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133 - Die Höllenmühle

133 - Die Höllenmühle

Titel: 133 - Die Höllenmühle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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blonde junge Mann verstand diesen
Wink mit dem Zaunpfahl und kehrte auf die Tanzfläche zurück.
    Anja Radsuum war allein. Langsam und
genußvoll rauchte sie ihre Zigarette zu Ende.
    Dann erhob sich die Sekretärin, lief vor dem
Eingang der Disko auf und ab, verließ den Kiesweg und spazierte über den
steppenartigen Untergrund, der etwa dreißig Meter entfernt von einem dichten
Heckenzaun begrenzt wurde. Dahinter begann ein kleiner Wald.
    Anja Radsuum beabsichtigte ihren Spaziergang
bis zur Hecke zu machen und dann wieder in die lärmende Gesellschaft
zurückzukehren. Der Spaziergang an der frischen Luft tat ihr gut.
    Sie ahnte nicht, daß schrägliegende,
blutunterlaufene Augen jede ihrer Bewegungen verfolgten.
    Der hinter dem Gestrüpp Lauernde rieb sich
die Hände und hielt den Atem an, als das Mädchen ahnungslos direkt auf ihn
zukam.
    Plötzlich stießen die Hände mit den spitzen
Fingern nach vorn.
    Anja Radsuum kam nicht mehr zum Schreien.
    Sie wurde mit einer Hand nach vorn gerissen,
eine andere legte sich im gleichen Moment auf ihren Mund.
    Das Gebüsch teilte sich. Mit übermenschlicher
Kraft wurde die junge Frau emporgehoben und über die Hecke gezogen.
    Es ratschte.
    Anjas Hose riß auf, die Glimmerbluse
zerfetzte an mehreren Stellen, und handgroße Stücke blieben in dem Gestrüpp
ebenso hängen wie die kleinen, schuppenartigen Blättchen, die in allen Farben
schimmerten und in denen sich das bunte Außenlicht der Diskothek »Super Jet<
spiegelte.
    Anja Radsuums Puls jagte. Mit aufgerissenen
Augen starrte sie in die ihres Gegenüber und las darin
ihren Tod.
     
    *
     
    In diesem Augenblick öffnete sich die Tür.
    Der Mann, mit dem Anja während der letzten
Stunden getanzt hatte, tauchte auf.
    »Hallo Anja? Nun, wie ist’s? Ich denke, du
wolltest wieder kommen, damit wir ...« Weitere Worte blieben ihm im Hals
stecken. He, Anja? Was ist denn jetzt passiert? Wo bist du denn ?«
    Er ging an der Hauswand entlang bis zu der
grün gestrichenen Bank, wo er seine Partnerin zuletzt gesehen hatte. Der junge
Mann umrundete einmal das alte Fachwerkhaus, ohne jedoch eine Spur des Mädchens
zu finden.
    Als er auf der anderen Seite des Hauses
ankam, hörte er das Geräusch. Sein Blick wurde hinübergelenkt zu der Hecke,
woher die Laute stammten.
    Seltsame Laute ... ein Klappern und Rattern,
als ob ein schwerer, hochrädriger Karren über einen holprigen Pfad rolle.
    Und genauso war es!
    Haan Bersebrink, Anjas Tanzpartner aus der
Diskothek, stand in den ersten drei Sekunden wie zur Salzsäule erstarrt. Dann
gab er sich einen Ruck, warf sich nach vorn und lief zu den Hecken, suchte eine
durchlässige Stelle und erreichte die andere Seite einer abgetretenen Wiese,
deren zerstörte Grasnarbe an eine Steppe erinnerte.
    In der Dunkelheit vor sich sah Bersebrink
eine schwarze Kutsche, vor die zwei Pferde gespannt waren, davonjagen.
    Auf dem Kutschbock saß silhouettenhaft eine
Gestalt, wohl der Kutscher, der eine lange Peitsche schwang. Das Knallen
mischte sich mit dem Geräusch der einfachen Holzräder auf dem holprigen
Untergrund und dem dumpfen Traben der Pferde.
    Die große Kutsche, fast quadratisch, war
schwarz wie die Nacht und hob sich kaum von der düsteren Umgebung ab.
    Als Bersebrink die Kutsche sah, drängte sich
ihm unwillkürlich der Vergleich mit einem - riesigen Sarg auf. Die Form des
Gefährts war hoch und kastenartig, das Dach leicht abgeschrägt - wie der Deckel
eines Sarges ...
    »Anja! Anja !« brach
es da aus der Kehle des jungen Mannes, und er rannte wie von Furien gehetzt
quer über das Feld zu dem schmalen Pfad, der Richtung offenes Meer führte.
    Es war ihm nicht möglich, die Kutsche zu
verfolgen, geschweige denn aufzuholen. Mit rasender Geschwindigkeit
galoppierten die beiden schwarzen Pferde davon. Sie und die Kutsche wurden von
der Finsternis verschluckt.
    Wirr hingen ihm die Haare in der
schweißbedeckten Stirn. Bersebrink jagte zum Heckenzaun zurück.
    Da entdeckte er im Geäst schimmernde
Stoffetzen.
    Er verhielt im Schritt und schluckte trocken.
Seine Hand löste zitternd einen Fetzen von einem herabhängenden Zweig.
    Ein Teil von Anjas Bluse!
    Die junge Sekretärin aus Amsterdam war sicher
das Opfer eines Verbrechens.
    Da mußte so schnell wie möglich die Polizei
verständigt werden.
    Bersebrink riß die Tür zur Diskothek auf.
Dröhnender Sound brach donnernd über ihn herein, und das Flackern der
Lichtorgel ließ die Figuren der Tanzenden zu einem bizarren Puppenspiel werden.
    Will Hoog

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