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Das Geheimnis von Turtle Bay

Das Geheimnis von Turtle Bay

Titel: Das Geheimnis von Turtle Bay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Harper
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1. KAPITEL
    Im Golf von Mexiko vor der Südküste Floridas
    12. September 2006
    Als Briana Devon wieder an der Wasseroberfläche auftauchte, war das Boot verschwunden. Sorgenvoll sah sie sich um. Auch die See war deutlich rauer geworden, obwohl kein Unwetter vorhergesagt war.
    Es kostete Briana Kraft, ihre Unterwasserkamera festzuhalten, damit sie ihr nicht von den Wellen aus der Hand gerissen wurde. Die umgehängte Plastiktafel, auf der sie unter Wasser Notizen gemacht hatte, schlug ihr hart ins Gesicht. Sie schob sie sich auf den Rücken.
    Das Mundstück des Schlauchs hielt sie immer noch fest zwischen die Lippen gepresst, während sie weiter Sauerstoff aus der Pressluftflasche einatmete. Ihr angestrengtes Schnaufen ging im Heulen des auffrischenden Windes fast unter. Da sich nur noch wenig Luft im Tank befand, schaukelte dieser auf ihrem Rücken wie eine Boje hin und her.
    Aber das konnte doch nicht sein! War sie an der falschen Stelle aufgetaucht? Nein, der von ihr ausgesetzte Schwimmer tanzte auf den Wellen auf und ab. Sie befand sich wieder genau dort, wo sie den Tauchgang begonnen hatte, doch wo war Daria mit dem Boot geblieben? Zudem erstaunte es sie, wie schnell der Sturm aufgezogen war.
    Während sie ihre Ausrüstung festhielt, begann sie im Kreis zu schwimmen und nach dem Boot Ausschau zu halten. Vielleicht war die Mermaids II vor der pechschwarzen Wolkenwand am Horizont nur nicht auf Anhieb auszumachen. Nein, so sehr sie sich auch anstrengte, außer Wolken und Wellen war weit und breit nichts zu erkennen. Auch wenn das Unwetter deutlich schneller näher gekommen war als vorhergesagt, wäre Daria doch niemals ohne sie aufgebrochen.
    Trotz ihrer langjährigen Taucherfahrung stieg in Briana Panik auf. Bree und Daria Devon waren nicht nur Zwillinge, sondern auch beste Freundinnen, solange Bree zurückdenken konnte.
    Sie pumpte mehr Luft in ihre Weste, damit sie an der Oberfläche trieb, und zwang sich zur Ruhe. Immerhin tauchte sie seit ihrem achten Lebensjahr, also inzwischen seit zwanzig Jahren, und geschwommen war sie in diesen Gewässern schon lange davor. Jede Woche tauchten sie und Daria zu diesem künstlichen Riff hinunter, das aus dem Wrack eines alten Frachters entstanden war, und kontrollierten, wie sich das durch die Verschmutzung des Wassers bedrohte Seegras und andere maritime Lebensformen entwickelten. Das Gras stellte einen Gradmesser für die Sauberkeit des Golfs von Mexiko insgesamt dar, und bis zu diesem Moment war alles reine Routine gewesen.
    So hatte Bree auch nicht darauf geachtet, ob der Anker während ihres Tauchgangs gelichtet worden war. Sie war vielmehr ganz darauf konzentriert gewesen, ihre Arbeit gründlich und zügig zu erledigen: Fotos schießen, Notizen machen, Beweise sichern. Das Resultat versprach nichts Gutes und würde einigen mächtigen Leuten alles andere als gefallen. Bree war heute nur früher als üblich aufgetaucht, weil die Sicht sich verschlechtert hatte, was für stärkeren Wellengang sprach. Dass sie eine so tosende See vorfinden und mit einem drohenden Unwetter konfrontiert werden würde, hätte sie sich nicht träumen lassen.
    Die Zwillinge tauchten immer gemeinsam, wenn sie nicht gerade im Hafen damit beschäftigt waren, Schiffsrümpfe von Muscheln zu befreien. Dass Daria heute an Bord des Boots geblieben war, hatte zwei Gründe: zum einen starke Zahnschmerzen, die durch den Druck unter Wasser unerträglich geworden wären, zum anderen musste stets einer auf dem Boot bleiben. Normalerweise erledigte das Manny, der einzige Angestellte in ihrem Bergungsunternehmen, doch ihm hatten sie den Nachmittag freigegeben, weil es einige Probleme mit seiner Tochter gab. Allerdings war Daria im letzten Monat ohnehin nur noch selten getaucht, da ihr Buchhaltungskurs viel Zeit beanspruchte.
    Brees Arme schmerzten, da es sie in der stärker werdenden Strömung mehr Kraft kostete, die Kamera und das Blitzlicht festzuhalten. Das weite Meer hatte ihr nie Angst eingejagt, allenfalls Respekt eingeflößt, doch nun war sie vor Entsetzen wie gelähmt. Sie war allein hier draußen. Hatte Daria sie im Stich gelassen? Es wäre sicher angebracht, in Richtung Land zu schwimmen, aber bis dahin waren es über sechs Kilometer, und sie würde ihre wertvolle Ausrüstung zurücklassen müssen. Sie hätte es als ein schlechtes Omen deuten und umkehren sollen, als sie in der Nähe des Wracks den Bullenhai sah, wo sich sonst nur die dort heimischen Barsche aufhielten. Diese Haie reagierten bei

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