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1438 - Kinder der Retorte

Titel: 1438 - Kinder der Retorte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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er nicht; er würde schon verhindern, daß sie die Möglichkeiten des Amphibienfahrzeugs in dieser Weise ausschöpften. Für einen Moment überlegte er sogar, die Expedition überhaupt abzublasen, tat es dann aber doch nicht, um sich vor dem Invitro keine Blöße zu geben.
    Sie begaben sich in den Hangarsektor, wo auch zwei Space-Jets untergebracht waren, und bestiegen eines der fünf amphibischen Panzerfahrzeuge. Eujara übernahm selbst das Steuer.
    Der Shift glitt fast lautlos durch das Hangartor und schwebte in einer steilen Kurve in die Höhe, aufs offene Meer hinaus. „Wie lautet deine Diagnose, Pheldor?" fragte Eujara, während sie in einer Höhe von 300 Metern über dem sturmgepeitschten Meer, aus dem gelegentlich der Körperteil eines Ungeheuers auftauchte, entlang der Küste schwebten. „Bevor ich nicht mit den Untersuchungen begonnen habe, kann ich mir noch kein Urteil bilden", sagte Pheldor abweisend. Bei sich hatte er jedoch schon eines gefällt: Es sah ganz so aus, daß das Fehlverhalten der Amphibios altersbedingt war. Welcherart Erbschäden sie auch in sich trugen, sie kamen erst in einem bestimmten Alter zum Vorschein. „Ich habe mir bereits eine Theorie zurechtgelegt", sagte Eujara. „Wenn du erlaubst... Nicht daß ich mich hervortun möchte, aber immerhin lebe ich schon seit meiner Geburt auf dieser Welt und kenne sie besser als meinen Mutterplaneten."
    „Nur zu", sagte Pheldor unbeteiligt.
    Natürlich wollte sich der Invitro aufspielen und mit seinem vermeintlichen Wissen prahlen; schließlich hatten die Gentechniker durch Insertion bestimmter Gene ihm gewisse Eigenschaften sozusagen in die Wiege gelegt, und zu diesen gehörte unter anderem auch ein gerüttelt Maß an Selbstsicherheit, um nicht zu sagen Überheblichkeit. Von sich und der neuen Art, der man angehörte, überzeugt zu sein, war das oberste Gebot jeder neuen Klon-Art, meinten die Genetiker. Pheldor war nicht ganz dieser Meinung, aber auf seine Meinung kam es dabei auch nicht an. „... muß es im Meer bisher unentdeckte Krankheitserreger geben, die für das Massensterben der Euhjas verantwortlich sind", drang Eujaras Stimme in Pheldors Gedanken. „Wir konnten sie bisher nur nicht entdecken, weil die jüngeren Euhjas von ihnen nicht angegriffen werden. Erst wenn sie Geschlechtsreife erlangen, werden sie von ihnen befallen. Es gibt kaum Nachwuchs in der Meereskolonie, obwohl wir die Unterwasserstadt nach den neuesten technischen Errungenschaften ausgestattet haben. Das beweist, daß der unbekannte Krankheitserreger zuerst den Geschlechtstrieb angreift und dann erst auf die übrigen Zerebral-Sektoren übergreift.
    Das ist der Ansatzpunkt für uns, der Sexus."
    „Haben die bisherigen Untersuchungen deine Theorie bestätigt?" erkundigte sich Pheldor geduldig. Er hatte einen kurzen Einblick in die Unterlagen genommen, und daraus war hervorgegangen, daß die bisherigen Untersuchungen an rund fünfzig Amphibio-Leichen keinerlei Ergebnisse gezeitigt hatten. „Wir stehen erst am Anfang", beteuerte Eujara. „Aber mit deinem Wissen und deiner Erfahrung werden wir die Ursache für das selbstmörderische Verhalten der Euhjas bald herausgefunden haben."
    „Deine hohe Meinung über mich ehrt mich", sagte Pheldor, der wußte, wie schwer dieses Lob dem Invitro über die Zunge kommen mußte, es sei denn, er verfolgte damit einen bestimmten Zweck. „Da vorne ist der Selbstmörderstrand", verkündete Eujara und schwenkte den Shift in Richtung Küste. „Sind die Amphibios nur hier zum Sterben an Land gekommen?" fragte Pheldor. „Wir haben auch noch fünfzig Kilometer von hier entfernt vereinzelte Leichen aufgelesen", antwortete der Invitro. „Aber nirgendwo anders sind sie in solchen Massen an Land gekommen. Einmal wurde beobachtet, wie sie zu Hunderten aus dem Meer getaumelt sind und sich zum Sterben im Sand eingegraben haben. Es gibt Aufnahmen davon. Wir haben ein Robotkommando eingesetzt, das die Euhjas zurück ins Meer gebracht hat. Aber sie kamen immer wieder an Land zurück.
    Es war gespenstisch."
    Zum erstenmal ließ der Invitro so etwas wie eine Gefühlsregung anklingen, aber als Pheldor ihm ins Gesicht sah, war es bar jeglichen Ausdrucks.
    Der Shift landete auf dem steinigen Strand. Während Eujara einen Roboter instruierte, der Luft und dem Wasser verschiedene Proben zu entnehmen, stieg Pheldor aus. Er aktivierte sofort seinen Schutzschirm, als eine Bö ihm ins Gesicht schlug.
    In einer Entfernung von etwa hundert Metern entdeckte er

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