1355 - Der Kaiser kehrt zurück
Zentrale. „Setzt von mir aus Gasdüsen ein. Aber bringt die Schiffe von hier weg!"
Es war leichter gesagt als getan. Die Metagravtriebwerke der Hanse reagierten nicht auf die Befehlsimpulse. Das unheimliche Glühen droben am Himmel beeinflußte sie und legte sie lahm. Auch die Antigravs versagten, und die Eingänge in die Antigravschächte der Schiffe waren von der Automatik blockiert worden, damit kein Raumfahrer sich zu Tode stürzte. Strahltriebwerke besaßen höchstens die Beiboote. „An alle", verkündete Argyris. „Wir müssen Paratau einsetzen. Es bleibt uns nichts anderes übrig!"
Paratau, um Schiffe zum Fliegen zu bringen? Gandolf Rius verstand die Welt nicht mehr. Er wünschte sich den Gesang der Nocturnen herbei, aber es blieb ihm keine Zeit, sich mit den synthetischen Klängen seiner Musikmaschine auseinanderzusetzen.
Die REDHORSE bäumte sich auf und sackte dann um mindestens dreißig Meter ab. Sie stürzte in ein Loch und klemmte zwischen den Gesteinsplatten fest. Lediglich der Schutzschirm um das Schiff verhinderte eine Katastrophe. An ihm schmolzen die Felsen dahin wie Butter und tropften als Glutfluß nach unten, wo sie einen nur langsam erstarrenden See in der Hitze der Oberfläche bildeten, die inzwischen 600 Grad Celsius betrug. Lyra hatte das Maximum ihres veränderlichen Daseins erreicht.
Durch den raschen Anstieg der Temperaturen auf der Oberfläche von Onyx entwickelten sich ebenso rasch gewaltige Stürme, die schwarze Gasballungen vor sich hertrieben und die Schirme der Schiffe aufglühen ließen. Siebzig lohende Fackeln lagen mit einemmal auf der rauhen Oberfläche herum, und die tobenden Gasmassen peitschten gegen sie und versuchten, sie vor sich herzutreiben. Bei einem halben Dutzend Schiffen, hatten sie Erfolg. Diese Koggen lagen auf absolut glatten Flächen, nur gehalten von ihrem eigenen Gewicht. Die Sturmböen verzeichneten einen Erfolg. Es gelang ihnen, die Schiffe wegzudrücken. Sie rutschten zunächst langsam, dann immer schneller über die Gesteinsfläche. An einem schrägen Hang blieben sie liegen. Eines verschwand in einer Spalte, die sich im Untergrund aufgetan hatte und die Ausmaße einer mittleren Schlucht besaß. Die Schreie der durcheinanderpurzelnden Besatzungsmitglieder klangen auf. „Durchhalten!" klang. die Stimme des Vario-500 in der REDHORSE auf. „Alle Systeme auf Handbetrieb umschalten!"
Dort, wo es noch nicht geschehen war, erfolgte es jetzt. Die Schiffe wirkten übergangslos wie ein paar tote Brocken, die zusammen mit anderen von den steilen Felsbarrieren abgebrochen waren und herumlagen.
Die Keilschiffe waren nur an ihren Energieschirmen von der düsteren Umgebung zu unterscheiden. Die schwarzen Wolkenbänke, ein Gemisch aus metallischen Partikeln und Oberflächenstaub, hatten sich wie Bettdecken über die Landschaft gelegt.
Wieder ging ein Ruck durch das Flaggschiff der Hanse-Karawane. Es sackte weiter abwärts, überwand eine Distanz von etwa fünfzig Metern und wurde von einem Hagel aus Gesteinsbrocken eingedeckt. Das Loch, in das es gestürzt war, begann sich zu schließen. Die Verzerrungen in den Funkverbindungen zu den anderen Schiffen nahmen rasch zu, und nach weniger als zwei Minuten hatte sich eine dicke Platte über die Öffnung geschoben und die Verbindungen vollständig unterbrochen.
Mauritius Koek wartete auf die Anweisungen seines Kommandanten. Argyris stand wie ein Fels in der Brandung. Kein Schlag und kein Ruck konnte ihn aus dem Gleichgewicht bringen, und er tat nicht, als messe er den Vorgängen irgendeine Bedeutung bei.
Gandolf räusperte sich. „Wir sollten ...", begann er, aber seine Worte verhallten. Er verschluckte sich beinahe und starrte auf die Bildschirme. Blitze zuckten auf. Sie kamen aus dem mächtigen Leib der Kogge und schossen empor gegen das Gestein. Sie verließen den Schutzschirm durch Strukturlücken und trafen ihr Ziel.
Koek schimpfte los, wobei er Argyris unablässig anstarrte. „Nichts darf man selbst machen, eine Schande ist das! Wozu bin ich überhaupt an Bord?"
Argyris fuhr herum, dann zuckte er leicht zusammen. Sein Gesicht wurde breiter und breiter. Er stapfte zu Koek hinüber und blieb dicht vor ihm stehen. Sein Gesicht fiel in sich zusammen und wurde schmal. Übergangslos sah der ehemalige Kaiser von Olymp aus wie ein armer Sünder, der seine Tat bereute.
Mochte das Mienenspiel auch übertrieben sein, seine Worte kamen von „positronischem" Herzen.. „Entschuldige, Mauritius", sagte der Vario.
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