Ophaler dieser Gegend, die einigermaßen dazu geeignet waren.

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