133 - Die Höllenmühle
stand immer hinter der Bar unweit
des Cockpit des Diskjockeys.
Keiner der Anwesenden achtete besonders auf
Bersebrink, der abgehetzt und außer Atem schien. Nur Will Hoog hatte seine
Augen überall.
Als er Bersebrink bemerkte, versteinerte sein
Gesicht.
Hoog drückte seinem Barkeeper einen Mixbecher
in die Hand und kam um die Theke herum. »Was ist denn jetzt passiert ?« fragte er mit dumpfer Vorahnung.
»Sie ist verschwunden«, stieß Haan Bersebrink
hervor. In seinen Augen flackerte es und er begriff selbst nicht, was ihn bei
der ganzen Sache so erregte. Schließlich hatte er Anja Radsuum erst heute abend
kennengelernt, und es gab eigentlich nichts, was ihn besonders mit ihr
verbunden hätte. Doch der ganze geheimnisvolle Vorgang, seine Beobachtung mit
der davonjagenden Kutsche - das alles ging ihm unter die Haut.
»Kommen Sie«, sagte Will Hoog erbleichend.
»Ich möchte nicht, daß hier Unruhe entsteht. Kommen Sie bitte mit in mein Büro!
Dort werden wir uns weiter unterhalten .«
Haan Bersebrink schüttelte den Kopf. »Aber -
da darf doch keine Zeit verloren werden, Hoog. Sie wurde entführt, vielleicht
getötet, ich habe alles ganz deutlich gesehen ...«
Sagte er die Wahrheit?
»Vielleicht haben Sie sich getäuscht .«
»Aber weshalb sollte ich mich getäuscht haben ?« kam es erstaunt über Bersebrinks Lippen.
»So etwas kann leicht passieren. Sie sind
schon etliche Stunden hier und haben einiges getrunken .«
In Bersebrinks Stimme war plötzlich ein
schärferer Unterton.
Will Hoog komplimentierte mit diplomatischem
Geschick den jungen Mann nach draußen. »Und nun
erzählen Sie mir noch mal in aller Ruhe, was Sie gesehen haben, und dann zeigen
Sie mir die Stelle, wo Sie ...«
Wenige Augenblicke später stand der Inhaber
der Diskothek an der Hecke und sah die Stoffetzen.
»Nun, Hoog, glauben Sie mir jetzt ?« fragte Bersebrink mit rauher Stimme.
»Und wie war das mit der Kutsche? Haben Sie
sie wirklich gesehen ?«
»Ich kann’s Ihnen beschwören, Hoog .«
Die Blicke der beiden Männer begegneten sich.
Da packte Will Hoog seinen Begleiter an der
Schulter. »Ich möchte Sie auf etwas aufmerksam machen, Herr ...«
»Bersebrink - Haan Bersebrink ...«
»Nun, Haan - so darf ich Sie doch nennen,
nicht wahr ?«
»Von mir aus.«
»Was hier geschehen ist, können und dürfen
wir nicht für uns behalten. Wir müssen sofort die Polizei verständigen .«
»Das war ja die ganze Zeit über meine Rede«,
reagierte Haan Bersebrink fast vorwurfsoll. »Wir haben schon viel zu viel Zeit
verloren. Der Kerl ist weiß Gott wo . . .«
»Genau darum geht mir’s, Haan. Wir dürfen uns
nicht lächerlich machen. Wir werden sagen, wie es war. Wir haben Ihre Freundin
. . .«
»Es ist nicht meine Freundin. Ich habe sie
heute abend zufällig kennengelernt. So gesehen fühle ich mich schon
verantwortlich für sie. Irgendeinem Wahnsinnigen ist sie in die Hände gefallen!
Warum der Kerl aber ausgerechnet mit einer Pferdekutsche herumstreicht, das
verstehe wer will .«
Will Hoog bereitete es Mühe, über die Dinge
zu sprechen, wie er es gern getan hätte. Er hatte vor irgend etwas Angst! »Wir
können von allem sprechen, was sich zugetragen hat. Von der Übelkeit Anja
Radsuums, von ihrem Wunsch, noch einige Minuten allein hier draußen in der
frischen Luft zu verbringen. Sie wollten schließlich nach Ihrer Partnerin sehen
und mußten feststellen, daß sie nicht mehr da war. Dann entdeckten Sie die
Stoffetzen ihrer Bluse im Gestrüpp. Das alles ist die Wahrheit .«
»Aber es ist nicht die volle Wahrheit«,
entgegnete Bersebrink. »Warum wollen Sie unbedingt, daß ich kein Wort von der
Kutsche sage, die ich doch mit eigenen Augen gesehen habe ?«
»Einzig und allein aus dem Grund, um Ihnen
Unannehmlichkeiten zu ersparen, Haan.«
»Wie soll ich das verstehen ?«
»Wenn Sie auch nur ein einziges Wort über die
Kutsche sagen, müssen Sie damit rechnen, daß Ihr Leben von sofort an keinen
Pfifferling mehr wert ist. Denn - was immer Sie gesehen haben mögen - niemals
wird man ihn finden, er ist jedoch jederzeit in der Lage, wieder aufzutauchen
und sich an denen zu rächen, die auch nur ein Wort zuviel über ihn gesprochen
haben. Derjenige, den Sie gesehen haben, war der Satan persönlich. Satan - der
Herr der Hölle, den der verrückte Jan de Boer gerufen hat. Für mich gibt’s da
keinen Zweifel. Und nun kommen Sie! Wir haben keine Zeit zu verlieren. Und
denken Sie immer daran, was ich Ihnen gesagt
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