1435 - Im Halo der Galaxis
war kurz zuvor in den Kontrollraum gekommen. In dieser Situation an Schlaf zu denken, erschien ihr unmöglich. Sie hatte sich neben Longwyn niedergelassen und beobachtete die wenigen noch funktionierenden Instrumentenanzeigen.
Auf ihrer Stirn zeigten sich plötzlich einige Falten, ein sicheres Anzeichen dafür, daß sie angestrengt nachdachte. In der Tat hatte sie einiges registriert, das ihr zumindest merkwürdig vorkam, aber es schien ihr noch zu früh, Folgerungen daraus zu ziehen.
Das Instrument, auf das sich ihre Aufmerksamkeit konzentrierte, maß die von den Schutzschirmen verbrauchte Energie und zeigte zugleich jene Mengen an, die von ihnen reflektiert oder absorbiert wurden.
Lalande verglich die drei unregelmäßig aufleuchtenden Zahlen miteinander, womit sich ihr vager Verdacht bestätigte.
Verwirrt, weil sie sich ihrer Sache nicht absolut sicher war, drehte sie sich halb um und wandte sich an Rhodan: „Hältst du es für möglich, Perry, daß unsere eigenen Schutzschirme mehr Energie aufnehmen als sie verbrauchen?"
Er gab ihren fragenden Blick leicht erstaunt zurück, ehe er langsam erwiderte: „Unter normalen Umständen nicht, Lalla. Warum fragst du?"
Sie deutete auf die Digitalanzeigen in der Konsole. „Weil unsere Schirme, die lediglich mit ein wenig mehr als halber Kraft arbeiten, fast alle Energiestrahlen absorbieren, die von den fünf Angreifern abgestrahlt werden. Das bedeutet ohne jeden Zweifel, daß die Cantaro ebenfalls nur mit halber oder gar noch weniger Kapazität feuern.
Unsere Schirme würden zusammenbrechen, wenn sie die volle Wucht eines echten Angriffs träfe."
Rhodans Gesichtsausdruck wurde nachdenklich, ehe er nach einem Blick auf den Ortungsschirm meinte: „Du könntest recht haben. Aber wenn es wirklich so ist, wie du vermutest, stellt sich die Frage: warum tun sie das? Warum vernichten sie uns nicht, obwohl sie wahrscheinlich dazu in der Lage wären?
Sie wissen, was mit uns passiert ist, und sie wissen auch, daß wir so gut wie wehrlos sind."
„Vielleicht wollen sie uns lebend, als Gefangene. Das wäre doch eine logische Erklärung."
„Möglich, aber wahrscheinlich würden sie dann anders vorgehen. Sie könnten unsere Schirme durch Punktfeuer ausschalten, ohne das Schiff schwer zu beschädigen. Dann könnten sie andocken und uns zwingen, die Luken zu öffnen."
„Gäbe es noch eine andere Erklärung?"
Ian Longwyn mischte sich ein: „Nur die, daß sie nicht die Absicht haben, uns zu vernichten, aber es soll mich niemand fragen, warum sie das tun."
Kantor, der gerade den Raum betrat, hatte Longwyns Worte gehört. Rhodan informierte ihn kurz von Mishkoms Beobachtung. „Merkwürdig", meinte nun auch der Synergistiker. „Das ergibt vorerst keinen Sinn, aber vielleicht erfahren wir später mehr. Ich wollte eigentlich nur mitteilen, daß das eine Transformgeschütz in wenigen Minuten einsatzbereit ist. Und zwar hundertprozentig."
Rhodan wirkte sofort zuversichtlicher. „Damit läßt sich zwar kein Sieg erringen, aber vielleicht werden die Angreifer vorsichtiger. Wer leitet den Einsatz?"
„Ben Neuhauser hat Dienst."
„Gut. Wenn es soweit ist, Notkus, sorge bitte dafür, daß zu Beginn des Einsatzes drei Warnschüsse abgefeuert werden.
Wenn die Cantaro trotzdem ihren Beschuß fortsetzen, soll Neuhauser ernst machen.
Alles klar?"
„Alles klar", bestätigte der Synergistiker und ging zur Feuerleitstelle zurück, um Rhodans Anweisung weiterzugeben.
Die fünf Schiffe vom Ewigkeitstyp hatten eine Feuerpause einlegt und gruppierten sich neu. Es war, als gönnten sie der CIMARRON und BLUEJAY eine Verschnaufpause.
Oder sollte das ungewöhnliche Verhalten einen anderen, noch unbekannten Zweck haben? „Transformkanone feuerbereit", kam die Meldung über Interkom.
Genau in diesem Augenblick hatten sich die fünf gegnerischen Schiffe neu gruppiert und begannen erneut mit ihrem Beschuß, der diesmal jedoch, wie Mishkom schnell feststellen mußte, mit größerem Energieaufwand als zuvor betrieben wurde.
Der Schutzschirm der CIMARRON begann zu schwanken. „Feuer eröffnen!" Rhodan sah auf den Panoramaschirm. „Sofort!"
Ben Neuhauser zögerte keine Sekunde.
*
Trotz seiner verzweifelten Wut über seine Hilflosigkeit blieb Gucky erstaunlich ruhig - zumindest äußerlich. Er rührte sich nicht und überlegte, was er tun konnte, ohne das Leben Fochs zu gefährden.
Der Drakist hatte inzwischen das Bewußtsein wiedererlangt, aber auch er erkannte die
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