1368 - Iruna
sie die Gefangenen so gründlich, wie das nur möglich war.
Anschließend gingen sie wieder, ohne mit den Gefangenen ein Wort gewechselt zu haben und anscheinend ziemlich frustriert.
Atlan sah den Kamashiten fragend an.
Tovari legte einen Zeigefinger auf seinen Mund, dann schlenderte er zum zweiten Bett und legte sich hinein.
Atlan streckte sich ebenfalls wieder auf seinem Bett auf, und überdachte das, was Iruna von Bass-Teth ihm über Lokoshan mitgeteilt hatte.
Das Ergebnis befriedigte ihn nicht.
Zwar hatte es den Anschein, als stünde Iruna auf seiner Seite und auf der Seite des Galaktikums. Doch dafür gab es keinerlei Beweise, sondern nur ihre eigenen Behauptungen.
Andererseits war es erwiesen, daß sie das Vertrauen der Hauri und besonders von Kommandant Platur genoß. Dieses Vertrauen aber hatte sie mit Sicherheit nicht geschenkt bekommen. Folglich mußte sie die Hauri durch ihr Verhalten und durch ihre Handlungen davon überzeugt haben, daß sie auf ihrer Seite stand und ihr Vertrauen verdiente.
Was von beidem war echt, und was war falsch?
Er seufzte.
Iruna spielte ein Doppelspiel; soviel stand fest. Vielleicht arbeitete sie tatsächlich nur zum Schein mit den Hauri zusammen. Aber es war auch nicht auszuschließen, daß eine ehemalige Spitzenagentin des akonischen Energiekommandos (ebenso wie ehemalige Staragenten der USO oder anderer Geheimdienste) der Versuchung nicht zu widerstehen vermochte, auf zwei Hochzeiten gleichzeitig zu tanzen und ein eigenes Süppchen zu kochen, während sie beide Seiten gegeneinander ausspielte.
Atlan wußte, daß es seine Pflicht war, auch das ins Kalkül zu ziehen.
Aber er wußte auch, daß er das Wort, das er Tovari Lokoshan gegeben hatte, nicht brechen würde, wenn er sich nicht selbst untreu werden wollte.
Iruna von Bass-Teth konnte also auf ihn zählen.
Gleichzeitig aber mußte er dazu bereit sein, sich gegen sie zu wenden, falls er irgendwann erkennen mußte, daß sie falsches Spiel mit ihm trieb.
Eirene hatte gewußt, daß es nicht leicht sein würde, in den haurischen Stützpunkt einzudringen und Atlan und seine Truppe zu befreien.
Das ganze Ausmaß der Schwierigkeiten wurde ihr aber erst bewußt, nachdem sie die erste Hälfte ihres Planes verwirklicht hatte.
Es war schon beinahe ein Wunder, daß ihr das gelungen war.
Nachdem sie in der Kommandozentrale der KARMINA und danach in der Feuerleitzentrale bestimmte Schaltungen programmiert und dafür gesorgt hatte, daß die Programme mit einem Kodesignal ihres Minikoms aktiviert werden konnten, war sie abermals mit der DORIFER-Kapsel gestartet.
Da die Hauri die Kapsel nicht orteten, war es ihr nicht schwergefallen, sich magnetisch an einem haurischen Großraumschiff zu verankern, das Sringal IV durch die Einflugschneise ansteuerte.
Zusammen mit dem Schiff war sie auf dem Raumhafen des Stützpunkts gelandet und in einem Schacht tief unter die Oberfläche befördert worden, wo das haurische Schiff entladen werden sollte.
Dort war es zum erstenmal kritisch geworden. Die robotischen Verladeeinrichtungen hatten sich auf das Großraumschiff gestürzt, um es in kürzester Zeit zu entladen. Dabei hatte ein Schwenkarm die Kapsel gestreift. Die Entladung war gestoppt worden, um die Ursache des Zwischenfalls herauszufinden.
Zahlreiche Wartungsroboter hatten das Schiff förmlich umwimmelt.
Glücklicherweise hatte die NARU eine winzige Chance erkannt und genutzt und sich durch eine Transportröhre in die Zentrale Klimaanlage des Stützpunkts geflüchtet. Eirene war sicher, daß die Wartungsroboter als Ursache des Zwischenfalls eine Funktionsstörung der Verladeeinrichtungen diagnostizieren würden.
Doch jetzt saß sie praktisch fest.
Irgend etwas wurde im Stützpunkt vorbereitet. Durch alle internen Transportröhren glitten vollbeladene Container auf Rollbändern hin und her, und in den Korridoren tauchten immer wieder Gruppen haurischer Raumfahrer auf, die anscheinend Ausrüstung und Befehle faßten und sich darauf vorbereiteten, mit ihren Schiffen den Stützpunkt zu verlassen.
Es war dadurch für die DORIFER-Kapsel unmöglich geworden, die Zentrale Klimaanlage zu verlassen, denn in weitem Umkreis waren die Transportröhren und Korridore zu belebt und zu eng, um Kollisionen mit Hauri oder Containern zu vermeiden.
Und ein neuer Zwischenfall würde die Hauri nicht noch einmal an eine Funktionsstörung glauben lassen. „Es bleibt uns nichts anderes übrig, als Gewalt anzuwenden, NARU", zog Eirene Bilanz.
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