148 - Nosferata - die Blut-Lady des Dr. Satanas
Körper ragte wie ein
Auswuchs zwischen dem Schutt und dem Toten empor.
Ein schwarzer harter Schatten entstand mit
dem Aufrichten an der Wand hinter ihr. Er wurde erzeugt durch den Lichtkegel
der Taschenlampe, der die mysteriöse und häßlich wirkende Gestalt voll traf.
Der Schatten, den Nosferata warf, war noch
mal um die Hälfte größer als ihr wirklicher Körper und schien auf der rauhen,
feuchten Wand hinter ihr ein eigenständiges Leben zu fuhren.
Der Rücken war leicht gekrümmt, der spitze
Kopf mit dem ungepflegten, von grauen Strähnen durchzogenen Haar etwas nach
vorn gereckt wie ein Schnabel. Lang und affenartig hingen die Arme herab.
Nosferata faßte die beiden Menschen ins Auge,
musterte erst den bis ins Mark erschreckten Frederik Kadens, der die Welt nicht
mehr begriff, und dann den Fremden, der die Waffe noch in der Hand hielt.
»Nur einer, werter Museumsdirektor, kann der
Gewinner sein«, sagte der Mordschütze ungerührt. »Ich habe die Chance beim
Schopf gepackt und werde mit Nosferata einige interessante Unternehmungen
starten. Ich werde ihr zeigen, wer diesmal ihr Herr ist. Ein Herr, der es
jedoch gut mit ihr meint. Ich werde sie neu einführen in die Welt. Ich bin sicher,
daß auch Sie - entweder durch Nachdenken oder durch Zufall - über kurz oder
lang dahintergekommen wären, was für ein Geheimnis und welch rätselhaftes Leben
Nosferatas Körper birgt. Ich bin lediglich zuvorgekommen. Ich glaube, daß der
bessere von beiden den Sieg davongetragen hat. So wie es überall im Leben ist.«
Der Sprecher hob die Rechte, und die Mündung
der Pistole zeigte auf Frederik Kadens’ Bauch.
Panik erfüllte den Mann aus Amsterdam.
»Wer sind Sie ?« ächzte er.
Da hob sein rätselhaftes Gegenüber die freie
Linke und faßte sich ins Gesicht.
Kadens sah, wie der andere mit Daumen und
Zeigefinger fest in seine Haut oberhalb der Nasenwurzel kniff und die Hand dann
blitzschnell nach vorn zog.
Seine Hand war nicht mehr leer. Etwas, das
aussah wie ein faltiger, dünner Lappen klebte zwischen den Fingern, und
Frederik Kadens begann an seinem Verstand zu zweifeln, als er sah, was es war.
Es war - das Gesicht des Fremden!
Er hatte einfach - wie eine lappige Maske -
sein ganzes Gesicht abgezogen
und stand nun gesichtslos vor ihm.
»Satanas !« sagte die
Stimme aus der grauen, formlosen Masse, in der es keine Augen, keine Nase und
keinen Mund mehr gab. »Mein Name ist Dr. Satanas .«
*
An der Straßenkreuzung East 59. Street, Park
Avenue in New York war der Teufel los.
Die Passanten nahe der Ampel, wo ein Mann wie
eine Fackel brannte, spritzten schreiend auseinander.
Larry spurtete los ...
Und nicht nur er!
Wenige Schritte von ihm entfernt, wo die
»Kinderschwester« den Rollstuhl schob, entstand ebenfalls Bewegung.
Morna Ulbrandson lief los.
Sie sauste mit dem Rollstuhl über die Straße
und kam auf Larrys Höhe.
Sie riß die dunkelblau karierte Wolldecke von
den Beinen ihrer Kollegin und warf sie X-RAY-3 zu. Der fing die Decke auf und
war bei dem Brennenden, ehe die Umstehenden begriffen, was sich da eigentlich
abspielte.
Die Situation hatte sich so schnell und von
Grund auf geändert, daß keiner begriff, was sich eigentlich abspielte.
Auch Larry mußte sich im stillen gestehen,
von den Ereignissen überrumpelt worden zu sein.
Daran hatte niemand gedacht. Sie hatten sich
alle auf die Aktentasche konzentriert, weil Satanas in seiner Telefondrohung
eindeutig von einer Bombe gesprochen hatte.
Der Fremde selbst war die Bombe gewesen. Sie
war aber nicht wie eine normale Dynamitladung explodiert, sonst hätte sie ihn
zerrissen. Auf geheimnisvolle Weise war Punkt 17.30 Uhr Feuer aus dem Körper
des Unglücklichen geschlagen.
Er hieb schreiend um sich, in Rauch und
Flammen.
Zwei, drei beherzte Passanten zogen ihre
Mäntel und Jacken aus. Aber Larry Brent war schneller.
Mit einem Hechtsprung war er bei der
lichterloh brennenden Gestalt und warf die Decke über sie.
Er wollte die Flammen ersticken, riß den Mann
zu Boden, wälzte sich mit ihm über den Bürgersteig und drückte die Decke so eng
wie möglich an den Körper des Opfers, um die Sauerstoffzufuhr abzuschneiden,
die die Feuerentwicklung begünstigte.
Rauch quoll aus den Ritzen.
Mit fliegenden Fingern klappte Larry die
Decke zurück, um den Unglücklichen nicht durch eigene Aktion noch zu ersticken.
Grauen schnürte ihm die Kehle zu, als er sah,
daß sein ganzer Einsatz für die Katz war.
Das Feuer ließ sich nicht
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