148 - Die Satan GmbH
sich, was Ihrer Tochter gehört hat?"
Die Frau nickte und nestelte eine Kette aus ihrer Handtasche, daran baumelte ein Amulett. Wortlos gab sie es an Coco weiter.
Ein Goldkettchen mit einem Totenschädel daran, dessen Augenhöhlen geheimnisvoll leuchteten. Leuchtfarbe, diagnostizierte Coco, keinerlei Magie. Deli war kriminellen Elementen in die Hände gefallen, das war alles. Coco drehte den schweren Totenkopf aus Metall in der Hand hin und her; fast erwartete sie, auf der Rückseite einen Herstellerstempel aus Fernost zu finden.
Dann machte Coco Zamis einen folgenschweren Fehler. Sie sah Maria Taylor noch einmal an. Deren Augen schwammen in Tränen, aber sie beherrschte sich mit aller Kraft.
Hereingefallen,
dachte Coco,
auf den ältesten Frauentrick aller Zeiten.
Laut sagte sie: „Ich werde zusehen, was ich machen kann. Kennen Sie Adressen von Kneipen, Clubs oder Lokalen, in denen Deli öfter verkehrt hat in der letzten Zeit?"
Maria Taylor schüttelte den Kopf.
„Wie ist denn Deli überhaupt an diese Leute geraten?"
„Ich glaube über eine Zeitungsanzeige", erklärte die Mutter. „Ich habe diesen Zettel auf ihrem Schreibtisch gefunden. Und das ist ein Foto meiner Tochter.
Coco betrachtete das Foto.
Deli Taylor war ein hübsches Mädchen, ein wenig kleiner als der Durchschnitt, ausgesprochen schnuckelig - der Typ Frau, der bei Männern als erstes Beschützerinstinkte wachrief.
Die Anzeige war aus der Zeitung herausgeschnitten worden, das Blatt und das Erscheinungsdatum ließen sich nicht mehr feststellen.
Der spirituelle Weg zum Selbst,
las Coco. Das Papier war schon etwas gelblich.
Erfahrungen in transzendenten Erlebnissen, bewußtseinsübergreifenden Prozessen, Hinführung zu außergewöhnlichen Seinsgestaltungen vermittelt seriösen Interessenten das Studio für Astral-Transzendentale- Aural-Neubelebung.
Coco spitzte die Lippen.
Wenn man das Wort „für" wegließ, ergaben die Initialen dieses seltsamen Instituts das Wort SATAN, und das war gewiß kein Zufall. Für Coco allerdings war es ein Hinweis mehr darauf, daß Deli im kriminellen Untergrund verschwunden war.
„Kennen Sie diese Anschrift?"
Maria Taylor schüttelte den Kopf.
„Nun ja, dafür gibt es Stadtpläne. Ich werde mich darum kümmern", versprach Coco. Das Badewasser begann langsam kühl zu werden, außerdem ging der Sekt zur Neige.
„Ich will Ihnen nichts versprechen", sagte Coco Zamis. „Ob ich Ihnen oder Ihrer Tochter helfen kann, weiß ich nicht. Diese Angelegenheit ist zugegeben ein wenig mysteriös, aber ob sie in unser Fach fällt…"
Ihr Gegenüber zog die Brauen in die Höhe.
„Unser Fach?"
Coco ging nicht darauf ein. Es hätte sehr viel Zeit gekostet, der Frau klarzumachen, was es in der Welt an Dingen und Phänomenen gab, die sich normalem Begriffsvermögen entzogen. Außerdem hätte diese Wahrheit die leidgeplagte Mutter in noch größere Ängste gestürzt.
„Ihnen ist klar, daß Sie mit dem Schlimmsten rechnen müssen."
„Daß Deli… Sie meinen… tot?"
Coco schloß für einen kurzen Augenblick die Lider. Tot - wie viele Opfer des Bösen wären glücklich gewesen, wäre der Tod das einzige Schrecknis im Leben eines Menschen gewesen? „Vielleicht", sagte Coco rauh. Sie sah Maria Taylor voll an.
„Und wenn es eine Möglichkeit gibt, Ihrer Tochter zu helfen, werde ich alles tun, was ich kann", sagte Coco. Sie lächelte. „Sobald ich morgen früh wieder bei Kräften bin."
Maria Taylor griff noch einmal in ihre Handtasche. Sie hielt ein blaues Sparbuch in die Höhe.
„Ich vertraue Ihnen", sagte sie leise. „Ich weiß selbst nicht, wieso, aber ich tue es. Das Kennwort lautet,
Deliah.
Bedienen Sie sich, wenn es nötig ist."
Dann stand sie auf und wandte sich abrupt zum Gehen.
Coco Zamis seufzte leise.
Worauf hatte sie sich da wieder eingelassen…?
„Vertan, vertan", murmelte Polizeiobermeister Grabosc kopfschüttelnd. Er betrachtete den Dienstplan, der für ihn wieder einmal eine unangenehme Überraschung bereithielt.
Irgend jemand in den höheren Etagen hatte es sich einfallen lassen, eine Anzahl junger Polizisten, die ihren Dienst in Köln beginnen sollten, mit einem Bus durch die Stadt chauffieren zu lassen, damit die frischgebackenen Ordnungshüter einen Eindruck von ihrem Dienstbereich bekamen. Und da es im Schutzbereich 1, zu dem Altstadt und fast die ganze Innenstadt bis zur Bahnlinie gehörten, nur wenige Beamte mit einem Busführerschein gab, hatte es wieder einmal Willi Grabosc
Weitere Kostenlose Bücher