1358 - Im Dimensionsgefängnis
Szenen so schnell vorüber, daß ich nicht noch einmal alles erleben mußte, sondern passiver Beobachter blieb. Ehe ich's mir versah, waren die Erinnerungen an die Kämpfe in den Basen des Dekalogs entschwunden.
Dafür loderten die Erinnerungen an die turbulenten Geschehnisse in der Tiefe um so heller auf - und sie hielten sich länger als die älteren Erinnerungen.
Ich sah mich zusammen mit Atlan und Iruna von Bass-Thet in dem Einschnitt aus grauweißem, glänzendem Metall stehen, der zur Lichtebene führte, in der sich das Schicksal der Tiefe erfüllen sollte.
Nicht grundlos war Tengri Lethos-Terakdschan aus dem Dom Kesdschan ins Tiefenland gekommen, um an deren Rettung mitzuwirken.
Denn das Tiefenland besaß eine immense Bedeutung für das programmgemäße Funktionieren jener Doppelhelix psionischer Felder, die den gesamten Kosmos durchwoben und seine Existenz so umfassend bestimmten, wie Menschen es sich kaum vorzustellen vermochten.
In gewisser Weise war jene Doppelhelix der Kosmos, denn in ihr waren die Informationen gespeichert, die die Erscheinungsform des Universums bestimmten, Informationen über die Naturgrenze, denen Raum und Zeit, Energie und Masse, Evolution und Leben unterlagen.
Sie war der Moralische Kode des Kosmos.
Und sie war beschädigt.
Und während in der Tiefe der Kampf um die Rettung von TRIICLE9 tobte, fand die schicksalhafte Begegnung zwischen Iruna von Bass-Thet und Atlan statt.
Iruna von Bass-Thet, in deren Persönlichkeit ihr eigenes Bewußtsein und das von Kazzenkatts Schwester eine unauflösbare Einheit gebildet hatten!
Atlan hatte sich auf den ersten Blick unsterblich in sie verliebt - und ihr war umgekehrt das gleiche geschehen. Es hatte mir damals das Herz zerrissen, als ich ihre Identität vor dem Arkoniden enthüllen mußte. Doch es war unvermeidlich gewesen, denn Iruna und Atlan standen dicht davor, die Lichtebene zu betreten - und das Sextadimelement der Lichtebene hätte die Sarlengort augenblicklich getötet, und Atlan wäre mit ihr umgekommen, weil er sie festgehalten hätte, als sie starb.
Seltsamerweise hatte meine Eröffnung Atlans Sinn nicht gewandelt. Seine Liebe zu Iruna war nicht einmal angekratzt worden. Aber vielleicht war das gar nicht so seltsam, denn Atlan war nicht irgend jemand, sondern eine Persönlichkeit, in der das Positive ungeheuer stark war.
Er hatte zwar meine Mahnung befolgt und war allein in die Lichtebene gegangen, aber ich wußte, daß er seit seiner Rückkehr aus dem Tiefenland ins vierdimensionale Raum-Zeit-Kontinuum unermüdlich nach der Frau gesucht hatte, der sein Herz gehörte.
Bisher hatte er sie nicht wiedergefunden, obwohl der Zeitpunkt ihrer Trennung inzwischen neunzehn Jahre zurücklag. Das lag allerdings nicht an ihm, denn er war von den Kosmokraten aus der Lokalen Gruppe verbannt worden.
Ich aber hatte damals gemeinsam mit Iruna einen Weg aus dem Tiefenland ins Normaluniversum gefunden. Das Schicksal hatte uns anschließend auf Irrwegen in die Galaxis M33 verschlagen, die die Galaktiker Pinwheel nannten.
Dort waren wir allerdings wieder getrennt worden, denn ich hatte nicht in ihrer Nähe bleiben können, weil meine Mutter-Bruder-Tochter hinter mir her war und meine Spur bis nach Kartan verfolgt hatte. Allerdings war mir damals gar nicht bewußt gewesen, daß Iruna und ich uns so nahe gewesen waren; ich hatte es erst später erfahren.
Da war ich aber bereits auf der Flucht vor Lelila, die mich im Auftrag von Opa Shetvan zurück nach Kamash holen wollte, auf dem kartanischen Schlachtschiff GARADAN unterwegs in den Halo von M33 gewesen.
Nach mehrjähriger Kreuzfahrt war die GARADAN bei der Erprobung eines neuartigen Hyperantriebs verunglückt. Mit mehr Glück als Verstand hatte ich mich mit einer Rettungskapsel in relative Sicherheit bringen können - und war im System der kleinen roten Sonne Warwick von einem Schiff des PIG-Außenpostens Hitchi aus dem Raum gefischt worden.
Die Piggys hatten mich zu ihrem Stützpunkt mitgenommen und dortbehalten, weil ein Raumtramp wie ich denn als solcher namens Tashit Lovelin hatte ich mich ausgegeben - den Aufwand, extra ein Schiff zum Hauptquartier nach Kabarei zu schicken, nicht wert gewesen war und weil Hitchi chronisch unterbesetzt und eine praktisch kostenlose Hilfskraft deshalb hoch willkommen war.
Nach und nach hatte ich mich dort eingelebt und war auch für qualifizierte Aufgaben eingesetzt worden.
Die letzte war gewesen, die Korvette GRUWEL, die ich insgeheim in BANSHEE
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