1331 - Zu Ehren Ijarkors
und trug einen farbenprächtigen Anzug über ihrem tonnenförmigen Leib, der aus Tausenden von kleinen Taschen zusammengesetzt zu sein schien. Sie streckte ihren teleskopartigen Hals bis zu seiner vollen Länge von fast 80 Zentimetern aus und konnte somit über die Köpfe von allen anderen Ophalern hinwegsehen.
„Wir sollten auf Som sein, aber da sind wir nicht. Das hier ist nicht das Königstor. Wir befinden uns auf einem anderen Planeten."
Köön Chaaer wollte etwas erwidern, aber sie fuhr ihm rigoros über den Mund.
„Sieh dir die Somer an! Sie sind mindestens ebenso überrascht wie wir." Sie deutete auf eine Gruppe von Vogelwesen, die, heftig mit den gefiederten Armen schlagend, in ihrer Nähe standen. Die Somer, die deutlich größer waren als die Ophaler, boten allerdings den Anblick von Geschöpfen, die völlig aus dem Häuschen waren.
„Du hast recht", stammelte Köön Chaaer. Er schien nahe daran zu sein, die Beherrschung über seine Stimme zu verlieren. „Sie haben am allerwenigsten damit gerechnet, daß wir hier auftauchen."
„Vor allem nicht in so großer Zahl", sang Toomoan Taan. Sie wendete sich hin und her und hob alle sechs Tentakel gen Himmel. „Ich schätze, daß wenigstens 150.000 von unseren Leuten aus dem Heraldischen Tor gekommen sind. Ja, so viele sind es bestimmt.
Was meinst du?"
Wiederum ließ sie Köön Chaaer nicht aussprechen. Er war etwas jünger als sie. Ein enger Wanst umschloß seinen tonnenförmigen Leib. Er war mit leuchtend roten, grünen und gelben Streifen und zarten Rüschen versehen. Seine kurzen, stämmigen Beine steckten in türkisfarbenen Hosen, die an den Seiten mit Perlen bestickt waren.
„Es ist Pailliar", sang sie im Brustton der Überzeugung, und sie ließ einen kräftigen Paukenschlag folgen, um noch einmal ihr Unbehagen darüber zu unterstreichen, daß sie ihr Ziel verfehlt hatten. „Ja, es muß Pailliar sein."
Sie beugte sich vor und musterte ihn eingehend, als bemerke sie ihn erst jetzt.
„Du siehst auch ganz gut aus", stellte sie mit zarter Melodie fest. „Du könntest ein Abenteuer wert sein."
„Nicht mehr?" summte er.
„Abwarten, abwarten", wehrte sie ab. „So schnell verknalle ich mich nicht. Du hast eine ganz hübsche Larve und seelenvolle Augen, wenn ich deine Knollen mal so bezeichnen darf."
„Du darfst."
„Nein, hübsch ist nicht das richtige Wort", korrigierte sie sich. Sie sang wesentlich lauter als ihm lieb war, wurden doch nun einige andere Ophaler aufmerksam. „Nein, sie sind schön. Hübsch sind nur die oberflächlichen Dinge, aber das Wort schön bezieht die Seele mit ein. Du bringst etwas in mir zum Schwingen."
„Danke", hauchte er verschämt, „aber sollten wir uns nicht auf unser gemeinsames Problem konzentrieren, statt hier Süßholz zu raspeln?"
„Oho, mein Kleiner, du scheinst anzunehmen, daß ich es nicht ehrlich meine", dröhnte Toomoan Taan. Sie gab ihm einige anbiedernde Schläge aufs Hinterteil. „Aber du hast recht. Kümmern wir uns erst einmal um das Naheliegende. Fragen wir die Somer doch ganz einfach, was los ist, und was wir unternehmen können."
Sie zog den widerstrebenden jungen Mann mit sich. Verstohlen musterte er die Frau an seiner Seite, die sich erstaunlich schnell von ihrem Schock erholt hatte. Er wußte nicht so recht etwas mit ihr anzufangen. Er fühlte sich ihr unterlegen und vermochte nicht, sich ihrem derben Charme zu entziehen. Es schmeichelte ihm, daß sie sich ganz offensichtlich für ihn interessierte, und in gewisser Weise suchte er bei ihr Schutz. Er hatte bisher sehr wenig mit Frauen zu tun gehabt, und er wußte sie nicht recht einzuschätzen. Daher wußte er nicht, ob sie es ernst meinte, oder ob sie mit ihm spielte. Nahm sie sich seiner nur an, weil er gerade da war, oder interessierte sie sich wirklich für ihn?
Mit klopfendem Herzen folgte er ihr.
Er war im Grunde genommen ein zurückhaltender und stiller Mann, der sich keine großen Ziele gesetzt hatte, sondern die Dinge lieber auf sich zukommen ließ. Was ihm wirklich etwas bedeutete, das waren die Musik und das Spiel des Lebens. Er beschäftigte sich so oft wie möglich mit Musik. Er sang nicht nur, sondern versuchte sich auch an den verschiedensten Instrumenten, ohne eine Vorliebe für ein bestimmtes Instrument zu entwickeln.
Darüber hinaus war er ein überzeugter Anhänger der Philosophie vom Permanenten Konflikt. Deshalb war er mit großer Begeisterung der Aufforderung gefolgt, für das Spiel des Lebens zu singen. Um
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