1333 - Im Bann des Psichogons
Yodox zu sprechen, der sein Besservater sein würde, sobald er die Vereinigung mit Kanxa eingegangen war. Yodox, ein Zhaur, war jedoch draußen auf dem Feld. Vexel mußte sich mit Xaldem zufriedengeben, der als Patriarch der Xallal-Sippe galt, obwohl jeder wußte, daß in Wirklichkeit Yodox das Sagen hatte. Vexel trug sein Anliegen vor. Er wollte ein Malauri leihen. Er selbst besaß nur den kleinen Kandar, der für sein gegenwärtiges Vorhaben zu langsam war. Xaldem hatte keine Bedenken, ihm das Tier zur Verfügung zu stellen.
Kurze Zeit später preschte Vexel davon. Er nahm sich nicht die Zeit, zur Dorfstraße zurückzukehren, sondern ritt querfeldein. Ein paar Zhaura, die mit dem Ausgraben von Erdpilzen beschäftigt waren, blickten ihm verwundert nach. Es würde nicht lange ein Geheimnis bleiben, daß er dem Priester gefolgt war. Er mußte sich rechtzeitig eine plausible Erklärung für sein Verhalten einfallen lassen.
Das wäre ihm wohl leicht gewesen, wenn er nur selber gewußt hätte, was ihn zu seinem Tun veranlaßte. Es war nicht nur die Abneigung dem Priester gegenüber, die er mit Poxner, dem Walter, teilte. Er wollte mehr über die Fremden wissen. Er wollte sie darüber reden hören, wie es war, mit einem Schiff unter den Sternen umherzufliegen. Er wollte erfahren, ob die Sterne wirklich Sonnen waren und ob es andere Welten gab, über denen sie jeden Morgen aufgingen, und ob auf diesen Welten auch Geschöpfe wie die Xamder lebten, oder vielleicht wie die Fremden, die aufrecht auf zwei Beinen gingen. Er war voller Neugierde und Wissensdurst, und seine Abneigung Sarrex gegenüber rührte nicht zum geringen Teil daher, daß der Priester wohl über solche Dinge wußte, sich aber weigerte, zu anderen darüber zu sprechen.
Diese Gründe waren es wohl, die ihn dazu bewegen, sich von den Xallal ein Malauri auszuleihen und am hellichten Mittag hinter Sarrex her zu dem Ort zu reiten, den nur Granjcar sah. Der Priester hatte den Pelzigen verbannt, weil er angeblich respektlos über die Götter gesprochen hatte. Vexel wollte nicht, daß es dem Fremden mit der Kopfbinde ähnlich erging. Der Fremde hatte um Hilfe gebeten. Vexel wollte sie ihm zuteil werden lassen - auch gegen Sarrex, wenn es sein mußte.
Vexel war entgangen, daß eine der nach Pilzen grabenden Zhaura Kanxa war.
Tagsüber durfte sie nämlich das Brauthaus verlassen, weil ihre Arbeitskraft gebraucht wurde. Kanxa hatte Vexel wohl erkannt, und angesichts der Eile, die er an den Tag legte, war ihr angst geworden. Sie hatte die Decke geschürzt und fester geschnallt und war ins Dorf gelaufen, um Poxner über die erstaunliche Entwicklung zu berichten. Poxner hatte daraufhin eine Reihe von Maßnahmen ergriffen, von denen Vexel nichts wußte und die ihn beizeiten in großes Staunen versetzen würden.
Der Priester mußte ebenfalls in höchster Eile gewesen sein; denn es verging fast eine Stunde, bevor Vexel die Staubfahne zu sehen bekam, die der zweirädrige Karren und die beiden Malauri hinter sich herzogen. Darauf verlangsamte er sein Tempo ein wenig.
Vorläufig legte er noch keinen Wert darauf, daß Sarrex ihn bemerkte. Kurze Zeit später sank die Staubwolke in sich zusammen, und als Vexel den Waldrand erreichte, fand er dort nur den Karren und eines der Tiere, das friedlich an den Zweigen des Unterholzes knabberte.
Vexel hielt eine Minute lang an, um seinem Malauri Zeit zum Verschnaufen zu geben.
Ganz beiläufig kam ihm in den Sinn, daß er nun innerhalb von drei Tagen schon zum zweitenmal zu dem Ort, den nur Granjcar sieht, unterwegs war. Vor drei Tagen hatte er es noch als große Leistung betrachtet, sich der unheimlichen Stelle zu nähern, und ein wenig Angst vor der eigenen Courage gehabt. Heute dachte er sich nichts mehr dabei.
Er hörte ein helles Summen und sah auf. Da sah er etwas, das noch nie zuvor ein Xamder zu Augen bekommen hatte. Es war ein großes Ding mit vielen Ecken und Rundungen. Es glitzerte matt im Widerschein der Sonne. Es schwebte ruhig durch die Luft, obwohl es keine Schwingen besaß.
„Schöne Shufu, beschütze den armen Wanderer ...", murmelte Vexel.
Mit den Augen folgte er dem fliegenden Gegenstand, der aus Osten kam und nun einen südsüdwestlichen Kurs eingeschlagen hatte, bis er hinter den Wipfeln der Bäume verschwand.
*
Reginald Bull hörte den Priester schon von weitem kommen. Sarrex näherte sich offenbar im vollen Bewußtsein seiner von den Göttern verliehenen Würde. Er hatte nichts zu verbergen. Wenn
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