1507 - Insel der Monster
Rachens.
Das Geschöpf gab seine Angriffshaltung sofort auf, peitschte mit dem Schweif das Geäst und ergriff die Flucht.
Kassian war plötzlich auch da. Er stocherte mit einem abgerissenen Ast in der Höhlung herum, doch ein zweites Tier war nicht vorhanden. „Ich dachte schon, du - du wolltest schießen", stotterte er.
Ich bedachte ihn mit einer Verwünschung. „Was glaubst du eigentlich, wen du vor dir hast, du Küken? Paß auf, daß du nicht auf abgelegten Eiern herumtrampelst. Das ist ein idealer Platz für ein Nest."
„Aber ich habe doch mit dem Stock ..."
„Du sollst sorgfältig nachsehen!" fuhr ich ihn an. „Erstens zerstöre ich nicht gern die Brut unbekannter Lebewesen, und zweitens wäre ein Nest ein guter Grund für die Rückkehr der Echse.
Nachsuchen!"
Unser Modellathlet wirkte plötzlich verstört. Von der Seite hatte er mich noch nicht kennengelernt. Meistens hatte ich ihn nur mit Spott traktiert, doch hier wurde es ernst.
Er durchsuchte vorsichtig das blaugrüne Unterholz. Ein Nest oder abgelegte Junge waren nicht vorhanden.
Demnach hatte das vielbeinige Tier nur Deckung vor uns gesucht und aus Angst den Rachen aufgerissen.
Ich drückte mit den Händen sichthindernde Pflanzen aus dem Weg und legte den Abstrahllauf meiner Waffe auf die Felskante.
Kassian schritt gebückt näher und kniete neben mir nieder. Klugerweise verzichtete er auf eine Bemerkung.
Ich schaltete mein Nachtsichtgerät auf Vergrößerungsfaktor acht. Die zehn ausgemachten Schweber waren motorschlittenähnliche Konstruktionen mit langgestreckten Sitzbänken hinter den Windschutzverkleidungen.
Die darauf sitzenden Lebewesen konnte ich nicht Identifizieren. Immerhin besaßen sie zwei Arme und zwei Beine.
Als sie ihren schnellen Vorwärtsflug aufgaben und zu kreisen begangen, wurde klar, warum sie so plötzlich hinter der Hügelkette hervorgekommen waren.
Sie suchten etwas! Wonach aber konnte man auf dieser Insel schon suchen?
Kassian hing ähnlichen Überlegungen nach. Er flüsterte, obwohl es in der Situation nicht nötig war. „Ob da wohl jemand aus dem Lager entwichen ist? Oder sind die auf der Jagd?"
„In stockdunkler Nacht?"
„Ach so, ja, es ist ja dunkel. Entschuldigung! Ich habe mich so an das Sichtgerät gewöhnt, daß ich ..."
Er sah mein Abwinken und schwieg sofort.
Die schlanken Luftfahrzeuge kamen kreisend näher. Sie waren fast lautlos. Plötzlich erkannte ich schemenhaft den schüsseiförmigen Kopf eines Piloten. Er wurde von einem flachen Helm mit vorn und hinten integrierten Klarsichtscheiben bedeckt.
Es waren also Blues, die auf den schnellen Maschinen saßen. Wonach suchten sie? Wenn es sich um flüchtige Lebewesen handelte - wieso bekam ich kein Individual-Ortungsergebnis herein? Und warum sah sich der Blue wie ein Jäger um, der nie etwas von einer technisch machbaren Objekterfassung gehört hat? „Ich dachte, das wäre eine Welt der Linguiden", meldete sich mein junger Freund. „Was haben die Tellerköpfe hier zu suchen? Auch noch mit schwerbewaffneten Aufsitzgleitern?"
Die erste Antwort bekamen wir in der Form eines intermittierenden Feuerstoßes, dessen weißglutende Bahnen die Nacht zerrissen.
Die Hochenergieschüsse zuckten aus der Windverkleidung des vorderen Luftgleiters hervor, schlugen in das Gelände ein und erzeugten dort glutflüssige Krater.
Gleich darauf vernahm ich das Krachen gewaltsam verdrängter Luftmassen, die hinter den Strahlschüssen in das entstandene Vakuum zurückfielen. Die auf den Gravogleitern kauernden Intelligenzen meinten es ernst!
Was immer sie jetzt jagten - es hatte kaum eine Chance.
Wenn es aber Lebewesen waren, so mußten sie eigentlich ein ortbares Zellstrahlungsmuster besitzen.
Ich befragte nochmals meinen Pikosyn. Die Anmeßversuche waren negativ.
Den Jägern schien es nicht besser zu ergehen, oder sie hätten ihre Opfer längst eingepeilt. Es sah ganz so aus, als müßten sie sich auf ihre sicherlich vorhandenen Nachtsichtgeräte verlassen. „Wenn es Lebewesen sind!" meldete sich mein Logiksektor.
Die zehn Luftgleiter kippten nun alle Augenblicke nach vorn ab, um mit ihren starr eingebauten Waffen feuern zu können. Zirka fünfhundert Meter entfernt brach die Hölle los. Das Stakkato der Energiewaffen übertönte jedes andere Geräusch. Es klang wie das Hämmern alter Maschinenkanonen.
Etwas schlug mit Wucht gegen die Unterseite meines Rückentornisters. Ich drehte mich instinktiv um und riß gleichzeitig die am Fels aufgelegte
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