148 - Die Satan GmbH
niemandem, daß Sie uns aufgesucht haben - unsere Geheimnisse sind schließlich nicht für den geistigen Pöbel bestimmt."
„Ich werde daran denken", versprach Coco und stand auf. Wie herbeigezaubert stand wieder die Frau in Schwarz im Raum.
Grohner reichte Coco die Hand. Sie ergriff sie - und spürte, wie sich ihre Nackenhaare aufstellten. Von irgendwoher schien der kalte Hauch des Todes durch den Raum zu wehen und Cocos Körper zu berühren. Sie schauderte.
Grohner spürte es und lächelte. Er sah siegesgewiß aus. Fest hielt er Cocos Hand mit seinen langen Fingern umklammert.
Coco wußte nun - Grohner hatte irgend etwas mit Magie zu tun.
Aber Grohner selbst war kein Magier, auch kein Dämon. Er war ein Mensch, aber ein Mensch, der mit starker Magie in Berührung gekommen war, ohne daß sie Besitz von ihm ergriffen hätte.
„Ich werde kommen", versprach Coco. Sie wollte nach dem Zeitungsausschnitt greifen, aber den hatte Grohner bereits an sich genommen, zerknüllt und in den Papierkorb geworfen.
„Ich freue mich darauf', sagte Grohner lächelnd.
Coco fröstelte noch, als sie wieder auf der Straße stand. Die schwarzgewandete, schweigsame Frau hatte sie zum Ausgang geführt.
Niemand hatte Coco nach ihren Papieren gefragt - ja, erst jetzt fiel Coco ein, daß sie nicht einmal ihren Namen genannt hatte. Eine seltsame Beklommenheit befiel Coco.
An Gefahren war sie gewöhnt, das brachte das Leben an Dorians Seite mit sich. Auch vor der Schwarzen Magie fürchtete sich Coco nicht. Vor Dämonen empfand sie Furcht und Respekt, ließ sich aber davon nicht ins Bockshorn jagen.
Aber dieser Fall lag anders. Der Schrecken war nicht offenkundig. Irgendwo, tief verborgen und gut versteckt, lauerte in diesem merkwürdigen Fall das Grauen, die Vorahnung einer finsteren Macht, die Coco vor völlig neue Probleme stellen konnte.
Es war das Unbekannte, das ihr ein wenig Furcht einflößte - nicht das Böse selbst, sondern dessen Vorahnung.
Coco Zamis straffte sich. Sie war entschlossen, diesem Fall auf den Grund zu gehen. Der Himmel über Köln hatte sich zugezogen. Verwundert stellte Coco fest, daß sie fast zwei Stunden in dem seltsamen Haus verbracht hatte.
Die Straße war leer. Weit entfernt führte ein alter Mann seinen Hund spazieren. Von einem Gebäude in der Nähe wehte die Fahne einer schlagenden Studentenverbindung. Das Bild konnte nicht friedlicher sein…
Coco stieß einen Seufzer aus.
Von dem Besuch des Studios abgesehen, hatte sie sich für diesen Tag nichts vorgenommen. Daher entschloß sie sich, zu Fuß zum Hotel zurückzugehen und dabei soviel wie möglich von der Stadt kennenzulernen.
Während sie durch die Straßen wanderte, empfand sie einmal mehr den beklemmenden Kontrast zwischen der sichtbaren und der unsichtbaren Wirklichkeit. Viele Menschen, die Coco sehen konnte, hatten es eilig. Und niemand ahnte etwas von der allgegenwärtigen Drohung. Immer wieder streckte die Schwarze Familie ihre gierigen Krallen nach den Menschen aus, lockte und zerrte sie heran, um die Macht des Bösen zu vergrößern. Ohne Dorian Hunter, seine Freunde und Mitarbeiter, ohne die vielen anderen Menschen, die sich seit langen Zeiten dem Würgegriff der Dämonen entgegenstellten, wäre diese Welt schon lange zum Spielzeug der Schwarzen Familie geworden.
Aber wer sorgte sich deswegen; wer wußte überhaupt davon.
In Gedanken versunken war Coco durch die Straßen gewandert. Sie hatte ein wenig die Orientierung verloren. Coco sah sich um. Ein Dutzend Meter entfernt stand ein Fahrzeug der Polizei. Ein Beamter war damit beschäftigt, die Papiere eines Mannes zu kontrollieren, dessen Wagen eine Ausfahrt versperrte.
Coco trat auf den Beamten zu. Er war mittelgroß, außerordentlich kräftig und riß verwundert Augen und Ohren auf, als Coco ihn anredete und nach dem Weg fragte.
Coco hörte aufmerksam zu und unterdrückte ein Schmunzeln. In dem vollbärtigen Polizisten hatte sie offenkundig einen neuen Verehrer ihrer Schönheit gefunden. Den letzten Beweis lieferte der Polizist, der ihr mit offenem Mund nachstarrte, als sie langsam weiterging.
Wütend ließ Willi Grabosc die Wohnungstür ins Schloß fallen. Die Dienstmütze landete nach kurzem Flug auf einem Regal, auf dem sich Bücher türmten.
Grabosc murmelte eine Verwünschung.
Was immer er auch anfaßte - irgendwie ging es schief, vor allem dann, wenn er erfolgreich war. Seine jüngste Idee zur Bekämpfung der Unsittlichkeit hatte ihm zunächst Anerkennung seiner
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