1411 - Vampirehre
sie dir gesagt, wo sie sich aufhält? Und ob sie dich besuchen will?«
»Nein, hat sie nicht. Aber sie hat gemeint, dass ich keine Angst haben soll.« Er schaute zum Fenster hin. »Die habe ich aber trotzdem. Wenn sie ins Haus kommen, dann…«
»Das werden sie nicht«, sagte ich. »Wer befindet sich noch alles im Haus?«
»Nur meine Mutter und meine Schwester.«
»Und was ist mit deinem Vater?«
»Der ist zur Nachtschicht gefahren. Er arbeitete in einer Fleischfabrik. Da werden Schafe geschlachtet. Er passt dort auf, dass der Laden läuft. Eigentlich hat er ja bei uns bleiben wollen, aber sein Boss wollte nicht, dass er Urlaub macht, weil Leute fehlen. Er hat sogar geweint, als er uns verlies.«
Jane nickte dem Jungen zu und lächelte. »Wir werden deiner Mutter sagen, dass sie ihn anrufen soll und ihm dann sagt, dass alles in Ordnung ist mit dir.«
»Ist es das denn?«
Jane streckte ihm die Hand entgegen. »Hier, du kannst einschlagen. Ich wette, dass es kein Vampir mehr schafft, in deine Nähe zu gelangen. Du hast jetzt zwei Beschützer mehr.«
»Sogar einen echten Geisterjäger.«
Ich lächelte. »Wenn du so willst, ist das okay.« Jane hatte ihn wirklich durch das Nennen meines Spitznamens beruhigt.
Linus war noch nicht sicher. »Und ich brauche mich wirklich nicht zu verstecken?«, flüsterte er.
»Nein, du kannst hier im Haus bleiben.« Ich sah, dass ein Band um seinem Hals hing. Der Gegenstand, den es festhielt, war unter dem T-Shirt verschwunden.
»Trägst du einen Talisman, Linus?«
»Ja, auch ein Kreuz.«
»Sehr schön. Darf ich es sehen?«
»Klar.« Er zupfte an dem Lederband und holte es so hervor. Es war ein altes und zugleich wunderschönes Kreuz. Wir bekamen zu hören, dass er es von seiner Großmutter geerbt hatte, und jetzt hoffte er darauf, dass es ihm Schutz gab.
»Vampire haben ja Angst davor – oder?«
Ich stimmte ihm zu. »In der Tat kann es für die Blutsauger tödlich sein. Es schreckt sie zumindest ab.«
»Danke, das ist toll.«
Ich hatte natürlich ein wenig übertrieben. Kein Blutsauger ließ sich von einem normalen Kreuz abschrecken. Das musste dann schon geweiht sein oder aus Silber.
»Hat dich der Arzt denn auch untersucht, Linus?«, fragte Jane Collins.
»Nur kurz. Er konnte ja nichts machen. Ich habe dann so ein Pulver bekommen. Der Constabler hat dann den Kopf abgeholt. Er hat ihn weggebracht. Was dann passiert ist, das weiß ich nicht.«
»Er wird dir keine Probleme mehr bereiten«, sagte ich. »Das verspreche ich dir.«
Linus konnte wieder lächeln. »Ich weiß ja, dass du ein Vampirjäger bist. Kennst du Blade?«
»Du meinst den Film…?«
»Nein, den Comic.«
»Ich habe davon gehört.«
Er schaute mich von oben bis unten an. »Aber so einer bist du nicht, kann ich mir denken.«
»Nein, bestimmt nicht.«
Er schaute auf Jane. »Hilft sie dir?«
»Klar.«
»Aber ich will nicht. Ich habe sie lieber in meinen Büchern. In Wirklichkeit sollen sie mir vom Hals bleiben.«
Jane streichelte über sein Gesicht. »Das werden sie. Wenn wir dich jetzt verlassen, heißt das nicht, dass wir uns aus Tegryn entfernen. Da brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Wir werden bleiben und auf die entscheidende Nacht warten.«
»Ihr wollt sie jagen?«
»Deshalb sind wir hier.«
Die Antwort hatte Linus gefallen, denn plötzlich konnte er wieder lächeln.
Wir ließen ihn allein in seinem Bett zurück. Die Tür des Zimmers ließen wir auf seinen Wunsch hin offen…
***
Im Flur standen Mrs. Hill und der Constabler zusammen. Das Licht der Lampe umschmeichelte ihre Körper mit weichen Konturen. Gespannt schauten uns beide an.
Ich lächelte ebenso wie Jane. Das sollte sie zunächst von ihren größten Sorgen befreien.
»Was hat mein Sohn denn gesagt?«, flüsterte Marga Hill.
Jane beruhigte sie und sprach davon, dass er ein festes Nervenkostüm hatte. Aber sie wies auch darauf hin, dass er am Abend und in der folgenden Nacht im Haus bleiben sollte.
»Ja, darauf können Sie sich verlassen. Und wenn ich Linus anketten muss.«
Jane schüttelte den Kopf. »Das ist nicht nötig«, erklärte sie. »Linus weiß Bescheid.«
Sie fuhr mit ihren Händen durch die Haare. »Und was machen Sie in der Zeit?«
Die Antwort gab ich. »Da brauchen Sie sich auch keine Sorgen zu machen. Wir werden uns nicht hinlegen, sondern die Augen offen halten. Darauf können Sie sich verlassen. Und Sie können weiterhin davon ausgehen, dass wir auf diesem Gebiet keine Neulinge sind.«
»Wie ich
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