Im Schatten der Akazie
Christian Jacq
Im Schatten der
Akazie
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Ramses hat Ägypten zu großem Wohlstand geführt. Mit fünfzig Jahren könnte er heiteren Sinns seinen alten Tagen entgegensehen. Doch das Schicksal verwehrt es ihm, denn er muß in Zeiten äußerer Anfeindungen das große Reich regieren. Ramses trachtet vor allem danach, den schwer erkämpften Frieden zu erhalten: Unter Androhung eines neuen Krieges drängt ihn Hattuschili, der König der Hethiter, seine Tochter zur Gemahlin zu nehmen. Und die nach Rache dürstenden Libyer zetteln einen Aufstand an.
ISBN: 3 8052 0602 X
Original: Ramsès. Sous l’acacia d’Occident Deutsch von Ingrid Altrichter
Verlag: Wunderlich
Erscheinungsjahr: 1. Auflage 1998
Umschlaggestaltung: Susanne Müller
Dieses E-Book ist nicht zum Verkauf
bestimmt!!!
Autor
Christian Jacq geboren 1947 bei Paris,
promovierte in Ägyptologie an der Sorbonne.
Er veröffentlichte zahlreiche wissenschaftliche Aufsätze und wurde von der Académie
françhise ausgezeichnet. Er gründete das
Institut Ramses, das sich insbesondere der Erhaltung gefährdeter Baudenkmäler der
Antike widmet. Neben seiner
wissenschaftlichen Arbeit schrieb er zahlreiche erfolgreiche Romane.
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EINS
DIE STRAHLEN DER untergehenden Sonne überzogen mit ihrem himmlischen Gold die Wände der Tempel von Pi-Ramses, der Hauptstadt Ägyptens, die Ramses der Große im Delta hatte erbauen lassen. Wegen der blaugrün glasierten Kacheln an den Fassaden der Häuser »die Türkisfarbene«
genannt, verkörperte die Stadt Reichtum, Macht und Schönheit.
Es lebte sich angenehm hier, doch an diesem Tag wußte der sardische Riese Serramanna weder die milde Luft noch das sanfte Leuchten des sich rosa verfärbenden Abendhimmels zu schätzen. Einen mit Hörnern verzierten Helm auf dem Kopf, das Schwert griffbereit an der Seite und den Schnurrbart sorgsam gezwirbelt, galoppierte der vor langer Zeit zum Vorsteher der Leibwache des Pharaos ernannte ehemalige Seeräuber äußerst mißmutig zu dem Haus, in dem der hethitische Prinz Uriteschup seit mehreren Jahren unablässig bewacht wurde.
Der entmachtete Sohn des verstorbenen Hethiterkönigs Muwatalli und Ramses’ eingeschworener Feind hatte seinem eigenen Vater nach dem Leben getrachtet, um dessen Platz einzunehmen. Doch war er nicht so schlau gewesen wie Hattuschili, des Königs Bruder. Während Uriteschup sich bereits als unumschränkter Herrscher über das Land wähnte, hatte sich Hattuschili des Throns bemächtigt und seinen Rivalen zur Flucht gezwungen; zu einer Flucht, die ihm nur dank der Hilfe des ägyptischen Gesandten Acha, Ramses’
Freund aus Kindertagen, gelungen war.
Trotz seiner schlechten Laune konnte sich Serramanna eines Lächelns nicht erwehren. Der erbarmungslose hethitische Krieger hatte fliehen müssen! Und der Gipfel der Ironie war 5
gewesen, daß ausgerechnet der Pharao Ägyptens, den Uriteschup unter allen Männern auf Erden am meisten haßte, ihm Zuflucht gewährt hatte, jedoch nur um den Preis, daß er ihm alle Geheimnisse der hethitischen Armee und ihrer Bewaffnung verriet.
Als in Ramses’ einundzwanzigstem Regierungsjahr Ägypten und Hatti zur Überraschung der beiden Völker einen Friedensvertrag geschlossen und einander für den Fall eines Angriffs von außen gegenseitigen Beistand zugesichert hatten, hielt Uriteschup sein letztes Stündlein für gekommen. Stellte er nicht das Sühneopfer schlechthin dar, Ramses’ vortreffliches Geschenk an Hattuschili, um ihren Bund zu besiegeln? Doch das Gastrecht achtend, hatte der Pharao sich geweigert, ihn auszuliefern.
Heute kam Uriteschup keinerlei Bedeutung mehr zu. Und Serramanna freute sich nicht im geringsten über die Mission, mit der Ramses ihn betraut hatte.
Das Haus des Hethiters stand am nördlichen Stadtrand, inmitten eines Palmenhains. Man sollte meinen, er habe hier wenigstens die verschwenderische Fülle des Lebens im Lande der Pharaonen genossen, das er einst zu zerstören gehofft hatte.
Serramanna bewunderte Ramses und würde ihm bis ans Ende seiner Tage treu ergeben sein, deshalb war er auch bereit, den schrecklichen Auftrag auszuführen, den der König ihm erteilt hatte, aber nur widerstrebend.
Am Eingang standen zwei mit Dolchen und Knüppeln bewaffnete Wachsoldaten, zwei Männer, die Serramanna selbst ausgesucht hatte.
»Habt ihr etwas zu melden?«
»Nein, Kommandant. Der Hethiter schläft im Garten, neben dem Wasserbecken, seinen Rausch aus.«
Der
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