1358 - Im Dimensionsgefängnis
riesiger Komplex aus festungsartigen Bauten, der von zwei silbrig schimmernden Strömen umflossen wurde, deren Ufer von dichten Galeriewäldern eingerahmt waren, hinter denen sich brettflache Steppe dehnte.
Jemand kicherte, dann spürte ich plötzlich, daß sich etwas zwischen meinen linken Arm und meine linke Brustseite drängte.
Ich blickte nach unten und spürte, wie mein Herz einen Hüpfer tat, denn das, was sich mir zwischen Arm und Rippen gedrängt hatte, war kein anderer als Lullog, der Erbgott des Lokoshan-Clans. „Mund halten, Gebieter!" sagte mir Lullog auf seine ganz besondere Art, die weder Telepathie noch mentale Übermittlung war, sondern etwas, das ich bisher nicht hatte durchschauen können, das aber mit einer unvorstellbar hoch entwickelten Technik zu tun haben mußte, denn Lullog war kein Lebewesen, sondern ein Super-High-Tech-Produkt.
Ich bewegte vorsichtig den rechten Arm, konnte ihn aber nur in jenem bescheidenen Rahmen bewegen, den die Fesselfelder mir von Anfang an belassen hatten.
Als ich wieder nach draußen sah, war das Diskusschiff gelandet. Gucky, Ras, die Kartanin und ich wurden von einer Eskorte Kampfrobotern umringt und durch Bewegung der Fesselfelder zu einer Öffnung dirigiert, die sich in der Wandung der Steuerkanzel gebildet hatte.
Wir mußten hindurch, eine energetische Rampe hinab und durch einen dichten Ring geschwänzter Animateure hindurch zu einem Turm, der einem Bergfried einer altterranischen Ritterburg auf den ersten Blick verblüffend ähnelte. Auf den zweiten Blick merkte ich jedoch, daß dieser Turm aus Formenergie mit einer zusätzlichen Komponente bestand.
Mir wurde ganz flau im Magen, denn als ehemaliger Astral-Fischer kannte ich mich mit ausbruchsicheren Kerkern für parapsychisch begabte Wesen gut genug aus, um zu erkennen, daß dieser Turm als Kerker für uns alle und besonders für die Mutanten Gucky und Ras Tschubai bestimmt war.
Und das vielleicht bis zu unserem Lebensende!
Unsere Robot-Eskorte handelte ganz und gar gefühllos. Sie drängte uns durch das offene Tor im Turmsockel, und hinter uns schlossen sich die stählernen Torflügel.
Im gleichen Moment fielen die Fesselfelder von uns ab. „Was jetzt?" wandte ich mich an Lullog - ohne daran zu denken, daß wir nicht allein waren. „Du hast Nerven, Patulli!" rief Gucky. „Selbstverständlich versuchen wir auszubrechen."
„Patulli?" echote ich. „Da kommst du aber ein paar Generationen zu spät, Gucky. Du bist doch Gucky, oder bist du sein Urenkel, so, wie ich der Urenkel von Patulli Lokoshan bin? Wie hast du mich überhaupt als Lokoshan erkannt? Ich sehe doch nicht wie ein typischer Kamashite aus."
„Ein Mundwerk wie ein Wasserfall!" kommentierte Gucky, assistiert von Ras Tschubais breitem Grinsen. „Natürlich bin ich Gucky persönlich. Und natürlich erkenne ich dich als Kamashiten und Mitglied des Lokoshan-Clans, denn du trägst ja wie Patulli selig euren Erbgott unter dem Arm. Wie heißt du mit deinen Vornamen?"
„Tovari", antwortete ich. „Dem Frostrubin sei Dank!" rief der Ilt. „Ich fürchtete schon, du hättest ein Dutzend Vornamen wie dein Urahn."
„Es waren nur vier", korrigierte ich ihn. „Patulli, Shangrinonskowje, Batulatschino und Sagrimat."
„Uns reicht's wie ein ganzes Dutzend", bemerkte Ras. „Aber das nur nebenbei. Gucky, wir müssen unbedingt hier raus und noch dazu schnell! Wer weiß, was mit Atlan passiert ist. Er kam einfach während unserer Teleportation abhanden."
„Die Antipsi-Komponente des Turmes existiert nur noch zum Schein, Gebieter!" flüsterte Lullog. „Ihr müßt jetzt ausbrechen und Atlan beschützen, bis die KARMINA euch heraushaut!"
Und die BANSHEE? dachte ich.
Aber das war nur ein Gedanke, und er hinderte mich nicht daran, zielsicher zu handeln. „Mir nach!" rief ich meinen Mitgefangenen zu und stürmte den Weg zum Tor zurück.
Das Tor wollte sich nicht öffnen und ich zog schon meinen Kombistrahler, da hatten Gucky und Ras bemerkt, daß die Antipsi-Komponente nicht mehr existierte.
Sie packten mich und die Kartanin und teleportierten.
*
Wir materialisierten neben dem Arkoniden Atlan, bei dessen Anblick ich unwillkürlich an Iruna von Bass-Teth denken mußte.
Er dachte bei meinem Anblick anscheinend ebenfalls an sie, denn er schnappte echt nach Luft, was bei einem solchen Mann wie dem Arkoniden, der mit allem Sternenstaub gewaschen war, fast unglaublich erschien.
Allerdings fanden wir keine Zeit, über die Akonin zu sprechen,
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