1347 - Der Schwarze Tod, Assunga und ich
hielt er uns nur unter Beobachtung.
Mein Blick glitt zu seiner Sense hin!
Auf ihr hingen noch immer die bewegungslosen Körper der beiden Hexen. So lange sie sich noch auf dem Stahl befanden, brauchten wir uns vor der Waffe nicht zu fürchten.
Kein weiterer Helfer tauchte auf. Die Erde blieb ruhig. Wenn es mehr dieser widerlichen Ghoulwürmer gab, hielten sie sich noch verborgen.
Wieder stand ich ihm gegenüber. Wieder würde er sich freuen wie ein Kind auf das neue Spielzeug.
Nur traf mich diesmal nicht die Schuld. Assunga hatte mich in diese Welt verschleppt. Sie setzte darauf, dass ich es schaffen würde, aber das stand nicht fest. Ich glaubte eher an das Gegenteil.
Wieder sprach ich Sally Cato an. »Bleib in meiner Nähe!«
»Nein!«, schrie sie. »Nimm das Kreuz weg!«
»Ich brauche es!«
»Und ich hasse es!«
So kamen wir nicht zusammen. Auch wenn Sally eine Hexe war, ich hätte sie gern gerettet, aber das war jetzt nicht mehr drin. Viel Chancen gab ich ihr nicht.
Die beiden Hexen lagen noch immer auf der Sense. Köpfe und Glieder waren zurückgefallen. Ob Blut aus ihren Körpern drang, sah ich nicht. Dazu waren sie zu weit entfernt.
Auf eine Distanz oder größere Entfernung konnte man beim Schwarzen Tod nie rechnen. Er war in der Lage, sie innerhalb kürzester zu überbrücken.
Zunächst aber hatte er etwas anderes vor.
Er wollte seine Opfer loswerden. Dazu kippte er seine Sense und schüttelte sie.
Beide Hexen rutschten am scharfen Stahl entlang nach unten über die Spitze hinweg zu Boden.
Sie fielen übereinander und blieben dort liegen wie Müll, der abtransportiert werde sollte.
Jetzt war die Waffe wieder kampfbereit, und der Schwarze Tod war es ebenfalls.
»Sinclair, was willst du tun?«
Die Frage kreischte mir entgegen. Es war zu hören, dass Sally Cato Angst hatte.
»Ich werde mich stellen.«
»Toll! Wirst du auch gewinnen?«
»Das wird sich zeigen!«
Sie konnte nicht mehr an sich halten und kreischte los. Sally hatte völlig die Nerven verloren und verstummte erst, als der Schwarze Tod zuschlug.
Die Sense fegte heran. Auch ich duckte mich unwillkürlich, obwohl sie nicht direkt auf mich gezielt war, aber sie traf auch nicht die Hexe. Das Skelett hatte nur zu einem Warnschlag angesetzt.
Wieder schrie Sally auf. Sie lief im Kreis. Sie wollte weg, aber sie fand keine Deckung und näher kam sie nicht auf mich zu.
Der Schwarze Tod hatte seine Waffe wieder zurückgezogen. Ich kannte ihn. Er war jemand, der gern mit seinen Feinden spielte. Das wusste ich aus Erfahrung, und auch jetzt griff er noch nicht an. Er schwebte wieder höher, um sich einen besseren Überblick zu verschaffen.
Für mich allerdings stand fest, dass seine nächste Attacke keine Finte sein würde. Ich musste mir blitzschnell überlegen, was ich in diesem Fall tun wollte. Ausweichen?
Ich hatte es in früheren Auseinandersetzungen geschafft, aber ich wusste auch, dass ich letztendlich der Verlierer sein würde. Der Sense konnte ich nicht immer entgehen. Irgendwann würde sie mich erwischen, und dann hing ich auf der Klinge wie die beiden Hexen.
Also wehren!
Mit dem Kreuz!
Eine andere Möglichkeit gab es beim besten Willen für mich nicht. Das Rufen der Formel, die Aktivierung, das Entstehen des Lichts. Das alles musste wahnsinnig schnell ablaufen, da mir bekannt war, wie knallhart der Schwarze Tod reagierte.
Er flog einen Bogen.
Sekunden blieben mir noch. Ich wollte Sally retten und riet ihr, zu verschwinden.
»Lauf so schnell du kannst.«
Sie schaute mich für eine Sekunde an. Große Augen, zwei Messer in der Hand, und dann schüttelte sie den Kopf. Die nächste Bewegung ging fließend in die erste über, und meine Augen weiteten sich ebenfalls, als ich sah, was sie vorhatte.
Es begann mit einem Schrei!
Sie riss die Arme in die Höhe, schleuderte sie nach vorn, und zwei Messer verließen ihre Hände, um auf den Schwarzen Tod zuzurasen…
***
Die Waffen würden treffen, das war zu sehen. Sally Cato gehörte zu den perfekten Werferinnen, und die Klingen blitzten auf dem Weg ebenso wie die Schneide der Sense.
Es war kein kompakter Körper, den sich Sally als Ziel ausgesucht hatte. Die Messer hätten auch durch die Lücken zwischen den Knochen hindurchfliegen können. Ob sie das taten, war für mich noch nicht zu erkennen, doch ich erlebte, dass es keinen normalen Messer waren, sondern nahezu teuflische Klingen.
Sie veränderten sich auf dem Weg zum Ziel. Plötzlich gab es kein Metall mehr, sondern nur
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