142 - Zakum, der dunkle Archivar
Mr. Morton."
„Sind Sie zu Hause?"
Der Arzt bejahte.
„Ich bin in zwanzig Minuten bei Ihnen. Machen Sie sich bitte keine Sorgen, daß ich Ihnen Schwierigkeiten bereiten werde. Für mich sind solche Fälle nichts Ungewöhnliches. Aber verschweigen Sie mir nichts, denn jede auch noch so unbedeutende Kleinigkeit kann wichtig sein. Fertigen Sie in der Zwischenzeit ein paar Notizen an, die können uns sicherlich weiterhelfen."
Um 15.30 Uhr ratterte der Fernschreiber der Mystery Press los.
Yoshi verließ den Computer und las die eingehende Meldung mit, die vom FBI-Büro Boston stammte und mit Tim Morton unterzeichnet war. Mit dem Fernschreiben in der rechten Hand betrat er das Wohnzimmer in der Jugendstilvilla.
Coco, Dorian und Trevor blickten ihn erwartungsvoll an. Der Japaner nahm Platz und las Tim Mortons Bericht laut vor.
Wie alle Berichte des FBI-Agenten war auch dieser kühl und sachlich abgefaßt. In nüchternen Worten teilte er einfach die Tatsachen mit, ohne irgendwelche Mutmaßungen anzustellen.
„Tim hat wie üblich gute Arbeit geleistet", sagte Dorian. „Was ist über den Lykaon-Kult bekannt?" „Darüber haben wir nur äußerst dürftige Informationen, Dorian. Einmal im Jahr findet ein Mysterienspiel im alten Heiligtum statt. Da kleiden sich einige Inselbewohner in antike Gewänder und spielen eine griechische Tragödie."
„Die Sage vom König Lykaon ist allgemein bekannt. Natürlich ist Lykaon nicht der richtige Name des Werwolf-Anführers." Yoshi überflog den Computerausdruck. „Nach unseren Aufzeichnungen ist er kein Mitglied der Familie."
„Sollte das stimmen, dann hilft uns das enorm weiter", sagte Coco nachdenklich.
„Und weshalb, wenn ich fragen darf?" wunderte sich Sullivan.
„Wir werden nach Mary Barkdull suchen, das ist wohl klar. Wann findet dieses Mysterienspiel statt, Yoshi?"
„In drei Tagen."
„Sehr gut, da besteht eine geringe Chance, daß die Wissenschaftlerin noch am Leben ist. Ich benötige alle Fakten über die Insel und den Werwolf."
„Glaubst du, daß er einen Teil von Olivaros Archiv bewacht?" fragte Dorian.
„Nein, aber das spielt überhaupt keine Rolle. Lykaon wird unser Lockvogel für Ruud Jong. Hoffentlich hat er nichts mit der Schwarzen Familie zu tun, denn dies würde alles erleichtern."
„Sie sprechen mal wieder in Rätseln, Coco", ärgerte sich Trevor.
„Tut mir leid, aber mehr will ich im Augenblick nicht verraten. Dorian, versuche Olivaro zu erreichen. Er weiß sicherlich mehr über Lykaon. Ich werde nun ein längeres Gespräch mit Rebecca führen, und Sie, Trevor, sind so freundlich und versuchen Jeff Parker zu erreichen. Er soll mit Volldampf die Insel Lemnos ansteuern, denn dorthin werden wir reisen, egal, was unsere Nachforschungen ergeben."
Nur einen kurzen Moment zögerte Rebecca, dann stieg sie entschlossen die Stufen hoch, die zum Haustor führten. Sie wußte, daß sie seit einer halben Stunde beobachtet wurde, und sie befürchtete, daß sich Ruud Jong vielleicht zu einer Wahnsinnstat hinreißen ließ.
Dazu kam noch der verrückte Plan, den sich Coco hatte einfallen lassen.
Es kann einfach nicht funktionieren, dachte sie.
Das Tor war auf die speziellen magischen Schwingungen der Londoner Dämonen abgestimmt. Allerdings war es schon drei Jahre her, seit sie den Abey-Clan besucht hatte.
Automatisch registrierte die Tür ihre Ausstrahlung, und die breiten Flügel schwangen nach innen auf. Bei ihrem Eintreten flammte die Deckenbeleuchtung der holzvertäfelten Diele auf. Eine weitere Tür glitt zurück, und strahlend lächelnd betrat Rebecca den großen Salon.
Der monatlich einmal stattfindende Empfang der Abey-Familie war bei den englischen Dämonen nicht sonderlich beliebt. Hier traf man meist nur Angehörige unbedeutender Sippen, und für den Geschmack der meisten war es einfach zu langweilig.
Etwa zehn Mitglieder der Schwarzen Familie hatten sich bereits um den riesigen Tisch versammelt, auf dem sich Platten mit den erlesensten Köstlichkeiten befanden.
Die sanfte Nora Manning wandte den Kopf, und vor Schreck fiel ihr fast das Glas aus der Hand.
Ihre Reaktion war nicht unbemerkt geblieben, nun sahen sie auch die anderen an.
Die McCall-Brüder musterten sie finster, die Manning-Schwestern wußten nicht, wie sie sich verhalten sollten. Roger Shattuck, der wie ein Indianer aussah, zwinkerte ihr kurz zu. Sandy Abey, die Gastgeberin, hob erstaunt die linke Augenbraue.
„Das ist aber eine nette Überraschung", sagte die knabenhaft
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