148 - Die Satan GmbH
Mund auffiel. Das schwarze Kleid war eng geschnitten und tief dekolletiert - eine Mischung aus Vamp und Hoherpriesterin, diagnostizierte Coco. An dem Kleid war über dem Herzen eine goldfarbene Stickerei zu sehen - ein verschnörkeltes Pentagramm.
Coco unterdrückte ein Schmunzeln.
„Was kann ich für Sie tun?"
Die Stimme der jungen Frau war tief und rauchig, einem Mann wären bei diesen Klängen leise erotische Schauer über die Haut gelaufen.
Coco blinzelte.
„Ich komme…", stotterte sie und nestelte in ihrer Handtasche herum, „wegen dieser… ach hier ist sie ja!"
Coco hielt die Anzeige in die Höhe.
Der Ausdruck in den Augen der Frau verriet ziemlich deutlich, was sie von Coco dachte - hübsch, aber ein bißchen beschränkt. Und genau diesen Eindruck hatte Coco auch erregen wollen. Gleichgültig, ob es in diesem Haus Spuren von Magie gab oder nicht - Coco dachte nicht daran, ihre Karten vorzeitig aufzudecken.
„Folgen Sie mir bitte!"
Coco stapfte hinter der Frau her und sah sich immer wieder verwirrt und erstaunt um, als begreife sie nicht, was sie zu sehen bekam. In Wirklichkeit breitete sich in Coco immer größere Heiterkeit aus.
Gewiß, es gab manchen magischen Zierrat zu sehen, aber das Ganze sah eher nach einer Inszenierung für einen Gruselfilm aus als nach einem Dämonenversteck.
Und doch…
Daß hier etwas nicht stimmte, war für die Dämonenjägerin auf den ersten Blick zu sehen. Dieses Institut diente augenscheinlich dazu, arglosen Gemütern das Geld aus der Tasche zu ziehen - recht geschickt, wie Coco zugab.
Aber hinter diesem Firlefanz steckte mehr. Coco bekam davon nicht mehr mit als eine sehr weit entfernte Ahnung. Ihr sonst recht sicherer Instinkt für alles, was mit den scheußlichen Umtrieben der Schwarzen Familie zu tun hatte, schlug in diesem Fall keinen inneren Alarm - Coco spürte nur, daß sie ein wenig unruhig wurde.
Der dicke Teppich auf dem schwach erleuchteten Gang dämpfte die Schritte, und die Frau schien in ihrem bodenlangen Gewand gleichsam über dem Boden zu schweben.
Cocos Gedanken rasten.
Wenn es im Umfeld um das Studio irgend etwas gab, das mit Magie und der Schwarzen Familie zu tun hatte, dann war es unglaublich perfekt getarnt - und ein solcher Aufwand an Geheimnistuerei war nur zu rechtfertigen, wenn das wirkliche Geheimnis von außerordentlichem Gewicht war.
„Hier hinein, bitte."
Die schwarzgekleidete Frau trat höflich zur Seite und gab den Weg in ein Zimmer frei. Cocos Blick fiel auf einen sehr alten, wuchtigen Schreibtisch und den Mann der dahinter saß.
„Willkommen", sagte der Mann und stand auf.
Er war groß und hager, vor allem im Gesicht, das zum Teil von einem gepflegten Vollbart verdeckt wurde. Die Augen waren auffallend groß, dunkel und unergründlich. Eine Hand mit langen Fingern deutete auf den schweren Sessel vor dem Schreibtisch.
„Nehmen Sie Platz", sagte der Mann. Mit einer knappen Handbewegung trieb er die Empfangsdame aus dem Raum. „Mein Name ist Grohner, ich leite dieses Studio."
Coco setzte sich und bemühte sich dabei, nicht allzu selbstsicher zu wirken. Mit einer schüchternen Geste legte sie den Zeitungsausschnitt auf den Tisch.
„Sieh an", murmelte Grohner und lächelte. Er griff nach dem Papier und las den Text.
Coco senkte ein wenig den Blick.
Während Grohner anscheinend den Anzeigentext las, war er in Wirklichkeit damit beschäftigt, Coco abzuschätzen - auf eine keineswegs erfreuliche Art und Weise. Das war nicht der Blick eines Mannes, der die Schönheit einer Frau betrachtete und vielleicht seine Chancen in Gedanken abwog - es sah eher nach dem Blick eines Metzgers aus, der das Schlachtgewicht taxierte.
„Von wem haben Sie diesen Text bekommen", sagte Grohner. Er legte das Papier auf den Schreibtisch zurück und lehnte sich in seinem Sessel zurück. „Diese Anzeige haben wir seit langem nicht mehr veröffentlicht."
Coco setzte ein zaghaftes Lächeln auf.
„Zufall", sagte sie zögernd. „Ich fand die Zeitung bei meinem Einzug in eine leere Wohnung."
„Sie sind erst seit kurzem in Köln?"
Coco nickte.
Der Mann gefiel ihr überhaupt nicht, und Coco war viel zu intelligent, um die Absichten nicht zu erkennen, die hinter den Fragen des Mannes lagen. Daher spielte sie ihre Rolle weiter und gab die Auskünfte, die Grohner wohl am besten ins Konzept paßten.
Danach war sie Studentin, gerade Waise geworden, ganz neu in Köln und ohne Freunde, verwirrt von der Großstadt, da sie aus einem kleinen Nest
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