1372 - Im Strudel des Bösen
tun.« Ich klang nicht eben begeistert.
»Besser als umgekehrt, würde ich sagen. Auf Blutvergießen kann ich verzichten.«
Nur einer fiel aus der Rolle.
Es musste Santini sein, denn er nahm die Maske nicht ab. Er ging von den anderen weg. Er war zu einem zitternden Bündel geworden, und er hielt das Messer noch in seiner Rechten.
Ich löste mich aus der Reihe und schritt mit gezogener Waffe auf Santini zu.
»Ich weiß, dass Sie es sind, der sich hinter der lächerlichen Maske verbirgt, Santini. Weg damit.«
»Und dann?«
»Werde ich Ihnen etwas zu sagen haben!«
»Okay, wir werden sehen.« Er brauchte nur eine Hand, um die Maske loszuwerden. Sie fiel zu Boden, und ich konnte endlich in das verschwitzte Gesicht des Bankdirektors schauen.
So hatte ich ihn hinter seinem Schreibtisch nicht erlebt. Er war kein Macher mehr. Er hatte Rückschläge erleiden müssen wie die anderen auch, doch ihn hatten sie härter getroffen. Das hatte seinen Grund. Ich wusste ihn mehr, als dass ich ihn ahnte und hatte mir Santini geholt, um ihm das zu eröffnen.
»Silvio Santini«, sagte ich. »Kraft meiner Eigenschaft als Scotland Yard Beamter nehme ich Sie vorläufig unter dem Verdacht fest, dass Sie den Mord an Mike Curtiz begangen haben…«
Er hatte die Worte sehr wohl gehört und verstanden. Aber er reagierte nicht. Er blieb vor mir stehen, hielt seinen Dolch fest und atmete scharf ein und wieder aus. Seine Augen bewegten sich dabei.
Er suchte nach einem Ausweg und das war die Hilfe von seinen Freunden.
Darauf wartete er vergeblich. Sie hatten sich bereits abgesetzt.
Sich ergeben, auch wenn es ihnen schwer gefallen war. Und genau das wurde ihm jetzt klar.
»Das… das … stimmt doch nicht«, flüsterte Santini. »Verdammt, das kann nicht wahr sein! Das glaube ich einfach nicht. He, tut was! Macht was! Der Bulle ist außer Kontrolle.«
»Nein, Silvio. Es ist allein seine und auch deine Sache. Wir wollen mit Mördern nicht zu tun haben!«
Sir Richard Leigh hatte die Worte gesprochen. An Scheinheiligkeit und an Raffinesse waren sie nicht zu überbieten, und Santini merkte jetzt, dass er allein stand.
»Es hat keinen Sinn«, sagte ich mit leiser Stimme. »Werfen Sie das Messer weg. Ich werde immer schneller sein, wenn ich abdrücke. Sie haben keine Chance.«
Er musste meine Worte gehört haben, aber er ging nicht auf sie ein. Er schaute mir auch nicht ins Gesicht, sondern stierte auf das Kreuz vor meiner Brust.
»Das verdammte Kreuz!«, fluchte er. »Der Gewinner, wie? Schon einmal soll es gewonnen haben. Nein, nein, nein!«, brüllte er los.
»Ich glaube nicht daran. Ich hasse es. Meine Vorfahren hat man im Zeichen des Kreuzes hingerichtet. Sie gehörten zu den großen Mystikern und Erkennern der wahren Wahrheiten. Ich… ich … hasse es!«
Mit einem gewaltigen Satz sprang er zurück. Damit hatte ich nicht gerechnet, und ich sah, wie er mit einer zuckenden Bewegung sein Messer in die Höhe riss, bis die Klinge den unteren Teil seines Gesichts erreicht hatte.
»Nein, Santini – nicht!«
Meine Warnung kam zu spät. Er hätte sich auch nicht daran gehalten. Es gehörte schon etwas dazu, sich selbst die Kehle durchzuschneiden, und genau das tat er.
Plötzlich spritzte Blut unter dem Kinn hoch. Wir alle hörten den röchelnden Schrei, dann verließ die Kraft den Mann. Er fiel zusammen wie eine Puppe, der man die Glieder abgetrennt hatte.
Als Toter blieb er liegen. Er hatte seinen Freunden im letzten Augenblick noch einen Gefallen getan. Das wusste auch Sir Richard Leigh, denn als ich mich umdrehte, sah ich sein Lächeln…
***
»Sie können uns ja der Reihe nach verhaften, Mr. Sinclair. Sie können versuchen, uns vor ein Gericht zu stellen, aber die Justiz wird sich blamieren wie nie zuvor. Man kann uns nichts nachweisen. Niemand hat ihrem Freund Conolly ein Haar gekrümmt. Dass er die Treppe hinabfiel, ist auf Grund der unebenen Stufen leicht zu erklären. Daraus lässt sich eben auch kein Strick drehen. Was in meinem Haus und somit auf meinem privaten Gelände passierte, war nur ein derber Männerspaß.« Sir Richard nickte. »Ich wollte Ihnen das nur sagen, bevor ich meinen Anwalt anrufe. Sie können sich bestimmt vorstellen, dass er nicht eben zu den Nachwuchskräften in diesem Land gehört.«
»Ich weiß.«
»Und? Was…«
Ich winkte ab. »Es ist schon gut. Sie und Ihre Freunde können gehen. Aber glauben Sie mir, Sir Richard, die Gesichter habe ich mir verdammt genau gemerkt.«
»Das bleibt Ihnen
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