1351 - Templergold
der »Mönche« erkannte er nicht. Er sah nur, dass sie dunkle Kutten trugen. Ohne Verzierung und einen anderweitig gearteten Hinweis auf ihren Orden. Das Kleeblattkreuz der Templer war jedenfalls nicht zu sehen. Zumindest nicht auf den Vorderseiten.
Die Ränder der Kapuzen hatten sie alle tief in ihre Stirn gezogen und so warfen auch sie Schatten. Deshalb fiel es dem Kapitän noch schwerer, einen Blick in die Gesichter zu werfen.
Sie blieben stumm. Und genau dieser Umstand sorgte bei Navarro für leichten Ärger und irritierte ihn.
Warum sprachen sie nicht?
Er überwand seine Beklemmung und sprach sie an. »He, seid ihr die, bei denen ich mich für meine Rettung bedanken muss? Habt ihr mich aus dem Meer gefischt?«
Sie blieben stumm, aber sie beobachteten ihn, das sah er an ihren Augen, die sich bewegten. Sie wollten die Kontrolle haben, und der Kapitän glaubte plötzlich nicht mehr daran, Freunde oder freundliche Mitmenschen vor sich zu sehen.
Navarro war es leid. »Dann sage ich noch mal danke schön und werde mich jetzt zurückziehen.«
»Nein!«
Die Antwort erschreckte ihn zwar, doch er war froh gewesen, sie gehört zu haben. Sie konnten zumindest sprechen, und vielleicht kam man ja zu einer Einigung.
»Warum denn nicht?«
»Wer bist du?«
»Kapitän Navarro.« Er war davon überzeugt, dass es besser war eine Antwort zu geben.
»Und wo kommst du her?«
»Südfrankreich.«
»Habt ihr da dein Schiff beladen?«
»Ja.«
»Womit?«
Der Kapitän verzog das Gesicht. Mit dieser Frage hatten sie ihn in eine Zwickmühle gebracht. Wenn er zugab, dass der Bauch des Schiffs voller Gold war, würde das die Gier dieser Kuttenträger erwecken, auch wenn es Mönche sein sollten.
»Mit allem Möglichen«, erwiderte er. »Zumeist Stoffe und auch Fässer mit Gewürzen aus dem Orient.«
»Kein Gold?«
»Nein!« Die Lüge kam Navarro glatt über die Lippen.
»Auch keine Juwelen und kostbares Geschmeide?«
»Ich sagte doch, was mein Schiff geladen hatte.«
»Das ist nicht gut.«
»He.« Navarro hob die Schultern an. »Warum sollte das denn nicht gut sein?«
»Weil du lügst«, erklärte der Sprecher.
Der Kapitän zuckte zusammen, obwohl er so überrascht nicht mal war. Er hatte sich schon denken können, dass man ihm nicht glauben würde, und er versuchte es mit einem Lächeln.
»Nun ja, etwas Kostbares hat sich schon an Bord befunden.«
»Gold?«
»Nur wenig.«
»Templergold!«
In Navarros Kehle verengte sich etwas. Er hob die Schultern und spielte den Unschuldigen. »Ich weiß nicht, wem das Gold gehörte. Es kann sein, dass die Tempelritter es mal gehabt haben. Aber da habe ich keine großen Fragen gestellt. Ich wollte die Fracht abliefern. Und ich bin dafür auch sehr gut bezahlt worden. Ebenfalls meine Mannschaft.«
»Wohin solltest du es bringen?«
»In den Norden. Nach Schottland. Zu einer Insel. Sie liegt an der westlichen Küste und heißt Raasay.«
»Was sollte dort geschehen?«
»Das weiß ich nicht. Ich sollte die Ladung aus dem Schiff holen. Dann wären wir wieder zurückgesegelt.«
Die Mönche drehten einander die Köpfe zu und schauten sich an.
Sie machten auf Navarro den Eindruck, als wollten sie sich beraten.
Für eine gewisse Zeit trat Ruhe ein.
Es war nur der Wind zu hören, der manchmal um die Felsen jammerte. Weiter entfernt klang das Rauschen des Meeres, das seine Wellen gegen die Felsen donnerte oder auf dem Strand auslaufen ließ.
Der Anführer der Mönche begann erneut zu sprechen. Seine Worte galten weniger ihm, vielmehr waren sie an die anderen Mönche gerichtet.
»Ich glaube, dass er reif für das Feuer des Baphomet ist. Stimmt ihr mir zu?«
Sie nickten.
Der Kapitän dachte nach. Er sah nur ein Feuer. Dessen Wärme erreichte ihn. Er suchte nach Antworten, doch der Name Baphomet sagte ihm nichts. Aber er hatte die Drohung sehr wohl verstanden und er reagierte prompt auf sie.
»Habe ich euch mein Leben zu verdanken?«
»Das hast du!«
»Und jetzt wollt ihr mich… ich meine … ich soll in euer Feuer gehen und verbrannt werden wie die Ketzer auf einem Scheiterhaufen?«
»So haben wir uns entschlossen.«
»Nein, das will ich nicht. Das könnt ihr nicht machen. Warum habt ihr mich gerettet und jetzt…«
»Wir wollten von dir etwas hören. Wir haben etwas gehört, aber du stehst jetzt auf der falschen Seite. Wir sind den anderen Weg gegangen, und wir wissen, wo wir hingehören. Muss ich noch mehr sagen, oder hast du alles verstanden?«
Navarro stieß die Luft
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