1507 - Insel der Monster
KARMINA war abhörsicher. Man konnte frei sprechen.
Atlan räusperte sich nach einer langen Denkpause. Dann sah er auf den Zeitmesser. Es war 14:03 Uhr am 19.
Januar 1170 NGZ. Man wartete immer noch auf eine Erklärung des Friedensstifters. „Ich kann dir nicht ganz folgen, Perry. Meine Erlebnisse beweisen eindeutig, daß die angeblich so untadeligen Linguiden Mordsöldner anwerben und diese auf entflohene Kranke feuern lassen. Shaenors flaue Ausreden ziehen bei mir nicht."
„Begreift er überhaupt, daß diese Klon-Serie zum Töten gezüchtet wurde?"
Atlan lachte humorlos auf. „Und ob er es begreift! Er und seine Leute kommen mit den gewalttätigen Kranken nicht zurecht.
Also hat man Omni-Blues angeworben. Die schaffen es spielend. Wer im Wahn flüchtet, wird erschossen, aber nicht, weil seine Individualimpulse die Omnis dazu zwingen, sondern weil man die Verformten vor jedermann in der Galaxis geheimhalten will. Niemand soll sie sehen. Die Tatsache, daß man sie wegen einer solchen Eitelkeit erschießen läßt, zeigt mir, daß mein Verdacht gegen die untadeligen Linguiden richtig ist. Sie sind gerissene Betrüger. Mit denen werden wir es noch zu tun bekommen!"
Rhodan war nervös. Man sah es ihm an. Sein Gesicht war schmal geworden. Atlan wußte, daß auch der Freund unter dem Verlust des Zellaktivators litt. Man sprach nicht darüber. „Ich bin bereit, den Linguiden die Unterstützung des Galaktikums anzubieten", erklärte Perry schließlich. „Was hältst du davon?"
Atlan winkte ab. Seit den Erlebnissen auf Teffon war er noch argwöhnischer geworden. „Nichts! Sie wollen dem Bund nicht beitreten. Ich ahne, warum sie es nicht wollen. Wenn man als Außenseiter handelt, wird man nicht mit den Vorschriften der Vereinten Galaktischen Völker belastet."
„Man genießt aber auch nicht die Vorteile."
„Darauf pfeifen die Behaarten. Die verschaffen sich ihre Macht auf andere Weise. Denke an das Jergelen-System. Der sogenannte Friedensstifter soll endlich die Wahrheit sprechen, also etwas tun, was er angeblich als Lebensziel ansieht. Laß dich von ihm nur nicht einwickeln. Für meinen Geschmack glaubst du ihm schon viel zu viel."
Rhodan breitete resignierend die Hände aus und schaute ebenfalls auf den Zeitmesser. „Na gut, bleibe bei deiner Meinung. Aramus Shaenor hat uns auf sein Schiff eingeladen. Kommst du?"
„Nein!" lehnte Atlan nochmals ab. So unpersönlich hatte ihn Perry lang nicht mehr gesehen. „Der scheinheilige Fast-Lügner hat mich in die Strahlermündung seiner Söldner blicken lassen. Beim Treffen in der Savanne wollte er sich absetzen und seine Bluthunde auf mich loslassen. Sie haben gegen die Absprache im Urwald gelauert. Kassian und Ben Mahur haben sie geortet! Ich bleibe hier und nehme holographisch an der Konferenz teil. Ich will mich nicht erneut beschwatzen lassen und in den direkten Bann des Kerls geraten.
Den kann er nämlich nur dann entwickeln, wenn man ihm direkt gegenübersteht."
Rhodan erhob sich. Er trug eine Galakombination, was der Arkonide mißlaunig zur Kenntnis nahm. „Prächtig, Terraner!" höhnte er. „Alle Ehre den Wahren und Guten. Finde für mich heraus, was mit den Linguiden los ist. Für die Transmitterunverträglichkeit muß es eine Ursache geben. Eigentlich ..."
Atlan unterbrach sich und schaute auf seine Fingerkuppen. „Was?" fragte Rhodan zurück. „Eigentlich sind mir die Belange der Linguiden gleichgültig. Jedes Volk hat einmal Pech. Mich stört lediglich die Tatsache, daß man lügt und verschleiert. Hüte dich vor den Linguiden!"
Perry verabschiedete sich, eilte zu den Beiboothangars und flog zum Raumschiff des Friedensstifters hinüber.
Es war eine zweihundert Meter lange Delphin-Konstruktion mit dem Namen VAROAR. Aramus hatte den Raumer von Balin Weydar übernommen.
Die Konferenz dauerte bereits vier Stunden!
Es war unglaublich, welchen wohlgesetzten Redeschwall der Meister aller Meister auf die zuhörenden Terraner niederprasseln ließ. Und Rhodan schien auch noch beeindruckt zuzuhören!
Endlich, nach der vierten Stunde, packte Rhodan den Friedensstifter härter an.
Dann endlich gab er zu, daß sein Volk an einer Erbkrankheit litt, die zu bekämpfen bisher noch nicht gelungen war. Darüber hinaus stand noch in Frage, ob es wirklich eine Erbkrankheit war.
Man würde schon seit über hundert Jahren verzweifelt aber in Liebe forschen. Dabei würde man einem gelegentlichen Zwangsirrtum von daseinsbedrückender Vehemenz unterworfen
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