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1499 - Rattenwelt

1499 - Rattenwelt

Titel: 1499 - Rattenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Miller konnte was vertragen. Am nächsten Morgen war er dann friedlich und entschuldigte sich immer wieder. Das alles war bekannt, das nahmen Constabler Edwin Proctor und die an deren Beamten auch hin, die Miller von klein auf kannten.
    Aus einem Regal im Office holte Proctor einen zweiten Teller und eine zweite Tasse. Auf den Teller legte er eines der beiden hart gekochten Eier. Er fügte auch die Hälfte des Schinkens hinzu, ebenso wie eine Scheibe Brot.
    Den Kaffee kippte er in eine große Tasse, stellte alles auf ein Tablett und machte sich auf den Weg zur Zelle. Der Bund mit den Schlüsseln steckte in seiner Jackentasche.
    Es gab zwei Zellen im Hinterraum des Reviers. In einer hockte Miller, die andere war leer. Proctor konnte sich kaum daran erinnern, dass sie mal belegt gewesen wäre. Nur einmal nach einem großen Dorffest, als es eine Prügelei gegeben hatte. Ansonsten reichte eine Zelle aus.
    Er musste durch einen Flur, der den Charme eines leeren Kühlschranks hatte. Die Zellen lagen im hinteren Bereich. Vorn befanden sich die Türen zu den beiden Toiletten, die Proctor passierte. Er balancierte das volle Tablett auf seinen Händen und rief wenig später den Namen des Eingesperrten.
    »He, Miller, bist du wach?«
    Er erhielt keine Antwort.
    »Frühstück kommt!«
    Auch jetzt erwiderte Miller nichts.
    Nicht, dass der Constabler besorgt geworden wäre, aber ein wenig verwunderte ihn das Verhalten des alten Schluckspechts schon. Das war nicht Millers Art. Er hätte zumindest einen Laut von sich gegeben. So war es bisher immer gewesen.
    Vor der Tür blieb Proctor stehen.
    Um sie aufzuschließen, stellte er das Tablett ab. Zwei Schlösser mussten geöffnet werden. Er hätte auch durch das Guckloch schauen können, das aber ersparte er sich.
    Er nahm das Tablett wieder hoch, balancierte es auf einer Hand und zog die Tür auf, die sich recht träge bewegte und mal wieder geölt werden musste.
    Er schaute in die Zelle.
    Dabei hatte er ein bestimmtes Bild vor Augen. Der Tisch, der Stuhl und das Bett. Das war’s. Sie war nicht so steril eingerichtet wie in den Revieren der großen Städte. Hier gab es noch eine gewisse Gemütlichkeit, wie er immer sagte. In der Wand über dem Bett befand sich ein Fenster aus Glasbausteinen. Man konnte es kippen, was auch hier der Fall war.
    Er sah es mit einem Blick, er wollte etwas sagen, dann aber hatte Edwin Proctor das Gefühl, aus dem wirklichen Leben gerissen zu werden. Er sah alles, nur kam es ihm vor, als würde er es verzerrt sehen – wie das Standfoto aus einem Horrorfilm.
    Auf dem Bett hockte Miller.
    Er musste es einfach sein. Für den Constabler gab es keine andere Alternative. Er sah nicht mehr so aus wie bei seiner Einlieferung.
    Sein Körper war bis auf die Knochen abgenagt, denn auf der Pritsche saß so etwas wie ein Skelett…
    ***
    Das war ein Schock am frühen Morgen. Diesen Anblick empfand Edwin wie ein Schlag ins Gesicht. Er war plötzlich nicht mehr er selbst, er glaubte, dass sich hier Wirklichkeit und Film miteinander vermischten. Alles an ihm war eingefroren.
    Dann fing Proctor an zu zittern. Er merkte nicht, dass sein Tablett kippte und die darauf stehenden Sachen über den Rand rutschten und zu Boden fielen. Erst das Scheppern der zerspringenden Kaffeetasse riss den Constabler wieder aus seiner Erstarrung.
    Es war grauenvoll. Die Gestalt auf der Pritsche war nicht mehr der alte Miller. Das war eine Horrorgestalt aus blanken Knochen und Fleischresten. Halb saß er, halb lag er. Die Wand gab ihm die nötige Stütze. Die linke Seite seines Kopfes war noch nicht ganz zerfressen.
    Da hing noch die Haut wie ein Lappen nach unten. Blut bedeckte die Matratze auf der Pritsche und auch den Boden davor. Miller hatte keine Lippen mehr, die Nase war auch weg. Die blanken Knochen schauten hervor, und plötzlich bewegte sich etwas hinter seinem Rücken und huschte dann an der Wand hoch.
    Ein Tier – eine Ratte!
    Sie kratzte mit ihren Krallen und war wenig später durch den Fensterspalt verschwunden.
    Erst jetzt nahm der Constabler erst richtig wahr, was hier geschehen war. Es war für ihn nicht zu fassen. Die Starre verließ ihn, er brauchte jetzt Luft, und er fing an zu zittern.
    Das hielt auch an, als er den Mund öffnete und sich der Schock freie Bahn verschaffte.
    Der Schrei wurde ganz tief in der Kehle geboren. Dann löste er sich in einem Geräusch, das kaum zu beschreiben war. Er brüllte los, als wollte er die Mauern des Reviers einreißen.
    Dabei taumelte er

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