1475 - Zombie-Katzen
wollte nicht, dass wir hier wie zwei Schulkinder stehen blieben und anderen die Initiative überließen. Die Tür war zwar geschlossen, aber ich hatte auch gehört, dass kein Schlüssel im Schloss gedreht worden war.
Lautlos öffnete ich sie, denn ich wollte verdammt gern wissen, was sich dahinter tat.
Shao kam näher an mich heran. Ich öffnete die Tür spaltbreit und warf einen ersten Blick in den dahinter liegenden Raum.
Es war nichts Außergewöhnliches zu sehen. Ich schaute in ein recht geräumiges Zimmer, das mit alten Möbeln eingerichtet war.
Auf dem Boden lag ein Teppich, aber Katzen sah ich dort nicht. Vielleicht hatte ich auch nicht den richtigen Überblick.
Auch Stimmen hörte ich nicht, und so riskierte ich es, die Tür noch weiter zu öffnen.
Jetzt sah ich mehr.
Zunächst stellte ich fest, dass der Raum durch einen Vorhang in zwei Hälften geteilt wurde. Da er geschlossen war, wusste ich nicht, was sich hinter ihm verbarg.
Von Otto war nichts zu sehen. Er konnte durchaus hinter dem Vorhang verschwunden sein, obwohl mir noch eine Tür an der Seite auffiel, die geschlossen war.
»Und?« flüsterte Shao.
»Es ist niemand zu sehen. Nur ein Zimmer, das durch einen Vorhang geteilt wird.«
»Komisch.«
»Das finde ich auch.«
»Was machen wir?«
Shao hatte da eine gute Frage gestellt. Wir konnten uns natürlich an die Vorschriften halten, aber das war nicht in unserem Sinn, denn wir dachten daran, dass sich Suko vielleicht in tödlicher Gefahr befand.
»Wir schauen mal nach.«
»Das wollte ich auch vorschlagen.«
Shao blieb hinter mir, als ich die Tür so weit öffnete, dass wir beide hindurchschlüpfen konnten. Wir bemühten uns, kein Geräusch zu verursachen, was auch einigermaßen klappte.
Dann waren wir durch.
Eine recht große Zimmerhälfte nahm uns auf. Die alten Möbel standen dort, als wollten sie den Mief vergangener Zeiten konservieren. Es roch auch hier nach Katzen, aber es war seltsamerweise kein Tier zu sehen. Diesen Raum schienen sie zu meiden.
Ich ging tiefer herein und bewegte mich dabei auf den Vorhang zu. Von Otto sahen und hörten wir nichts. Die Stimmen einer Unterhaltung hätten wir bestimmt vernommen, aber als wir an den Vorhang herantraten, war nichts zu hören.
Ich fasste nach dem dicken Stoff, während sich Shao hinter meinem Rücken umdrehte und nachschaute, ob die Luft rein war. Es störte uns wirklich nichts, und so riskierte ich es und zog den Vorhang ein Stück weit auf.
Licht! Es gab tatsächlich im anderen Teil des Zimmers Licht. Das wunderte mich, denn bei uns brannte keine Lampe. Da musste die Helligkeit ausreichen, die durch die Fenster drang.
»Siehst du was?«
»Noch nicht.« Aber ich wollte etwas sehen und zog den Vorhang weiter auf. Dass ich dabei beobachtet wurde, hörte ich Sekunden später, denn da erreichte mich ein Frauenlachen.
»Sie haben es nicht erwarten können, wie?«
»Genauso ist es.«
»Dann treten Sie doch näher. Ich freue mich immer über Besuch.«
»Danke.«
Shao klopfte mir auf die Schulter.
»Was soll das?« flüsterte sie.
»Das werden wir gleich wissen.« Nach dieser Antwort zog ich den Vorhang so weit es ging zur Seite…
***
Jetzt konnten wir alles überblicken und waren schon überrascht.
In der Mitte des recht dunklen Raumes stand ein runder Tisch.
Auf ihm lag eine weiße Decke und als Mittelpunkt sahen wir auf der Platte eine Glaskugel, deren Material nicht durchsichtig war. Hinter dem Tisch saß eine Frau, und das musste Irina Zadok sein.
Beim ersten Hinsehen erinnerte sie mich an eine Hellseherin oder in ihrer steifen Haltung auch an eine Gouvernante, wie man sie aus früherer Zeit kannte.
Das lockige Haar war in die Höhe toupiert und durch irgendein Zeug steif gemacht worden. Ein rundes Gesicht, sehr kalt blickende Augen. Ein Tuch oder eine Stola bedeckte die Schultern der Frau, die alles andere als Sympathie ausstrahlte und ihren Stuhl wie einen Thron benutzte.
Ein leerer Stuhl stand ihr noch gegenüber. Darauf hatte sich auch keine Katze gesetzt, denn einige von ihnen lagen am Boden und starrten uns an.
Von Irina Zadok hatte ich genug gesehen, ich wollte mich auf die Katzen konzentrieren und musste Shao recht geben. Diese Tiere hier waren keine normalen Katzen.
Zwar hatten sie die gleichen Körper wie sie, aber ich brauchte nur in ihre Augen zu schauen, um zu erkennen, dass es sich nicht um normale Geschöpfe handelte.
Es war wirklich der leere, der kalte und auch stumpfe Blick von untoten Wesen,
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