1443 - Die Hölle stirbt nie
hörte sein eigenes Wimmern und das Lachen des Mannes.
Einen Moment später wurde das Kreuz gegen seine Lippen gepresst…
***
Die Tür war wieder hinter uns zugefallen. Wir hatten das Wimmern gehört. Es klang uns entgegen und musste weiter vorn seinen Ursprung haben, wo der Altar stand.
Den sahen wir nicht. Die Kirche war im Innern dunkel. Nur wenige Lichter bildeten kleine helle Inseln. Hinter den Fenstern lauerte ebenfalls die Dunkelheit. Rechts und links standen die Bankreihen.
Die Lücken zwischen ihnen waren nicht zu sehen. Alles wirkte sehr kompakt. Und weiter vorn zeichneten sich die Umrisse der beiden hohen Tannenbäume ab.
Von dort her klang auch das Wimmern.
Ich reagierte schnell und zog das Kreuz unter der Kleidung hervor. Dabei spielte ich mit dem Gedanken, es in der Hand zu behalten und es wie ein Fanal vor mir herzutragen, aber das ließ ich dann doch bleiben. In meiner Tasche war es sicherer.
Suko hatte die Dämonenpeitsche hervorgeholt. Er schlug den Kreis, und die drei Riemen rutschten hervor. Dass dies in einer Kirche passierte, war mehr als ungewöhnlich, aber dass dieser Ort nicht mehr normal war, wussten wir beide.
Wir bewegten uns so leise wie möglich. Der Altar war nur ein Schatten. Wir konnten seinen Standort mehr raten als sehen, aber wir hörten die Stimmen.
Zwei!
Nicht mehr nur das Wimmern!
Jemand sprach.
Die Worte waren zischend ausgestoßen worden. Und wir sahen dort einen helleren Glanz. Einen goldenen Widerschein, der nur für einen Moment vorhanden war und dann wieder erlosch.
Das Kreuz!
Es gab für mich keine andere Erklärung. Es musste einfach das Kreuz sein, das wir suchten.
Ich hörte einen Schrei.
Wir bewegten uns jetzt schneller.
Und die nächste Aktion ging uns unter die Haut, auch wenn wir nicht sahen, was dort geschah.
»Küss es!«, schrie die fremde Stimme.
Damit konnte nur das Kreuz gemeint sein!
***
Es ging nicht mehr anders. Der Reverend konnte sich nicht wehren.
Das edle Metall wurde gegen seine Lippen gedrückt, und er schloss den Mund, so fest er konnte.
Der Druck lastete schwer auf seinen Lippen. Das Metall presste seine Haut zusammen. Butler hörte das Lachen des Mannes, der seinen Spaß hatte, und er selbst spürte einen beißenden Schmerz auf seinen Lippen, als würden sie zerrissen werden.
Er hatte so etwas noch nie erlebt. Sein Kopf wurde gegen den Altar gedrückt. Auch wenn er ihn anheben wollte, er schaffte es nicht.
Das Kreuz schien Tonnen zu wiegen. Es hatte ihn im Griff, ebenso wie dessen Besitzer.
Er stöhnte, er strampelte. Dann hörte er es plötzlich zischen. Seine Lippen und die Haut um den Mund herum wurden aufgerissen. Er vermeinte, verbranntes Fleisch zu riechen. Sein Herz schlug so schnell, als wollte es die Brust zerreißen.
»Ich werde dich dem Teufel zuführen. Dich und diese verdammte Kathedrale. Du wirst alles für mich und auch den Herrscher der Hölle tun, das kann ich dir versprechen…«
Der Reverend hörte die Worte. Er reagierte nicht. Er war plötzlich erschlafft. Die untere Hälfte seines Gesichts brannte, als wäre sie mit Säure übergossen worden. Er wagte nicht, die Arme zu heben und sie gegen die malträtierte Haut zu drücken, und als Beck das Kreuz von ihm wegnahm, schaute er in die Höhe.
Das Kreuz gab noch immer seinen Glanz ab. Aber er sah auch etwas anderes. Am unteren Balken hing ein Fetzen, der leicht pendelte, und er konnte sich vorstellen, dass es ein Stück seiner Haut war, die das Kreuz abgerissen hatte, denn noch immer nahm er den Geruch von verbranntem Fleisch in sich auf.
»Na, wie fühlt man sich?«
Der Reverend hörte die Frage und verspürte plötzlich den Wunsch, sich aufzurichten. Er schwang sich langsam hoch und wunderte sich darüber, wie glatt es ging.
Travis Beck stand vor ihm.
Sein Gesicht hatte einen satanischen Ausdruck angenommen. So also sah ein Mensch aus, in dem die Hölle steckte.
Der Reverend schüttelte den Kopf. Seine Gedanken jagten sich.
»Nicht in mir!«, flüsterte er vor sich hin. Er faltete die Hände. Er merkte, wie er schwankte. Der Altar gab ihm keinen Halt, aber er war froh, sitzen und sich mit Füßen abstützen zu können.
»Soll ich dir einen Spiegel zeigen?«, höhnte Beck. »Willst du hineinschauen und sehen, was das Kreuz der Hölle aus dir gemacht hat? Willst du dich…«
»Nein!«, schrie Butler. »Nein, das will ich nicht, du Satan…«
Travis Beck lachte. Er tanzte vor dem Kirchenmann. Das Kreuz hielt er wie ein Siegeszeichen in der
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