1386 - Die Gefangenen des Schwarzen Tods
Gefühl kehrte Purdy wieder zurück in den Wohnraum, durchquerte ihn mit schnellen Schritten und betrat ihr Schlafzimmer.
Es gab ihr einen Stich mitten durchs Herz, als sie das Doppelbett sah, in dem sie die Nächte mit Eric La Salle verbracht hatte. Unwillkürlich krampften sich ihre Hände zu Fäusten zusammen, und ihr Blick bekam einen harten Ausdruck.
Ihr Ziel war der Schrank, in dem sich nicht nur Kleidungsstücke befanden. Hinter ihnen versteckt waren die Dinge, die nicht unbedingt zu einer Frau gehörten wie der Lippenstift und das Make-up.
Es waren Waffen!
Schuss- und auch Stichwaffen, die nicht nur Eric La Salle damals beherrscht hatte, sondern auch Purdy Prentiss. Schießen konnte sie ebenso gut wie mit dem Schwert umgehen. Die schwere Schnellfeuerpistole wurde von einem samtenen Tuch bedeckt. Sie faltete es auseinander und nahm die Waffe in die Hand. Dabei umspielte ein hartes Lächeln ihre Lippen. Geladen war sie. Geschosse vom Kaliber neun Millimeter, die so manchen Gegner zerfetzen. Die Staatsanwältin hatte auch keinen Skrupel, auf sie zu schießen, denn bei den meisten von ihnen handelte es sich nicht um Menschen, sondern um Dämonen, Monstren und anderweitige Abarten aus versteckt liegenden Reichen.
Sie ergriff das Schwert, das schon mehr an einen Degen erinnert, weil die Klinge so schmal war. Diese Waffe hatte Eric bis zur Perfektion beherrscht, und Purdy hoffte, dass sie ihm eine gute Nachfolgerin war.
Beide Waffen legte sie aufs Bett. Danach öffnete sie eine schmale Seitentür des Schranks, griff hinein, schob einige Kleidungsstücke zur Seite und holte die richtigen hervor.
Es war so etwas wie ein Kampfanzug. Ein dunkler Stoff, der eng anlag. Das Oberteil war vorn von einem Reißverschluss geteilt. Bis über die Brüste zog sie den Verschluss hoch, und es war, als hätte das Äußere auch das Innere verwandelt, denn sie fühlte sich jetzt zum Kampf bereit. Sie war zu einer anderen Person geworden, und sie fragte sich, ob das nicht wirklich die echte Purdy Prentis war und die andere nur so etwas wie eine Nebenhandlung.
Jetzt war sie bereit. Sie hatte sich nicht nur äußerlich verändert, auch ihre Einstellung war eine andere geworden.
Jetzt würde sie den Sprung in das neue Atlantis wagte…
***
Für einen Augenblick schaute Sir James in die Augen der Frau. Als Glenda nickte, drehte er sich um, und so standen sich plötzlich er und der Hypnotiseur gegenüber.
Die Szene wirkte wie eingefroren, als hätte jemand den Pausenknopf eines DVD-Recorders gedrückt. Obwohl Glenda Perkins kein Zeitgefühl in dieser Umgebung besaß, hatte sie den Eindruck, als stände die Zeit plötzlich still. Ihr kam die Situation so unwirklich und fremd vor.
»Sie haben es also geschafft«, sagte Sir James schließlich zu Saladin. »Das neue Atlantis – es ist fertig, oder?«
»Aber sicher«, sagte der Hypnotiseur und deutete eine spöttische Verbeugung an. »Und ich fühle mich in dieser Welt tatsächlich wie Zuhause.«
»Wenn man so denkt wie Sie, ist das normal.«
»Danke, Sir James.«
»Nur fühle ich mich hier anders«, murrte Sir James.
»Es gibt eben einen großen Unterschied zwischen uns.«
»Ich denke, dass es schon mehrere sind.«
»Zügeln Sie Ihre Arroganz, Sir James. Ich habe Ihnen und Glenda Perkins bewiesen, wie schwach Sie letztendlich sind. Zu den Starken gehöre ich, und diese Welt wird von jemandem regiert, dessen Kräfte die meinen noch bei weitem übersteigen.«
»Klar, wir sind nicht von gestern.« Sir James blieb ruhig. »Was haben Sie mit uns vor?« Die Antwort stand natürlich für ihn und Glenda fest, aber er wollte es genau wissen und schaute Saladin sogar auffordernd an, sodass dieser sich leicht irritiert zeigte. »Ich warte.«
»Sind Sie so scharf auf das Sterben, Sir James?«
»Nein, das nicht. Das ist kein Mensch, aber ich möchte gern wissen, was auf mich zukommt.«
»Der Tod.«
Sir James nickte gelassen, als hätte er nichts anderes erwartet.
»Werden Sie uns töten?«
»Nein, das überlasse ich anderen. Aber Sie sind wichtig, Sir James. Sie, Glenda, und ich denke, dass ich mir noch eine nächste Person holen werde, die ebenfalls sehr wichtig ist.«
»Wer ist das?«
»Bill Conolly. Dann erst ist das Team perfekt.«
Sir James hatte ebenso zugehört wie Glenda Perkins. Der Superintendent drehte sich kurz zu Glenda um, nickte ihr zu und wandte sich wieder an Saladin.
»Sie sprachen von einem perfekten Team. Ich denke, dass dazu auch John Sinclair und Suko
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