1359 - Das Versprechen des Schwarzen Tods
trafen. Er schien auf seinen Kopf gezielt zu haben, drehte sich dann um, als wollte er uns zuwinken, denn so sah es aus, als er den rechten Arm anhob.
Nur hatte er etwas anderes vor.
Suko und ich wurden Zeugen, als er sich den Waffenlauf in den Mund steckte und abermals abdrückte.
Diesmal brauchte er nur einen Schuss!
Der Kopf schien in die Höhe springen zu wollen, aber er blieb auf dem Hals, während der Schütze selbst zusammensackte, als wären ihm die Beine unter dem Körper weggerissen worden. Schwer krachte er auf die Planken und blieb liegen.
Ich spürte die Übelkeit in meinem Inneren. Ich war auch blass geworden, und auf der Stirn hatten sich Schweißperlen gesammelt.
Zwei Morde waren vor unseren Augen passiert, und uns war es nicht gelungen, sie zu verhindern.
Auch Suko hatte daran zu knacken. Aus seinen Händen waren Fäuste geworden, und er schüttelte immer wieder den Kopf, als könnte er dies alles nicht fassen.
Bis wir Saladins Lachen hörten. Damit hatte uns die Realität wieder. Der Wind trieb uns die Lache in Fetzen entgegen. Saladin stand noch immer an der gleichen Stelle. Er hatte beide Arme über den Kopf gestreckt und seine Hände zusammengelegt. Es war die Pose des Siegers, in der er sich zeigte.
Ich erstickte fast an meinem Zorn, und Suko ging es sicherlich nicht anders. Aber wir konnten nichts mehr tun. Was geschehen war, das ließ sich nicht mehr rückgängig machen.
Saladin senkte seine Arme. Er wollte nicht mehr an seinem Platz bleiben und kam auf uns zu. Er ging geduckt und mit schweren Schritten.
Ich hörte Sukos Kommentar. »Tatsächlich, John, ist er der Mörder und nicht Eric.«
»Ja. Aber was willst du tun?«
»Ich weiß, was ich möchte«, sagte Suko, »aber ich kann es nicht. Außerdem habe ich nicht reagiert. Ich hätte Topar rufen und Saladin stoppen können, aber er war einfach zu schnell.«
Wir mussten recht laut sprechen, um uns zu verständigen. Immer wieder erwischte der Wind unsere Ohren und hinterließ ein Geräusch wie das Knattern von Stofffahnen.
Als ich in Saladins Gesicht schaute, das so glatt und widerlich war, hätte ich am liebsten dort hineinschlagen, aber ich riss mich zusammen und erlebte die Freude an der Tat, die sich in seinen Augen abmalte.
»Was hast du dir dabei gedacht?«, flüsterte ich.
Er lachte uns an. »Ja, ich kann mir vorstellen, was ihr denkt. Am liebsten würdet ihr mir eine Kugel durch den Kopf schießen. Das allerdings würde ich mir überlegen. Es kann ja sein, dass ihr mich noch benötigt, und ihr wollt es doch hier sicherlich nicht auf einen Machtkampf ankommen lassen – oder?«
Ich blieb beim Thema. »Warum mussten die beiden sterben? Es waren normale Menschen – keine Dämonen.«
»Sie waren Helfer des Götzen. Das haben sie uns selbst gesagt. Schon vergessen?«
»Aber sie waren auch Menschen!«
»Na und? Sie wären uns in den Rücken gefallen. So ist das Verhältnis besser.«
Suko deutete mit dem Zeigefinger auf den Hypnotiseur. »Noch einen solchen Alleingang, und du wirst die Konsequenzen ziehen. Das kann ich dir versprechen.«
Saladin lies nicht gern so mit sich reden. »Soll das eine Drohung sein?«
»Nur ein gut gemeinter Ratschlag.«
Der Hypnotiseur winkte lässig ab. »Hast du eigentlich vergessen, was mit dir geschehen ist?«
»Nein«, erwiderte Suko. »Das habe ich nicht. Und das werde ich auch nicht vergessen, Saladin, darauf kannst du dich verlassen. Meine Antwort dazu steht noch aus.«
»Ich bin gespannt.«
»Kannst du auch sein.«
Suko hatte ihm nicht zu viel versprochen. Ich wusste auch, wie es in ihm aussah. Was immer auch kam und eintraf, Suko wollte sich den Mann vornehmen. Er wollte mit ihm abrechnen, denn mein Freund und Kollege hatte nichts vergessen.
Nur war das nicht der richtige Ort dafür. Deshalb wechselte ich das Thema und kam wieder auf den Grund zu sprechen, der uns hergebracht hatte.
»Irgendwo muss das Ascot-Haus stehen.«
Saladin lachte. »Denkst du auch an die Bewohner, Sinclair?«
»Immer doch.«
»Dann ist es gut.«
Ich drehte mich ihm zu. »Beim nächsten Mal wird es nicht nach deiner Nase gehen.«
Saladin bereitete die Arme aus. »Ich denke mal, wir sollten es darauf ankommen lassen.«
»Genau.«
Aus der Ferne hatte die Insel Pabay recht klein ausgesehen. Jetzt merkten wir, dass wir einem Irrtum erlegen waren. Dass Eiland war doch größer als wir angenommen hatten. Vor allen Dingen war es steinig, und der Untergrund wirkte wie hart gefroren. In diesem rauen
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