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1493 - Höllenschwur der Zwillinge

1493 - Höllenschwur der Zwillinge

Titel: 1493 - Höllenschwur der Zwillinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Maureen zuckte zusammen. Die junge Frau wollte nicht hinschauen und schloss die Augen. »Bitte«, hauchte sie, »bitte…«
    Mirja lachte. »Keine Sorge, Schwesterherz, wir müssen ihn nicht weihen.«
    »Ich weiß.«
    »Oder hast du Angst?«
    Maureen brachte das eine Wort nur mühsam hervor. »Wieso?«
    »Du siehst so aus.«
    »Unsinn, es ist ja alles abgesprochen. Aber jetzt – ich meine…« Sie verdrehte die Augen. »Bitte, nimm das Messer wieder weg, Mirja!«
    Die Angesprochene schüttelte den Kopf. Mit leiser Stimme gab sie die Antwort.
    »Das ist kein Messer, Maureen, das ist ein Dolch. Eine besondere Waffe, die man nicht einfach in einem Kaufhaus erwerben kann. Sie wird uns Kraft geben, das ist mir gesagt worden. In dieser Klinge steckt etwas, vor dem die meisten Menschen Angst haben. Aber wir brauchen das nicht, und ich sage dir, dass dieser Dolch für mich etwas Lebendiges ist. Er wird uns die nötige Kraft geben, die Kraft für die nahe und auch weitere Zukunft.« Mirja holte tief Atem, bevor sie weitersprach. »Ich werde deine Haut jetzt mit der Spitze berühren. Nur berühren, nichts anderes, und dann wirst du mir sagen, was du spürst.«
    »Gut…«
    Maureen verkrampfte sich trotzdem und musste sich wahnsinnig stark zusammenreißen, als sie den Druck an ihrer Kehle spürte, jedoch keinen Schmerz und auch nicht die Nässe eines Blutstropfens.
    »Na?«
    Maureen schloss die Augen. »Es ist warm, nicht kalt. Beinahe sogar angenehm.«
    »Sehr gut, Schwesterherz. Dann spürst du also, dass in dieser Klinge etwas Besonderes steckt, und das muss auch so sein. Man muss überzeugt sein von dem, was man vorhat. Sich immer voll und ganz darauf verlassen, das ist es doch.«
    »Ja, ich verstehe.«
    »Wunderbar. Dann kann nichts schief gehen. Unsere große Stunde liegt dicht vor uns. Es ist das, worauf wir so lange gewartet haben und worauf wir hinarbeiteten. Die Dunkelheit ist perfekt, und niemand wird uns beobachten können.«
    »Stimmt.«
    Mirja zog den Dolch wieder weg. Sie strich mit dem Zeigefinger der linken Hand über die Klinge. Dabei gab sie ein leises Stöhnen ab. Dieser Dolch war für sie das Höchste überhaupt. Dass er sich in ihrem Besitz befand, glich noch immer einem kleinen Wunder. Aber jetzt besaß sie den Dolch, und sie würde ihn freiwillig nicht mehr hergeben, das stand fest.
    Sie gingen davon aus, dass sie nicht entdeckt wurden. Hierher traute sich kaum ein Mensch, und in der Nacht schon gar nicht. Es war ruhig, niemand würde das Ritual stören, und sie hatten sich in der Theorie lange genug vorbereiten können.
    »Wir steigen aus«, sagte Mirja.
    Ihre Schwester nickte. Die Gurte hatten sie bereits gelöst. Sie mussten nur die Wagentüren öffnen, um ins Freie zu gelangen.
    Die Nacht empfing sie nicht mit eiskalten Armen, sondern mit Temperaturen, die kurz vor dem zweistelligen Bereich lagen, denn in diesem Winter war alles anders. Da gab es im Januar Temperaturen wie sonst nur im März.
    Mirja hatte den Platz ausgesucht, wo das Ritual stattfinden sollte.
    Es war eine kleine Lichtung, die mitten im Wald lag. Dort hatte sie schon alles vorbereitet, und ihre Schwester war gespannt darauf, was sie alles geboten bekommen würde.
    »Gut, dass es nicht windig ist«, sagte Mirja und schaute zum Himmel.
    »Warum?«
    »Wegen der Kerzen. Die Flammen müssen brennen.«
    »Hast du die Kerzen denn dabei?«
    »Nein, Schwesterherz. Sie sind bereits da. Du weißt doch, wenn ich etwas in die Tat umsetze, ist alles gut vorbereitet. Da brauchst du dir keine Sorgen zu machen.«
    »Ja, das ist gut.«
    Mirja kannte den Weg. Sie nahm Maureen an die Hand und führte sie auf den Wald zu. In der Nacht sah dessen Rand aus, als wäre er undurchlässig, was sich schnell als Einbildung herausstellte, denn es gab genügend Platz zwischen den Bäumen. Sie konnten beinahe normal gehen, und dabei störten sie auch die langen Mäntel nicht.
    Nur der Untergrund war weicher geworden, und oft hörten sie das Rascheln des Laubs, wenn sie darüber hinwegschritten.
    Vor dem Betreten des Waldes hatten sie den Wind gespürt. Das war jetzt anders. Hier gab es keinen Hauch, der gegen ihre Gesichter wehte. Hier herrschte die große Stille.
    Maureen ging hinter ihrer Schwester her. Sie hatte zugestimmt. Sie wollte das Ritual auch durchziehen, aber nicht mit der gleichen Begeisterung wie ihre Schwester. Sie fühlte sich schon ein wenig überfordert, und deshalb hatte sie Mirja alles überlassen.
    Mirja war auch die Ältere. Zwei Minuten vor

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