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1482 - Clarissas Sündenfall

1482 - Clarissas Sündenfall

Titel: 1482 - Clarissas Sündenfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wirbelten, und sie schaute Mason Hall scharf an, der die Arme vor der Brust verschränkt hatte und sich recht lässig gab. Wer ihn nicht kannte, hätte ihn kaum für einen Polizisten gehalten. Das schmale Gesicht, der kahle Kopf und dazu der Knebelbart wiesen eher auf einen Künstler hin. Seine Augen waren dunkel und zeigten den Ausdruck eines gewissen Spotts.
    »Wie ist das passiert?«
    Mason Hall hob die Schultern. »Ich bin nicht berechtigt, Ihnen dar über Auskunft zu geben…«
    Jane unterbrach ihn. »Hören Sie, das ist kein Spaß, und ich bin auch nicht zum Spaß hier. Ich habe einen Auftraggeber. Man zahlt mir ein Honorar dafür, dass ich Curd Previne finde.«
    »Warum? Was hat er angestellt?«
    »Unterschlagungen. Sein Arbeitgeber hat mich auf seine Spur gesetzt, und die habe ich hier in Thorpe gefunden. Das ist alles. Ich hatte vor, mit Ihnen zusammenzuarbeiten, aber dass Sie mir so kommen, das finde ich sehr ungewöhnlich.«
    »Und jetzt ist er tot. Sie können Ihrem Auftraggeber sagen, dass er Previne vergessen kann.«
    »Er hat hier gewohnt, nicht?«
    »Ja, zur Untermiete.«
    »Und wie ist er gestorben?«
    »Man hat ihn ermordet, als er die kleine Filiale einer Bank überfiel.«
    »Wer tat es?«
    Hall hob die schmalen Schultern. Jane Collins glaubte ihm diese Geste nicht. Der Mann wollte nichts sagen. Er zeigte sich verstockt.
    Jane sah ihm an, dass er sie am liebsten zum Teufel gewünscht hätte.
    »Warum wollen Sie mir nichts sagen?«
    »Weil es Sie nichts angeht, Miss Collins. Ihr Job hier ist erledigt. Nein – anders. Er hat noch gar nicht angefangen. So sehe ich die Dinge, und dabei bleibt es.«
    »Meinen Sie?«
    »Ja.« Er reckte sich im Sitzen. »Ich kann Ihnen nicht verbieten, sich hier im Ort aufzuhalten, das steht fest. Aber ich weiß verdammt genau, dass es hier nichts zu schnüffeln gibt. Sie sind keine Polizistin, merken Sie sich das. Und sollte ich feststellen, dass Sie sich trotzdem einmischen, gibt es Ärger.«
    Jane hatte ihn reden lassen und legte auch jetzt eine Pause ein. Für ihren Geschmack zeigte der Mann eine Überreaktion, und sie wusste, dass dies einen Grund haben musste. Nur würde der Mann ihn ihr nicht nennen. Sie konnte sich zudem vorstellen, dass er selbst im Dunkeln tappte. Der Mord an Curd Previne schien ihm überhaupt nicht zu behagen.
    »Sie haben mich verstanden, Miss Collins?«
    »Sehr gut.«
    »Dann…«
    »Weiß man schon, wer es getan hat?« Jane hatte den Sergeant mit dieser Frage überrascht.
    Er war schon dabei, eine Antwort zu geben, aber im letzten Augenblick riss er sich zusammen und schloss den Mund. Er brauchte eine kurze Pause um zu sagen: »Das geht Sie nichts an.«
    Jane lächelte etwas mokant. »Ich bitte Sie, Sergeant. Sie dürfen nicht vergessen, wen Sie vor sich haben. Privatdetektive sind…«
    »Schnüffler, nur Schnüffler!« zischte er. »Und jetzt möchte ich Sie bitten, mein Büro zu verlassen. Ich habe zu tun.«
    »Natürlich, Sergeant, ich werde gehen.«
    »Das wollte ich Ihnen auch geraten haben.«
    Jane stand auf. »Aber wir sehen uns bestimmt noch«, sagte sie, und diesmal lächelte sie honigsüß.
    Bevor Mason Hall etwas erwidern konnte, hatte sie sich umgedreht und war schon an der Tür.
    Schnell hatte sie das Gebäude verlassen und ging ein Stück die Hauptstraße entlang. Auf der Fahrt in den Ort war ihr die Bankfiliale schon deshalb aufgefallen, weil sie geschlossen war und ein Mensch in der Uniform eines Polizisten davor gestanden hatte. Curd Previne hatte sie also überfallen.
    Ein normaler Überfall oder nicht?
    Jane Collins hatte durchaus ihre Zweifel. Ihr Gefühl sagte ihr, dass mehr dahintersteckte. Hier wurde etwas unter der Decke gehalten, das nicht ans Tageslicht kommen sollte und durfte.
    Aber warum?
    Jane sah ein, dass ihre Möglichkeiten begrenzt waren. Aber es gab jemanden, bei dem das nicht so war. Der Mann war ihr bester Freund und hörte auf den Namen John Sinclair…
    ***
    Eigentlich empfand sie ihr Zimmer als groß genug. Aber es gab auch Zeiten, da dachte sie anders darüber. Da spürte sie dann eine gewisse Enge, als würden sich die Wände aufeinander zu bewegen, um sie irgendwann zu erdrücken.
    So erging es Clarissa an diesem Abend. Sie sah die Vorzeichen als nicht gut an, denn das Gefühl der Beklemmung bedeutete wiederum, dass sie keinen Schlaf bekam. Oder so gut wie keinen, denn wenn sie in den Schlummer fiel, kamen die Anderen.
    So nannte sie die Besucher.
    Die Anderen. Die Wesen von einer fremden Seite.

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