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1437 - Der weibliche Tod

1437 - Der weibliche Tod

Titel: 1437 - Der weibliche Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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stöhnte dabei, und schließlich spürten wir seine kalten und trotzdem schweißfeuchten Handflächen, die unsere Gelenke umschlossen.
    Wir zogen ihn hoch, und der Pope stammelte etwas, das wir nicht verstanden und er wohl selbst auch nicht. Der mächtige Mann mit der schweren Kutte schaffte es kaum, über den Rand des Sarkophags zu steigen, so fertig war er mit den Nerven.
    Wir sprachen beruhigend auf ihn ein. Ob er uns hörte, wussten wir nicht. Jedenfalls wäre er zusammengebrochen, als er auf seinen Füßen stand. Wir mussten ihn halten und drückten ihn dann gegen den Sarkophag, damit er nicht zusammensackte.
    Noch immer schien er nicht begreifen zu können, dass er befreit worden war. Er drehte den Kopf mal nach rechts, dann nach links, als würde er etwas suchen. Er saugte die frische Luft ein, er sah den blutroten Himmel jenseits der Baumkronen schimmern, und was aus seinem Mund drang, war noch immer nur Gestammel. Tränen nässten seine Wangen.
    Wir mussten ihm Zeit lassen.
    »Du bist frei, Konstantin«, sagte ich. »Ja, du bist frei!«
    »Danke, danke…« Endlich begriff er. »Ich habe nicht gewusst, dass Rusalka so mächtig ist.«
    »Also war sie es.«
    »Wer sonst?«
    »Wir wollten nur auf Nummer Sicher gehen«, erklärte ich. »Keine Sorge.«
    »Und wo steckt sie jetzt?«, fragte Suko. »Oder wo könnte sie stecken?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Könnte sie denn zurückkommen? Hat sie dir gegenüber etwas davon erwähnt?«
    Der Pope nickte heftig. »Das hat sie. Rusalka will nachschauen, wie es mir geht. Aber sicherlich erst, wenn es dunkel ist.«
    »Und das dauert nicht mehr lange«, prophezeite ich.
    Suko kannte mich verdammt gut. Er hatte den Unterton in meiner Bemerkung nicht überhört.
    »Was hast du vor?«
    Ich hatte zwar ein schlechtes Gefühl, aber ich wollte es trotzdem versuchen. Mit der rechten Hand deutete ich auf das Unterteil. »Es wäre ein Patz für mich…«
    »Was?«, schrie der Pope.
    »Ja. Ich lege mich hinein. Der Deckel kommt wieder darauf und die flachen Steine ebenfalls. Ihr beide haltet euch im Hintergrund versteckt, damit ihr zum richtigen Zeitpunkt erscheinen könnt. So können wir Rusalka dann in die Zange nehmen. Ich denke, dass sie damit nicht rechnet.«
    Der Pope wollte mich umstimmen, und auch Suko war nicht gerade begeistert, doch er kannte meinen Dickkopf, hob die Schultern und wandte sich bereits ab, um die ersten Steine zu holen und sie wieder auf den Deckel zu legen.
    Ich kletterte bereits in den offenen Sarkophag. Einwände interessierten mich nicht, und doch war es ein verdammt unangenehmes Gefühl, das mein Herz schneller schlagen ließ.
    Erinnerungen stiegen in mir hoch, wie ich damals lebendig begraben worden war. Der Irre mit der Teufelsgeige hatte dafür gesorgt.
    Danach hatte ich mir vorgenommen, nie wieder freiwillig in einen Sarg zu steigen und mich einschließen zu lassen.
    Und jetzt?
    Jetzt ließ ich mich nieder und wühlte dabei den Staub einer alten Leiche auf. Ich sah auch die Knochenreste, die ich noch mehr zusammendrückte, sodass ich das leise Knirschen beim besten Willen nicht überhören konnte.
    Suko hatte sich bereits den Deckel geschnappt. Er legte ihn schräg auf das Unterteil und fragte: »Willst du wirklich dort drin bleiben, Alter?«
    »Wenn ich es dir doch sage. Wichtig ist, dass ihr mir den Rücken freihaltet.«
    »Okay.«
    Ich konnte mich auf Suko verlassen, so wie er sich auf mich verlassen konnte. Trotzdem – ich legte mich nicht hin. Der Sarkophag war hoch genug, dass es mir möglich war, in einer sitzenden Haltung zu verharren. Nach einem letzten Schaben schloss sich der Deckel…
    ***
    Dunkelheit!
    So hatte ich auch damals empfunden, aber trotzdem war es hier anders. Denn hier schleuderte keiner Erde auf den Sarg. Jedes Pochen hatte ich damals als schmerzhaften Stich empfunden.
    Das passierte hier nicht. Es blieb still, was mich allerdings nicht beruhigen konnte, denn das Wissen, in einem Sarg zu liegen, wollte mich nicht loslassen.
    Das heißt, ich lag ja nicht. Ich blieb weiterhin sitzen und bereitete mich in der Dunkelheit auf das vor, was hoffentlich eintreten würde.
    Das Kreuz war für mich eine sehr wichtige Waffe, und so ließ ich es nicht unter der Kleidung versteckt, sondern nahm es in die linke Hand. Die andere brauchte ich, um meine Waffe ziehen zu können.
    Zusammen mit Sukos Dämonenpeitsche ließ sich der Engel wohl besiegen.
    Das Wort Engel passte nicht so recht, wenn ich an ihn dachte. Er war für mich kein Engel,

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