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1397 - Der Sänger und die Mörder

Titel: 1397 - Der Sänger und die Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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antwortete er doch noch: „Ich kenne dieses Wesen; ein Mensch ist Benneker Vling nämlich nicht. Er ist ein Gesandter unserer Superintelligenz ES, der dem Galaktischen Expeditionskorps in Tarkan beistehen soll. Wenn er dazu rät, deine Wahrnehmungen genauer zu verfolgen, solltest du dich daran halten. Können wir helfen, Salaam Siin?"
    „Nein", gab der Meistersinger zurück, „das ist unmöglich."
    „In dem Fall mußt du allein damit fertig werden. Jedenfalls steht fest, daß man eine Empfehlung von Benneker Vling nicht ignorieren soll. Wenn ich bedenke, daß er dafür sogar gesungen hat..."
    Atlan schüttelte in einer typisch menschlichen Geste den Kopf. „Wie der Meister, so der Diener. Auch ES hat einen sonderbaren Humor."
    Nun hatte sich Salaam Siin zumindest darüber Gewißheit verschafft, und ein wesentlicher Teil seiner Unruhe verpuffte. Die folgenden Tage verwandte er darauf, mit der HARMONIE sämtliche Bereiche der Flotte abzufliegen - wieder einmal ohne Ergebnis. Benneker Vlings eindringlicher Gesang blieb ihm stets gegenwärtig dabei; er gab nicht auf, obwohl die zwölf Kartanin an Bord ihn schon milde belächelten.
    Dies war der Stand der Dinge, als die Flotte 280 Lichtjahre vor der Sonne Dao-Ban in den Normalraum fiel. Und kurz darauf spürte er es wieder. „Ge-Liang!" Sein Ruf war ein schriller Akkord, den die Rezeptoren der Schüssel aufnahmen und ins Innere der HARMONIE weiterleiteten. „Ich brauche dich jetzt!"
    Salaam Siin sah die Kartanin nicht, aber er hörte sie kommen. „Da bin ich, Meistersinger."
    Es kam ihm vor, als habe sie für den kurzen Weg von ihrem Quartier bis in die Projektorschüssel Stunden gebraucht; die ganze Zeit über hörte er in quälender Entfernung jenen Gesang, den er vor ungefähr einer Woche zum erstenmal bemerkt hatte. Und wieder kam es so: Der Ophaler konnte sich an die Herkunft der sonderbar schroffen, fast abstoßenden Melodien nicht erinnern. Genaugenommen war der Ausdruck Melodie schon zu hoch gegriffen, ein musikalisch weniger begabtes Wesen hätte den Gesang vielleicht gar nicht als solchen begriffen. „Es ist wieder da, Ge-Liang", summte er fast ohne psionische Komponente. „Du wirst mir vielleicht helfen müssen."
    „Wenn du dich dagegen sperrst wie beim erstenmal, hat es keinen Sinn." Diesmal klang ihre Sprechweise hart, und Salaam Siin begriff, daß die andere ihn absichtlich aus der Reserve locken wollte. „Vielleicht kann ich es diesmal."
    Und noch in derselben Sekunde begriff der Meistersinger, was die Melodie überhaupt erst zum Gesang machte. Es lag nicht an den Tönen, deren Aufeinanderfolge sich an einer fremdartigen, aber erkennbaren Skala orientierte. Vielmehr arbeiteten die „Sänger" mit einer Mischung aus Melodie und Psionik, ebenso wie er selbst es tat. Die Erkenntnis versetzte ihm einen milden Schock. Inzwischen wußte er ja, daß einige Völker aus ESTARTU in Wahrheit aus dem Universum Tarkan stammten. Gehörten die Ophaler womöglich dazu? Hatte er es mit Wesen zu tun, die zumindest weitläufig seiner Rasse angehörten?
    Nein, dachte er mit Inbrunst, es war unmöglich. Dieser Gesang war vollkommen unophalisch, er war weder schön, noch würde er eine psionische Wirkung erzielen. Eine suggestive Komponente wie bei den Werken ausgebildeter Meistersinger existierte höchstens ansatzweise. „Etwas in mir verschließt sich ...", summte er verdrossen. „Und zwar immer dann, wenn ich der Sache gerade auf die Spur komme."
    „So hat es keinen Sinn", erklärte die Kartanin resolut. Etwas in ihrer Stimme ließ den Ophaler aufsehen. „Du würdest dich noch stundenlang so hinhocken, Salaam Siin, und doch nichts herausfinden."
    „Bevor er noch etwas dagegen unternehmen konnte, hatte Ge-Liang einen seiner Greiftentakel gepackt und ließ nicht mehr los. Er hätte dagegen aufbegehren können, gewiß - aber die Kartanin war ihm körperlich weit überlegen. Und zu überzeugender Argumentation brachte er derzeit nicht die Kraft auf. „Jetzt arbeiten wir zusammen. Wozu hast du mich sonst gerufen?"
    Salaam Siin spürte sie ganz nahe. Sie war auch ohne Paratau eine starke Telepathin und Telesuggestorin, eine der wenigen natürlichen Esper ihres Volkes. Unwillkürlich errichtete er in seinem Geist eine Schwelle aus Musik, er intonierte lautlos den Gesang der Heraldischen Tore von Siom Som.
    Der komplizierte Satzgesang riegelte sein Denken gegen ihre Annäherungsversuche ab.
    Aber nein; was tat er da? Salaam Siin wußte genau, daß er so schwerlich

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