1422 - Die Tage der Cantaro
zwinkerte sie ihm kaum merklich zu: Alles okay, Perry, ich schaff‘s schon. Rhodan schenkte ihr ein zuversichtliches Lächeln, aber innerlich war er nicht endgültig davon überzeugt, daß sie alle sich aus dieser Situation ergebenden Schwierigkeiten verkraften konnte. Sie prosteten einander zu. „Auf die alten Zeiten."
Die alten Zeiten, die nie mehr wiederkommen, dachte Rhodan. „Du hast Bedenken zu meinen Vorschlägen angedeutet, Perry", erinnerte Geoffry, nachdem er genippt hatte. „Willst du - wollt ihr - nicht mehr in das Leben in der Milchstraße integriert werden?"
„Galbraith hat in vielem recht", sagte Rhodan. „Es wäre im Moment besser, wenn unsere Existenz vorerst geheim bliebe - aus vielerlei Gründen, über die wir nicht zu diskutieren brauchen. Wir wollen nur nicht wie potentielle Feinde behandelt werden und wünschen uns mehr Informationen."
„Warum diese selbstauferlegten Beschränkungen", wunderte sich Waringer. „Ich kann mir vorstellen, daß Gal euch gegenüber den wilden Mann markiert hat, aber es gibt auch einige andere, die in der Milchstraße etwas zu reden haben. Dazu zähle ich mich auch noch."
Lag die Betonung auf >noch< und hieß das, daß Geoffry schon mit dem Gedanken spielte, aus der Milchstraße zu emigrieren?
Er hatte der Heimatgalaxis und dem herrschenden System den Rücken gekehrt, knapp bevor der Chronopuls-Wall um sie geschlossen wurde. Wann war das gewesen - wieviele Jahre nach 490 NGZ? „Wir waren über vierzig Jahre abwesend, so daß wir, unter anderem, auch Anpassungsschwierigkeiten haben", erinnerte Rhodan. „Darum ist es besser, wenn wir vorerst in der Versenkung verschwunden bleiben. Wenn du uns helfen willst, Geoffry, dann kannst du das am besten, indem du uns alle gewünschten Informationen zugänglich machst. Wir müssen zuallererst das fehlende Wissen nachholen. Wir wissen noch nicht einmal, welchen Stellenwert die Cantaro haben, wer sie sind und woher sie kommen."
„Das wissen wir selbst nicht", bekannte Waringer. „Kein lebendiger Galaktiker hat bisher über eine Begegnung mit einem Cantaro berichten können. Ihre Technik ist für uns ein Buch mit sieben Siegeln, niemand weiß das besser als ich."
„Galbraith hat uns gegenüber so getan, als stellten die Cantaro keinerlei Gefahr mehr da", sagte Bull. „Die Milchstraße ist eine Festung, das stimmt", sagte Waringer. „Es sind über die ganze Peripherie gewiß mehr als hunderttausend solcher Weltraumforts verteilt, wie ihr sie am Perseus-Black Hole kennengelernt habt. Wahrscheinlich sind es sogar mehr, womöglich doppelt so viele.
Aber wie stark die Milchstraße auch befestigt ist, die Cantaro können dadurch nicht aufgehalten werden. Sie sind wieder zurück, ganz offiziell, und wir können froh sein, wenn sie nicht damit beginnen, wieder ihre Blitze zu schleudern."
„Galbraith sagte, daß sie auf keinerlei Kontaktversuche eingehen", meinte Rhodan.
Waringer schürzte die Lippen. „Das entspricht nicht ganz den Tatsachen", sagte er, „Ich dürfte es dir ja gar nicht sagen, aber ich verrate es trotzdem.
Stalker ist als Captain Ahab in geheimer Kommandosache unterwegs, um einen Verhandlungstermin auszuhandeln. Wir hoffen, daß die Cantaro sich mit uns an einen Tisch setzen. Dann erfahren wir vielleicht wenigstens, was sie überhaupt für Absichten haben."
Stalker! Rhodan erinnerte sich der Geschichte, die er in Magellan über die Piraterie des ehemaligen Sothos erfahren hatte. Wenn er damals in fremden Sternenräumen als Freibeuter im Auftrag der Galaktiker tätig war, so war das eine für ihn wie auf den Leib geschriebene Rolle gewesen. Die Vermittlerrolle zu den geheimnisvollen Cantaro schien für ihn ebenso zu passen, fand Rhodan. „Wenn es soweit ist, daß die Cantaro hervortreten, dann möchte ich dabei sein", sagte Rhodan. „Wenn du es arrangieren könntest, daß wir an solchen Verhandlungen als ungesehene Zuschauer dabeisein könnten, dann wäre ich zufrieden. Mehr verlange ich gar nicht - außer vielleicht, Terra einen kurzen Besuch abzustatten."
„Das läßt sich machen - falls die Cantaro überhaupt aus der Anonymität treten", antwortete Waringer. „Und wenn wir eine Aufklärungskampagne zu eurer Wiederauferstehung starten, dann werdet ihr auf der Erde mit offenen Armen empfangen. Ich bleibe dabei, daß eure offizielle Rückkehr für die Galaktiker die beste Medizin wäre."
Rhodan lehnte entschieden ab. Alles durften sie, nur nicht ins öffentliche galaktische Leben treten und
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