1467 - Landhaus der Leiden
mich wieder zurück.
Mein Gleichgewicht war weg.
Ich landete auf dem Rücken. Der Boden war weich genug, um den Fall abzufedern. Zugleich krochen von verschiedenen Seiten die Wurzelstränge auf mich zu, die aus dem Erdboden gekommen waren und über meinen Körper schlugen.
Meine Arme waren noch frei. Die Waffe hatte ich weggesteckt. Ich packte die Dinger, um sie zu zerreißen, aber sie waren einfach zu glatt und fühlten sich auch fett an.
Dieser Wald hatte mich gefangen genommen. Ich lag auf dem Boden, konnte mich zwar bewegen, aber ich kam nicht mehr auf die Beine, und genau das hatte die andere Seite gewollt.
War sie so stark?
Ich konnte es mir nicht vorstellen, dass der Green Man eine derartige Macht besaß. Nur war er mächtig genug, um mich festzuhalten, und ich wusste, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis er erschien, um mich zu töten.
Ich sollte mich nicht geirrt haben.
Vor mir bewegte sich etwas. Die Gestalt war selbst dunkel, sodass sie bei diesem Hintergrund nicht sofort auffiel. Allerdings sah ich, dass sie in meine Nähe kam, und ich stellte auch fest, dass sie sich auf zwei Beinen bewegte.
Es konnte kein anderer sein. Außer dem Green Man befand sich niemand hier im Wald.
An meine Waffe kam ich nicht heran, weil die Arme so unglücklich gefesselt waren. Aber die kleine Lampe konnte ich anheben.
Ich schaltete sie ein.
Da ich sie ein wenig gekantet hatte, schnitt ihr Lichtarm in die Höhe und traf das Ziel.
Es war das starre Gesicht des Green Man!
***
Überrascht war ich nicht. Es hatte so kommen müssen. Ich kam mir nur so verdammt hilflos vor und dachte in diesem Moment daran, dass ihn auch zwei geweihte Silberkugeln nicht hatten töten können.
Ein starres Gesicht mit recht kleinen Augen, deren Pupillen nicht grün, sondern schwarz waren.
Dass der Green Man nicht erschienen war, um mit mir Schach zu spielen, lag auf der Hand. Ich hatte sein Haus betreten und es seiner Meinung nach entweiht.
Dafür gab es nur den Tod!
An das verdammte Messer brauchte ich nicht mehr zu denken, ich bekam es jetzt zu sehen, als der Unhold seinen rechten Arm anhob.
Die Klinge blitzte im Schein der Lampe auf und sah aus, als wäre sie besonders poliert worden.
Die Geste reichte, um mir klar zu machen, was die andere Seite vorhatte. Der Green Man hielt den Arm mit der Waffe so, dass die Spitze des Messers nach unten zeigte und ihr Ziel nur mein Körper sein konnte.
Wenn der Arm nach unten raste, dann hatte ich keine Chance mehr. Egal, wo er mich treffen wollte, er würde es schaffen, denn die verdammten Wurzeln oder Schlingpflanzen hielten mich fest, als wären sie zu einem unheilvollen Leben erwacht.
Irgendwie traf das auch zu.
Ein Gedanke fuhr messerscharf durch meinen Kopf.
Der Green Man war inzwischen noch einen weiteren Schritt auf mich zugekommen.
Eine ideale Entfernung.
Ich hielt einfach nur den Atem an. Plötzlich wurde mir bewusst, in welch einer Gefahr ich schwebte. Die Klinge befand sich keine Körperlänge mehr von mir entfernt. Der Unhold brauchte sich nur fallen zu lassen, und ich war verloren.
Das kam mir plötzlich in den Sinn. Ich hatte den Eindruck, als hätte der Sensenmann bereits seine Arme nach mir ausgestreckt und wartete jetzt darauf, zugreifen zu können.
»Hör bitte zu, falls du mich verstehst. Wir können etwas klären, dann ist alles…«
Er verstand mich. Er gab mir sogar eine Antwort, denn er schüttelte den Kopf.
Also nicht.
Mein Leben hing jetzt wirklich am seidenen Faden. Ich bekam auch keine Gelegenheit, über ein bestimmtes Phänomen nachzudenken, das mich umgab. Für den Green Man war es an der Zeit, wieder einmal zu morden.
Ich ließ die Lampe nicht los, und so sah ich, wie sein rechter Arm zuckte.
Im nächsten Augenblick fuhr er nach unten und mit ihm die blitzende Klinge. Ich schloss die Augen!
Ich wartete auf den Schmerz, der entstand, wenn die Klinge mir die Brust aufriss. Es würde das Letzte sein, was ich als Lebender empfand. Es war zudem alles so schnell gegangen, dass ich nicht mal mehr dazu gekommen war, Todesangst zu verspüren, doch die blieb ebenso aus wie der Schmerz in meiner Brust.
Wie lange ich die Augen geschlossen gehalten hatte, war mir überhaupt nicht bewusst. Ich lag in einer gewissen Leere, denn das Gefühl für Zeit war mir verloren gegangen. Aber ein innerer Antrieb befahl mir, die Augen wieder zu öffnen.
Was ich sah, wollte ich zunächst nicht glauben. Der Green Man stand noch immer vor mir in seiner gebückten
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