1390 - Die Tore DORIFERS
Fundoro abgestrahlt. Dort nehmen sich ein paar gestörte Juatafu und die käferartigen Intelligenzen des Planeten der Nakken an. Die Käfer „melken" ihre Patienten auf psionischer Ebene, soviel haben wir erfahren, und setzen mit diesem Vorgang gleichzeitig einen Heilungsprozeß in Gang.
Hier also könnte die Geschichte der psiphrenischen Nakken im Guten enden - wären da nicht jene gesunden Artgenossen, die den Lehren des Hexameron verfallen sind. Mit eben diesen Nakken bekamen wir es zu tun. Durch eine List hielten sie uns wochenlang auf Fundoro fest, bis ich das Vertrauen der eingeborenen Käfer gewann und uns befreien konnte.
Es blieb keine Chance, die psiphrenischen Nakken dem Zugriff des Hexameron zu entziehen - im Gegenteil, die Ereignisse zwangen zu rascher Flucht. Nai-Leng, mein zweiter Begleiter außer Beodu, kam dabei ums Leben.
Also brachte der Abstecher nach Fundoro nicht nur keinen verwertbaren Gewinn, sondern einen herben Verlust, der mir seelisch stärker zu schaffen macht, als einem Mann in meiner Lage lieb sein kann. Ich muß mich konzentrieren. Wieder einmal lastet viel Verantwortung auf meinen Schultern, denn ich will nicht allein die tödlichen Lehren des Hexameron bekämpfen, sondern auch deren Ausbreitung in meinem Heimatuniversum von hier aus verhindern.
Und vielleicht steht noch mehr auf dem Spiel ... Schließlich haben die Hauri schon zweimal auf dem Umkehrwege Sternhaufen aus meinem Universum nach Tarkan transferiert, sie haben eine Materiewippe gebaut und sich für jedes Hangay-Viertel Ersatz geholt. Wohin soll das führen?
Beodu unterbricht meine Gedanken. Die LEDA hat ein sonderbares Objekt ausgemacht, und wir nehmen nach kurzer Absprache direkten Kurs dorthin. Ein Ansatzpunkt? Möglich, aber nicht sicher.
Am 30. 11. 447 verließen wir Fundoro, nur ein paar Stunden vor dem Transfertermin des dritten Hangay-Viertels. Nun hatte ich diesen Zeitpunkt so sehr herbeigesehnt, hatte meine Sehnsucht nach Gesil, Eirene und den anderen Freunden kaum noch beherrschen können - doch ich durfte Tarkan nicht verlassen.
Nicht, bevor meine selbstgestellten Auf gaben gelöst waren und mit dem letzten Hangay-Viertel eine letzte Möglichkeit zur Rückkehr bestand.
In buchstäblich letzter Sekunde erreichte LEDA den Leerraum außerhalb Hangays, wo der Transfersog uns verfehlte. Plötzlich klaffte dort, wo sich zuvor Sterne und Welten befunden hatten, eine riesige Lücke.
Aber nicht nur Sterne und Welten waren fort; das dritte Hangay-Viertel hatte seinen eigenen Raum und seine eigene Zeit mit sich genommen. Wiederum ein Ereignis, das menschliches Begriffsvermögen im Grunde übersteigt. Wie ist das möglich, eine zeit- und raumlose Zone? Ich weiß es nicht, ebensowenig Beodu, und wenn LEDA etwas davon versteht, so gibt sie es zumindest nicht zu erkennen.
Die leere Zone brachte einen unerwarteten, gewaltigen Vorteil.
Es sah aus, als seien die normalen Leerraumbereiche auf der anderen Seite Hangays plötzlich nahe herangerückt. Wo kein Raum ist, existiert auch keine störende Entfernung. LEDA empfing eigentümliche Signale, die natürlich Aufmerksamkeit erregten. Wir machten eine Quelle in ungefähr 250.000 Lichtjahren realer Entfernung aus und flogen die Koordinaten an. Nun sind wir hier.
In kurzer Entfernung muß das Loch der Ewigkeit liegen, das wissen wir, aber in Wahrheit bleibt nur ein mittelbarer Anhaltspunkt. Dieser Anhalt ist ein ringförmiges Ding, das aus fünfdimensionaler Energie besteht und bis in die letzte Einzelheit DORIFER-Tor ähnelt. DORIFER-Tor. Was bedeutet das? Eigentlich bleibt nur eine Deutung. Ebenso wie mein Heimatuniversum besitzt auch Tarkan zumindest ein Kosmonukleotid. Existiert in diesem Universum ein Moralischer Kode?
Steuern hüben wie drüben diese unbegreiflichen Objekte alle Naturgesetze und kosmischen Ereignisse?
Eines ist gewiß: Das Loch der Ewigkeit ist ein Kosmonukleotid und kein Black Hole, wie ursprünglich angenommen. Es gibt ein Tor ins Innere, und LEDAS Bauart ermöglicht uns die ungefährdete Passage.
Wie auch immer dieses Tarkan-Kosmonukleotid beschaffen sein mag: Ich will hinein, weil die Lösung meiner Probleme nur aus tiefergehendem Verständnis erwachsen kann.
Ich bin kein Selbstmörder. Vorsicht kann uns das Leben retten, und deshalb untersuchen wir zunächst die Ortung, auf die mich Beodu vor ein paar Minuten hingewiesen hat. Wer weiß - mit etwas Glück lösen wir schon dort die ersten Rätsel.
Es ist soweit. Wir schreiben jetzt den 4.
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