Alpengold (German Edition)
Teil 1
Kapitel 1
Die Sonne knallte auf den Geo-Campus in Berlin Lankwitz und heizte die Gebäude auf. War es vormittags drinnen noch erträglich, glich sich ab Mittag die Temperatur in den Räumen der des Freiluftgrills draußen an. Es war Mitte Juli und das Wetter zeigte, wie ein Sommer sein konnte. Die letzte Vorlesung des Tages hielt am Nachmittag Professor Datka über die geologischen Veränderungen in Deutschland während der letzten Einhunderttausend Jahre ab. Normalerweise waren die Vorlesungen des Professors gut besucht, doch die vorlesungsfreie Zeit des Sommersemesters stand an und immer mehr Studenten schwänzten einfach.
Selbst Mark, einer der besten Studenten seines Jahrganges, konnte es kaum abwarten, bis der Professor zum Ende kam. Er stürmte als Erster aus dem Saal, um Stefan abzupassen, der es nur mit Mühe rechtzeitig zu dieser Vorlesung geschafft hatte. Montags erschien sein Freund häufig erst nach der Mittagszeit auf dem Campus, da er nach einem durchgefeierten oder anderweitig anstrengenden Wochenende gern ausschlief.
„Ich hab‘ das Buch!“, rief Mark.
Stefan fuhr sich über die blasse Stirn, auf der Schweiß stand und machte: „Puh! Was für eine Hitze ...“. Er blickte Mark neugierig an. „Welches Buch?“
„Na, das mit den Goldpyritgängen bei Brusson, ich hab‘ dir doch davon erzählt.“
Ihre Mitstudenten wollten aus dem Gebäude heraus und umströmten sie, als wären sie Felsen in einem Fluss. Nur Jens, der einen klebrigen Müsliriegel auswickelte, als er an ihnen vorbeiging, stoppte plötzlich und schaute sie interessiert an. Er hatte mitbekommen, was sie sprachen.
„Gold?“, fragte er. „Ihr wollt wieder Gold suchen gehen? Wisst ihr noch, wie ihr mir versprochen habt, mich beim nächsten Mal mitzunehmen?“
Mark verdrehte die Augen. Jens, allgemein Pummel genannt, nervte schon länger, sie bei der Goldsuche begleiten zu wollen. Er hatte mitbekommen, wie er mit Stefan zusammen zum Goldwaschen im Fichtelgebirge gewesen war. Das hatten sie einmal zusammen gemacht, mehr nicht. Für gewöhnlich fuhr er allein und das war auch besser so. Den pummeligen und ständig naschenden Jens auf eine solche Tour mitzunehmen, konnte nur in Belastung ausarten, der Kerl war viel zu weich.
Andererseits ... Einen Moment verharrte Mark nachdenklich, ein Plan entstand in seinem Hirn und nahm schnell Gestalt an.
„Ich glaube nicht, dass ...“, begann Stefan, an Jens gewandt, doch Mark fiel ihm ins Wort.
„Ja, ich plane eine Expedition, um Gold zu finden“, flüsterte er geheimnisvoll und bedeutete Stefan mit einem Blick, ruhig zu sein. Mit seinem Freund konnte er sich auch ohne Worte verständigen. Er trat näher an Jens heran, der ihn aufgeregt ansah und das Kauen vergaß.
„Es wird ein Trip in die Alpen werden, hoch ins Gebirge. Ich fand bei Recherchen im Internet ein Buch über Goldfunde in den Alpen. Und ich fand Berichte über einen spektakulären Goldfund. Mit den Infos aus dem Buch suchte ein Mann mit Freunden Gold und sie fanden es tatsächlich. Das war erst vor zehn Jahren! Im Buch wird beschrieben, wie und wo man eine Menge Gold finden kann. Aber ich befürchte, es wird zu anstrengend für dich werden“, schloss er mit einem bedauernden Blick auf Jens‘ Gestalt.
„Ach Quatsch, ich bin fit, wie ein Turnschuh, kein Problem“, sprudelte Jens heraus.
„Ja, wie ein ausgelatschter Turnschuh im Regen“, murmelte Stefan, fragend sah er Mark an.
Mark legte Jens den Arm um die Schultern. „Warum gehst du nicht schon vor und isst deinen Riegel auf, wir kommen gleich nach und reden über alles, okay?“
„Hm.“ Jens ging zögernd weiter.
Jetzt tätschelte Mark Stefans Schulter und sprach halblaut: „Es stimmt, das Buch ist eine Goldgrube – nein, es führt uns zu einer Goldgrube! Dorthin, wo der Mann kiloweise Gold fand. Du erinnerst dich, wie ich dir davon erzählte? Wir holen uns auch Gold. Aber wir brauchen Kohle für den Trip, also brauchen wir Jens. Du weißt doch, der Typ ist reich. Die Fahrt bis in die Alpen, Verpflegung, eine oder zwei Nächte in einer Pension, das alles kostet.“
„Du willst da wirklich hin?“, staunte Stefan.
„Aber sicher!“
Sie stießen vor dem Gebäude wieder auf Jens, der ihnen freudestrahlend entgegensah. „Es geht in die Alpen?“, fragte er aufgeregt und wischte sich Krümel aus den Mundwinkeln. Er hatte noch Babyspeck im Gesicht, das von Schweiß glänzte und trug das mittelblonde Haar wie ein
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