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Die Neuen - Herz des Gladiators - Nachbars Garten

Die Neuen - Herz des Gladiators - Nachbars Garten

Titel: Die Neuen - Herz des Gladiators - Nachbars Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauß
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1
    „Weißt du schon das Neuste, Jackie?“
    Angelika Dahlkamp sagte es zu Jaqueline Beck, und diese blieb auf der obersten Stufe der Treppe stehen.
    Jaqueline konnte es auf den Tod nicht ausstehen, wenn man sie mit einem Spitznamen rief, und sie war ganz sicher, dass sie diesen Umstand ihrer Kommilitonin gegenüber schon mehr als einmal zum Ausdruck gebracht hatte. Angelika aber war taub auf diesem Ohr – bei ihrer unbeschwerten, naiven Art musste man so etwas einfach hinnehmen. Dabei gab es leichtere und schwerere Fälle geschmacklicher Entgleisung. Dass sie Melanie Mele nannte, war für die Geschädigte möglicherweise noch zu verkraften. Michael Löwe allerdings rief sie Leo, und für die Halbinderin Sanjay hatte sie erst neulich die fast schon anmaßende Abkürzung Sunny entdeckt.
    Wahrscheinlich tat sie es nur, weil sie sich sehnlichst wünschte, von den anderen aus Rache wenigstens Angie genannt zu werden … oder besser noch Angel. Angelika war die Sorte Mädchen, die auf so etwas stand – sie schmückte auch ihre Schreibhefte noch immer mit gezeichneten Blümchengirlanden. Jaqueline würde ihr den Gefallen nicht tun, soviel stand fest. So wenig wie sie jemals ein Freundschaftsbändchen für sie knüpfen würde …
    „Und was ist das Neuste? Es werden sich doch nicht wieder am Frühstückstisch zwei zugeblinzelt haben?“ Jaqueline, die als Streberin galt und sich nicht dafür schämte, stellte die Frage ohne echtes Interesse. Gut, sie beobachtete selbst gerne Leute. Aber Falkengrund war ein Ort, an dem man unmöglich auf dem Laufenden bleiben konnte. Immerzu geschah irgendwo irgendetwas. Etwas Belangloses.
    „Die Dozenten suchen einen Ersatz für Sir Darren.“ Angelika strahlte stolz.
    „Ach? Und woher hast du die Info?“
    Das blonde Mädchen wandte den Blick ab. „Der … Wind hat’s mir geflüstert.“ Man konnte zusehen, wie sie rot wurde. Es war nicht nur ein zartes Aufblühen auf ihren Wangen – es war eine rote Flut, und sie erfasste ihr ganzes Gesicht bis hinab zum Hals.
    Jaqueline konnte sich lebhaft vorstellen, wer ihr die Info zugetragen hatte. Angelika hatte hervorragende Kontakte zu Rektor Werner Hotten. Wobei, falls die Gerüchte stimmten, das Wort „Kontakt“ einiges mit einschloss.
    „Wurde auch Zeit“, meinte sie. „Der Unterricht fällt schon viel zu lange aus.“
    „Das finde ich auch.“ Angelika fächelte sich mit einer Zeitschrift frische Luft zu.
    Georg Jergowitsch kam dazu, ehe sie das Thema vertiefen konnten, und Angelika versorgte auch ihn mit den Neuigkeiten. Gemeinsam gingen sie die Treppe hinunter, der hünenhafte Georg wie ein Beschützer hinter den beiden jungen Frauen.
    Wenig später saßen sie alle im großen Seminarraum und warteten auf Margarete Maus. Es war Montag, einer von zwei Tagen in der Woche, an dem Margarete den Vormittag bestritt.
    Doch als die Dozentin und Hexe eintraf, war sie nicht alleine. In ihrem Gefolge kamen Werner Hotten und Salvatore Cavallito. Eine gewisse Unruhe breitete sich unter den Studenten aus. Der Auftritt der drei hatte etwas Offizielles an sich. Dass Salvatore hier war, überraschte freilich nur diejenigen, die noch nicht mitbekommen hatten, dass sein Maserati seit zwei Stunden draußen vor dem Schloss parkte. Normalerweise sah man ihn nur freitags, wenn sein Mythologie-Seminar auf dem Programm stand.
    Die drei setzten sich den Studenten gegenüber, wobei Margarete den Platz in der Mitte einnahm. Die Dozentin wirkte ungewöhnlich nervös, möglicherweise sogar ein wenig verärgert. Sogar Salvatore hatte eine merkwürdig ernste Miene aufgesetzt, und Werner Hotten schien die Sache peinlich zu sein.
    Margarete sah zum Rektor hinüber, doch dieser schüttelte kaum merklich den Kopf und machte eine Handbewegung in Richtung der Frau. In ihren Augen blitzte etwas auf, was nach Auflehnung oder Trotz aussah, aber sie kämpfte es tapfer nieder. Nachdem sie sich vergewissert hatte, dass sie die Aufmerksamkeit aller Studenten hatte, begann sie:
    „Wir haben euch heute Morgen eine Mitteilung zu machen.“
    Angelika blinzelte Jaqueline und einigen anderen zu, und es war offensichtlich, dass sie bereits die Hälfte der Studentenschaft informiert hatte.
    „Wir ihr alle wisst, liegt es mittlerweile zwei Monate zurück, dass Sir Darren aus Falkengrund verschwunden ist. Ich muss euch leider mitteilen, dass … die Suche nach ihm bisher keinen Erfolg gebracht hat. Wir wissen also zur Stunde nicht, wo er sich aufhält, wie es ihm geht oder ob …

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