1404 - Der Weg in die Hölle
es tun!«
Glenda Perkins kannte mich lange und gut genug, dass sie sich mit einem Kommentar zurückhielt. So konnte ich mich wieder auf das Geschehen konzentrieren.
Ich wartete auf den Angriff.
Es gab den Aibon-Engel, auch die drei anderen Gestalten, die schon brennend hier erschienen waren, und es gab die Feuer, die sprühten und zischten. Ich hielt als normaler Mensch dagegen, und ich hatte das Kreuz, das nun einen erneuten Anlauf nahm.
Der Aibon-Engel hatte sich gedreht. Er stand jetzt frontal vor mir.
Er schaute mich an, und ich sah, dass sein Gesicht nicht brannte. Es lag noch frei, aber aus seiner Brust schoss das Feuer hervor. Es war seine Waffe. Er wollte mich verbrennen, und seine drei Helfer hatten sich ebenfalls gedreht.
So kamen sie auf mich zu.
Ich spürte es am Verhalten meines Kreuze, und ich erlebte auch die grässlichen Schreie in meinem Kopf. Ja, sie waren wieder da.
Dass Glenda etwas zu mir sagte, hörte ich zwar, nur verstand ich nicht, was sie meinte.
Dafür rief ich die Formel. Und jetzt gab es kein Ereignis mehr, das mich aufhielt.
»Terra pestem teneto – salus hic maneto!«
Ja, das waren die Worte. Das Heil sollte bleiben. Kein Unheil sollte es mehr verdrängen.
Und das Kreuz, auf das schon Vera Monössy gesetzt hatte, ließ mich nicht im Stich…
***
Es war wie ein Wunder. Ich sah kein Feuer mehr, dafür jedoch ein strahlendes und für mich herrliches Licht, das mich beruhigte. Es war nach vorn gestreut, auch gegen den Himmel gerichtet, und es hatte sich über die Aibon-Gestalten ausgebreitet wie ein mächtiger Schirm.
Das Licht war das Wunder. Es war die Kraft, die retten und auch zerstören konnte.
Es hatte den Anschein, als wäre ein Sturmwind über die Feuer hinweggefahren. Dabei war es nur das Licht, das alles löschte, was sich ihm entgegenstellte. Ich sah, wie meine Gegner verschwanden, und es erfüllte mich mit einer wahnsinnigen Freude.
Die drei Gestalten, die Glenda mitgebracht hatte, wurden förmlich weggepustet und zugleich aufgelöst. Das Licht fuhr in die seltsamen Zombies hinein, und es kam mir vor, als würde man Feuer mit Wasser löschen.
Die Feuer an den Seiten erwischte es ebenfalls. Auch sie sanken innerhalb von Sekunden zusammen, und so blieb nur eine Person, eben der Aibon-Engel.
Was tat er?
Er sah sich noch immer als der große Herrscher an. Sein Bild glich dem einer Heiligenfigur, die den Blick in unendliche Ferne gerichtet hatte. Dabei waren die Arme vorgestreckt, als wollten die Hände etwas segnen.
Das Bild hatte ich mir so nicht vorgestellt. Dieser Aibon-Engel im Licht des Kreuzes. Tat ihm diese Kraft denn nichts? Das konnte ich nicht fassen, denn er brach nicht zusammen, verbrannte nicht und zerfiel auch nicht zu Staub. Nur die Feuer in seiner Gestalt gab es nicht mehr. Und das Gesicht war seltsam weiß geworden, ebenso wie seine dunklen Haare ausgebleicht wirkten.
Ich befürchtete, dass er sich letztendlich noch verwandelt hatte und als neue Gestalt weiterhin existieren würde, was mir nun gar nicht in den Kram passte.
Und dann ging er.
Ha, er kam auf uns zu.
Beinahe hätte ich gelacht. Ich verbiss es mir und fragte Glenda:
»Kannst du dir das erklären?«
»Nein, John. Aber du hast ihn vorhin einen Aibon-Engel genannt.«
»Ja, das habe ich.«
»Einen Engel aus dem Fegefeuer?«
Das war eine verdammt gute Frage, die ich eigentlich positiv hätte beantworten müssen.
Aber konnte es das geben, dass ein Engel aus dem Fegefeuer der Macht der Erzengel widerstand, die ihre Zeichen auf meinem Kreuz hinterlassen und es somit in ihrem Sinne geprägt hatten?
Für diese Fragen fand ich keine Antworten.
Dann aber geschah es!
Das Voranschreiten war nichts anderes als ein letztes Aufbäumen vor der Vernichtung.
Der Aibon-Engel schritt und schwebte zugleich. Es sah aus, als hätte er den Kotakt mit dem Boden verloren. Seine Beine bewegte er trotzdem, bis zu dem Zeitpunkt, als er sich auflöste.
Es begann bei seinen Füßen, die urplötzlich nicht mehr vorhanden waren.
Dann ging es weiter über seinen Körper hinweg, und dieser schon unheimliche Vorgang setzte sich fort, bis er seinen Kopf erreicht hatte.
Dann war er weg.
Das Licht, die Kraft der echten Engel – das hatte ihn letztendlich doch erwischt. Und mir war es gelungen, das Vermächtnis der Vera Monössy zu erfüllen.
Es gab mir ein gutes Gefühl, über das ich alles andere vergaß, und so bekam ich kaum mit, wie sich die Welt um mich herum veränderte und drei Personen
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