142 - Zakum, der dunkle Archivar
andere Zeitebene, und die Schreie des Werwolfs verstummten. Voller Begeisterung biß Eric Cocos Fesseln durch.
„Danke, mein lieber Eric", sagte Coco und sprang hoch.
Sie griff nach Dorian und Mary Barkdull und riß sie in die langsam ablaufende Zeitebene.
Von Mary Barkdull fiel die Lähmung ab, erstaunt starrte sie Coco an.
„Löse nun auch Dorians Fesseln, Eric."
Das Fledermausgeschöpf blickte den Dämonenkiller tückisch an. Voller Widerwillen durchtrennte es die Schnüre.
„Haltet euch an mir fest!" rief Coco.
„Ich verstehe das alles nicht", meinte Mary.
„Hören Sie auf sie", bat Dorian.
Sie klammerten sich an Coco fest, die all ihre Kräfte mobilisieren mußte, um Mary und Dorian durch den Tunnel zu geleiten. Im Freien ließ sie die Zeit wieder normal ablaufen und reichte ihrem Gefährten den Kommandostab und Zirkel.
Aus der Höhle klangen die wimmernden Klagelaute des Werwolfs, der noch immer um Gnade flehte, doch da war er bei Rebecca an die Falsche gekommen.
Von überall her strömten Wölfe auf den Hügel zu, die alle durchdringend heulten und winselten. Sie durchlebten den Todeskampf ihres Herren, der hoffnungslos verloren war.
„Und jetzt stirb, Lykaon!" war Rebeccas grimmige Stimme zu vernehmen.
„Das sind mindestens fünfhundert Wölfe", hauchte Mary mit versagender Stimme. „Sie werden uns in Stücke reißen."
„Keine Angst, dazu wird es nicht kommen", sagte Coco.
Mit einem Gurgeln endete der Schrei in der Höhle, dann war das Krachen von herabstürzenden Steinen zu hören.
Lykaon war tot.
Die geifernden Wölfe erstarrten mitten in ihren Bewegungen, dann durchlief ein Zittern ihre Leiber. Fast blitzartig verwandelten sie sich zurück in Menschen, die sich zögernd erhoben und scheu miteinander flüsterten.
Langsam zogen sie sich zurück und kehrten heim in ihre Behausungen. Lykaons Herrschaft war vorbei.
Sie saßen in der Hotelbar, und Mary Barkdull erzählte ihre schaurigen Erlebnisse. In wenigen Stunden sollte Jeff Parker mit seiner Jacht eintreffen.
Mary sprang glücksstrahlend auf, als sie zum Telefon gerufen wurde. Sie hatte William Keenland einiges zu erzählen.
Natürlich hatte Coco sofort Trevor Sullivan verständigt, daß dieses Abenteuer glücklich überstanden war.
Der Dämonenkiller zögerte einen Augenblick, doch dann beugte er sich vor und blickte Rebecca tief in die Augen.
„Ich will mich bei dir bedanken", sagte er. „Ohne deine Hilfe wäre wohl alles ganz anders ausgegangen."
Die Vampirin war sichtlich verlegen. „Coco wäre sicherlich etwas eingefallen. Sie hat sich aus schlimmeren Situationen befreit."
„Sprich bitte nicht so einen Unsinn, Rebecca. Mit meinen derzeitigen Fähigkeiten hätte ich gegen Lykaon keine Chance gehabt. Ich danke dir auch, meine Freundin."
„Du hast mir oft genug das Leben gerettet, es freut mich, daß ich mich endlich einmal revanchieren konnte."
Langsam verfinsterte sich die Miene der Vampirin.
„Was ist denn nun mit dir los?" fragte Coco verwundert.
„Mit Ruud Jong habe ich Mist gebaut."
„Über ihn habe ich mit dir sprechen wollen. Ist er dir denn nicht gefolgt?"
„Er wollte es, doch durch eine Ungeschicklichkeit kam es nicht dazu."
„Darüber bin ich wirklich nicht traurig, denn hätte er dich verfolgt, dann wäre dir kaum Zeit geblieben, uns zu helfen. Was hast du denn angestellt, Rebecca?"
Verschämt senkte die Dämonin ihren Blick, dann berichtete sie von den Vorfällen im Abey-Haus und der Beschädigung der Puppe.
Dorian bemühte sich ernst zu bleiben, doch es bereitete ihm große Mühe. Rebecca war für ihn ein Rätsel. Ihr entschlossenes Handeln gegenüber Lykaon hatte ihn beeindruckt, und nun erging sie sich in Gewissensbissen, wie übel sie Ruud Jong behandelt hatte.
Coco kicherte erheitert. „Ruud Jong ist im Augenblick nicht mehr als ein lallender Säugling. Das ist doch ein beneidenswerter Zustand. Überlege mal, Rebecca, da kann er uns wenigstens nicht mehr gefährlich werden."
„Hm, von dieser Warte aus habe ich es noch nicht betrachtet. Irgendwie tut er mir aber trotzdem leid."
„Rebecca, ich glaube, daß ich dich niemals richtig verstehen werde, und sollte ich tausend Jahre alt werden."
„Ich verstehe mich selbst nicht, Coco. Und vor der Zukunft habe ich Angst. Toths Macht schlummert in mir, aber wie soll ich sie einsetzen? Uns verband die Abneigung gegen die grausamen Sitten und Gebräuche der Schwarzen Familie. Mein ganzes Leben lang war ich einsam, bis auf die Tage, die wir
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