142 - Zakum, der dunkle Archivar
„Nichts weiter als ein Gerücht."
Die Vampirin mit der Punkfrisur kniff die Augen zusammen. „Wir alle wissen, daß Coco deine beste Freundin ist, Rebecca. Viele von uns haben ihr irgend etwas zu verdanken. In ihrer Jugend rettete sie vielen das Leben. Im Kampf gegen Atma stand sie auf unserer Seite. Aber seither hat sich viel geändert. Du solltest deine Beziehung zu ihr ernsthaft überdenken."
Rebecca wollte zuerst zynisch reagieren, doch dann erinnerte sie sich an Nikodemus Thurgau, daß sie angeblich einige Freunde innerhalb der Familie hatte. Vielleicht gehörte auch Sandy Abey dazu, obwohl sie in der Vergangenheit nicht viel füreinander übrig gehabt hatten.
„Ich werde über deine Worte nachdenken, Sandy."
„Tu das, und hüte dich vor Ruud Jong."
Rebecca nickte. Ihren Zweck hatte sie erreicht, denn sie war sicher, daß bereits jetzt Ruud Jong von ihrer bevorstehenden Reise erfahren hatte. Und genau dies hatte sie gewollt.
„Es hat mich gefreut, dich zu sehen, Sandy. Jetzt werde ich mich aber verabschieden, da…"
Die Unterhaltung erstarb. Alle sahen Betty Danet an, die mit unbewegtem Gesicht den Salon betrat und auf Rebecca zuschritt.
Verdammt, dachte Rebecca, das kann alles gefährden. Irgend jemand mußte Betty verständigt haben, daß sie sich im Abey-Haus aufhielt. Und sie mußte es sehr eilig gehabt haben, denn ihr Haar flatterte wie ein Schleier hinter ihr her.
In der Vergangenheit war Rebecca der Tochter des Hexers meist aus dem Weg gegangen, da sich Betty immer über ihre mangelnden magischen Fähigkeiten lustig gemacht hatte. Jetzt war sie Betty weit überlegen, doch nach Cocos Ratschlag sollte sie nichts von ihren neu gewonnenen Künsten verraten. Doch sie konnte sich keinesfalls vor so vielen Zeugen demütigen lassen, das würde sie zum Gespött der Familie werden lassen.
Mühsam unterdrückten die Dämonen ihr Lächeln, denn der Abend schien noch recht vergnüglich zu werden.
Betty Danets grimmige Racheschwüre waren allen bekannt. Oft genug hatte sie in den vergangenen Wochen erzählt, was sie alles mit Rebecca anstellen würde, sollte sie ihr begegnen.
Ohne Vorwarnung hob Betty Danet die rechte Hand. Ein türkisfarbener Blitz löste sich von ihren Fingerspitzen und raste auf Rebecca zu, die einen Schritt zur Seite trat. Der Blitzstrahl schoß an ihr vorbei, verbreiterte sich und streckte Nora Manning, Roger Shattuck und einen der McCall-Brüder nieder, die sich laut schreiend auf dem Boden wälzten. Augenblicklich nahm Rebecca ihre alte Position ein, und alle Dämonen hatten den Eindruck, daß Betty Janets Blitz schlecht gezielt gewesen war.
„Halt ein, Wahnsinnige!" schrie Rebecca.
Doch die rasende Hexe hörte nicht auf sie. Diesmal schossen von beiden Handflächen magische Blitze los. Damit hatte Rebecca gerechnet und Bettys Hände verdreht.
Einer der Blitze war so stark, daß er die rechte Seitenwand des Salons in Flammen aufgehen ließ, der zweite streifte Rebecca. Er versengte ihre linke Schulter, verbrannte Teile ihres Kleides, und ihr Haar fing Feuer.
Der Flammenstoß war so gewaltig gewesen, daß der riesige Tisch sich verformte und explodierte. Die Feuerzungen leckten nach einer Dämonengruppe, die verzweifelt die Flucht ergriff, doch die meisten bekamen einiges ab.
Die Vampirin achtete nicht auf ihre Verletzungen. Das war unwichtig, denn mit ihren Fähigkeiten konnte sie das alles innerhalb von wenigen Augenblicken in Ordnung bringen. Das war eine Gelegenheit, die sich nicht so bald wieder bieten würde, und die wollte sie auskosten.
Alle Dämonen brüllten durcheinander und suchten Deckung. Einzig Rebecca handelte.
Mit zwei Sprüngen stand sie vor Betty Danet, die schon wieder die Arme hob.
Rebecca schlug mit der Rechten zu. Für alle Beobachter schien es, als wäre dieser Hieb fürchterlich, doch tatsächlich berührte sie Betty nur schwach; aber unbemerkt wurden ihre magischen Kräfte frei, die Betty für Minuten lähmten. Bewußtlos brach die Hexe zusammen.
Mit einer fließenden Bewegung riß sich Rebecca die brennenden Haare vom Kopf.
Nun kam Bewegung in die Dämonen. Kraft ihrer vereinten magischen Fähigkeiten löschten sie innerhalb weniger Minuten das Feuer. Doch der Salon bot nun ein Bild der Verwüstung.
Danach kümmerten sie sich um die Verletzten.
„Dieser Vorfall ist in der Geschichte der Schwarzen Familie einmalig!" schrie Sandy Abey. „Die unwürdige Betty Danet hat sich über die Gesetze der Familie gestellt. Sie wird ihre verdiente
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