145 - Die Suche nach Aiko
Augen Lynne Crows.
Ein primitiver Wanderstock steckte wie ein Speer in ihrer Brust, und das Leben pulsierte rot aus ihr hervor. Sie musste sich die Wunde selbst zugefügt haben!
»Hallo Drax«, flüsterte sie, und Blut rann auch aus ihren Mundwinkeln. Offenbar war ihre Lunge verletzt. »Lange nicht gesehen.«
»Ja«, murmelte Matt betroffen. »Ist einige Zeit her.«
Für einen Moment zogen sich ihre Brauen zusammen. »He – du lebst ja noch! Hast du den Echsenkopf…« Sie hustete feucht.
Matthew wurden allmählich die Zusammenhänge klar. Er nickte. »Ja, er ist tot. Aber wohl nur, weil du ihn abgelenkt hast mit deinem…«, er wusste nicht, wie er es ausdrücken sollte, »… deinem Opfer.«
»Oh.« Es war nicht zu erkennen, ob Lynne Crow dieses Ergebnis auch tatsächlich beabsichtigt hatte.
Matt hasste sich beinahe dafür, der Sterbenden Fragen zu stellen, aber es musste sein. Anders würde er nicht herausfinden können, was die Daa’muren planten.
»Was geht vor am Kratersee?«, fragte er. »Wir müssen es wissen, Lynne; es ist wichtig für alle Menschen!«
Sie nickte schwach. »Jake… arbeitet mit den… Daa’muren zusammen… macht Bomben für sie…«
»Was haben sie damit vor?«
»Weiß nicht… Jake soll etwas… bauen, damit man sie… alle gleichzeitig zünden kann.«
Das entsprach der Aussage des Daa’muren, den Rulfan im Bunker Salisbury entlarvt hatte. Er hatte vor seinem Ableben verkündet, die Bunker der Allianz würden alle in einer zeitgleichen Aktion untergehen.
»Wann soll das geschehen? Wie weit ist Smythe?«, fragte Matt.
»Ich glaube, er…«, sie hustete wieder Blut, »… Jake ist fast fertig damit. Seit… ein paar Tagen sind die Echsenköpfe… verdammt rege. Bringen ihre Kristalle in Sicherheit. Was immer sie planen, es… steht kurz bevor.«
»Warum pumpen sie den Kratersee leer, Lynne?«, drängte Matthew, aber ihr Blick hatte sich zunehmend verschleiert.
Jetzt tastete sie nach ihm, bekam seinen Ärmel zu fassen und krallte sich daran fest.
»Sag meinem Vater… nichts davon, wie ich gestorben bin«, murmelte sie, schloss sekundenlang die Augen, öffnete sie noch einmal. »… konnte es nicht mehr ertragen… wollte… nicht wieder…«
Matt nickte. Ein Kloß saß in seinem Hals. Es belastete ihn, nichts für die Frau tun zu können. Doch hier wäre selbst ein Arzt machtlos gewesen. Lynne Crow, die Tochter des Weltrats-Präsidenten, starb.
»Ich wollte immer nur… leben«, sagte sie plötzlich mit fester Stimme, richtete ihren Oberkörper auf und sah ihm tief in die Augen. In diesen Momenten, den letzten ihres Lebens, war sie wieder Kind. Unschuldig, rein und frei von jeder Sünde.
Lynne Crow bäumte sich ein letztes Mal auf – und fiel leblos zurück.
Jene Schönheit, die sie ein Leben lang mit Grausamkeiten und fürchterlich falschen Charaktereigenschaften übertüncht, ja zerstört hatte, war wieder da, und für einen Augenblick spürte Matt sogar Zuneigung für sie.
Ihr Tod würde dem alten Crow wahrscheinlich das Herz brechen.
Wenn er davon erfuhr…
***
Die Nacht verbrachte Matt im Schutz einer Baumkrone. So wie er schon einmal ausgeharrt hatte, als Nordmänner ihn nach der Schlacht um Leeds gnadenlos hetzten.
Damals war er erst nach Tagen von seinen Freunden gerettet worden. Diesmal würde es hoffentlich schneller gehen. Er zweifelte nicht daran, dass Aruula sich spätestens im Morgengrauen auf den Weg machen würde. Vermutlich sogar zusammen mit Lieutenant Karen McManus und ihrer Crew.
Denn nachdem klar war, dass es keine Todesrochen mehr gab, sprach nichts dagegen, mit dem EWAT zum Kratersee vorzustoßen.
Aruula kannte die ungefähre Richtung, in die er aufgebrochen war. Er musste also nur in der Baumkrone verharren und darauf achten, für die Wärmebildkameras des EWATs ein gutes Ziel abzugeben.
Aiko noch zu finden, würde er aufgeben müssen. Nach dem Vorstoß blieb ihnen nur, sofort den Rückzug antreten – bevor die Daa’muren eine neue Möglichkeit fanden, gegen die verhassten Menschen vorzugehen, die sich so weit in Feindesland vorgewagt hatten.
Matthew Drax fand keinen Schlaf in dieser Nacht. Bis es hell wurde, grübelte er darüber nach, was die Daa’muren planten. Dass ihr Schlag gegen die Allianz – mit der tatkräftigen Unterstützung des Verräters Jacob Smythe – dicht bevor stand, schien gesichert. Aber wozu die unglaubliche Anstrengung, den Kratersee abzupumpen? Warum die Evakuierung der Kristalle? Und wie wollten sie die
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